Heldyn / Pflege / Pflegestufe 2 – Ein Überblick

Pflegestufe 2 – Ein Überblick

Finanzielle und rechtliche Aspekte, Pflege

Pflegebedürftigkeit ist ein Thema, das viele Menschen in Österreich direkt oder indirekt betrifft, sei es durch eigene Erfahrungen oder durch die Betreuung nahestehender Personen. Im Zuge dessen spielen die sogenannten Pflegestufen eine zentrale Rolle. Sie dienen als Orientierungspunkt für die Schwere der Pflegebedürftigkeit und legen fest, welcher Unterstützungsbedarf besteht. In diesem Artikel fokussieren wir uns auf die Pflegestufe 2, um ein tieferes Verständnis für ihre Kriterien, Leistungen und Besonderheiten zu bieten.

Definition: Was ist Pflegestufe 2?

Kriterien zur Einstufung

Um in die Pflegestufe 2 eingestuft zu werden, muss der pflegebedürftige Mensch einen Pflegebedarf von mehr als 95 Stunden pro Monat, aber weniger als 120 Stunden pro Monat aufweisen [1]. Dieser Zeitrahmen kann variieren, je nach individueller Situation und Art der erforderlichen Pflege.

Die Einstufung berücksichtigt verschiedene Aspekte der Pflege, darunter:

  • Grundpflege: Dazu gehören Aktivitäten wie Anziehen, Waschen und Ernährung.
  • Hauswirtschaftliche Versorgung: Dies umfasst Tätigkeiten wie Kochen, Reinigen und Einkaufen.
  • Mobilisierung: Unterstützung bei Bewegungen, etwa Aufstehen, Gehen oder Positionieren.

Voraussetzungen und Bedingungen

Für die Zuordnung zur Pflegestufe 2 sind neben dem reinen Zeitaufwand auch andere Faktoren maßgeblich:

  • Medizinischer Befund: Dieser gibt Aufschluss über die Art und Schwere der Erkrankung oder Beeinträchtigung.
  • Selbstständigkeit: Hier wird bewertet, inwiefern die betroffene Person noch in der Lage ist, alltägliche Aufgaben ohne Hilfe zu bewältigen.
  • Soziale Umgebung: Auch die familiäre und soziale Situation spielt eine Rolle bei der Beurteilung.

Zur Einstufung in eine Pflegestufe ist in der Regel ein Gutachten erforderlich. Dieses wird von speziell geschulten Expert:innen erstellt, die sowohl die medizinische als auch die soziale Situation des Betroffenen berücksichtigen.

Unterschiede zu anderen Pflegestufen

Jede Stufe hat ihre eigenen Kriterien und ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Um die Besonderheiten der Pflegestufe 2 besser zu verstehen, ist es hilfreich, sie im Kontext der anderen Pflegestufen zu betrachten.

Pflegestufe 1 vs. Pflegestufe 2

Pflegestufe 1 bezeichnet in der Regel einen geringeren Pflegebedarf im Vergleich zur Pflegestufe 2:

  • Zeitaufwand: Bei Stufe 1 liegt der wöchentliche Pflegeaufwand meist unter 95 Stunden pro Monat, aber bei mehr als 65 Stunden [2].
  • Selbstständigkeit: Personen in Pflegestufe 1 können oft noch viele alltägliche Tätigkeiten allein ausführen und benötigen in erster Linie Unterstützung bei spezifischen Aufgaben.

Im Gegensatz dazu weist Pflegestufe 2 auf einen höheren Pflegebedarf hin, der durch einen erhöhten Zeitaufwand und eine größere Abhängigkeit von Hilfe in verschiedenen Lebensbereichen gekennzeichnet ist.

Pflegestufe 2 vs. Pflegestufe 3

Während die Pflegestufe 2 einen moderaten Pflegebedarf darstellt:

  • Zeitaufwand: Bei Stufe 3 liegt der wöchentliche Pflegeaufwand bei über 120 Stunden pro Monat [3].
  • Pflegeintensität: In der Pflegestufe 3 sind die Anforderungen an die Pflege häufig intensiver, beispielsweise durch schwerwiegendere gesundheitliche Einschränkungen oder eine größere Abhängigkeit in der Bewältigung des Alltags.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pflegestufe 2 eine mittlere Position im System der Pflegestufen einnimmt. Sie ist gekennzeichnet durch einen erheblichen, aber nicht extremen Pflegebedarf und erfordert eine entsprechende Unterstützung und Betreuung. Es ist wichtig, diese Unterscheidung zu kennen, um entsprechende Ressourcen und Unterstützungen gezielt zu nutzen.

Leistungen und Unterstützungen bei Pflegestufe 2

Für Personen, die in die Pflegestufe 2 eingestuft werden, gibt es in Österreich eine Reihe von Leistungen und Unterstützungsangeboten. Diese sollen sicherstellen, dass der individuelle Pflegebedarf gedeckt ist und Betroffene eine angemessene Betreuung und Versorgung erhalten.

Monatliche Geldleistungen

Bei der Pflegestufe 2 haben Betroffene Anspruch auf eine monatliche finanzielle Unterstützung von 322,70 €, um die Kosten für die Pflege und Betreuung zu decken [4]. Dieser Betrag ist dazu gedacht, die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und ihre Familien zu reduzieren und kann für verschiedene Zwecke eingesetzt werden, sei es für die Bezahlung eines Pflegedienstes, die Anschaffung von Pflegehilfsmitteln oder für sonstige pflegebedingte Ausgaben.

Sachleistungen und Dienste

Neben den Geldleistungen gibt es eine Reihe von Sachleistungen und Diensten, auf die Personen mit Pflegestufe 2 Anspruch haben können:

  • Ambulante Pflegedienste: Professionelle Pflegekräfte, die zu den Betroffenen nach Hause kommen, um bei der Pflege und Betreuung zu helfen.
  • Tages- und Nachtpflege: Angebote, bei denen Pflegebedürftige tagsüber oder nachts in einer Einrichtung betreut werden, während sie weiterhin in ihrem Zuhause leben.
  • Pflegehilfsmittel: Unterstützende Geräte und Hilfsmittel, wie z.B. Gehhilfen, Badehilfen oder spezielle Betten, die den Alltag erleichtern.
  • Beratungsdienste: Beratungsstellen und Informationsangebote, die bei Fragen zur Pflege, zu rechtlichen Themen oder zur Antragstellung helfen.

Zusätzliche Unterstützungsangebote

In manchen Fällen können noch zusätzliche Unterstützungsangebote relevant sein:

  • Kurzzeitpflege: Temporäre Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung, z.B. wenn die pflegenden Angehörigen in den Urlaub fahren oder eine Auszeit benötigen.
  • Hauswirtschaftliche Unterstützung: Dienste, die bei der Hausarbeit, beim Kochen oder Einkaufen helfen.
  • Therapeutische Angebote: Physiotherapie, Ergotherapie oder andere therapeutische Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität beitragen.

Übergang von einer Pflegestufe zur Nächsten

Der Zustand einer Person kann sich mit der Zeit verändern, was möglicherweise eine Höherstufung in eine andere Pflegestufe erforderlich macht. Wenn Sie denken, dass der Hilfebedarf gestiegen ist, können Sie eine Neubewertung beantragen. Dies folgt einem ähnlichen Prozess wie die ursprüngliche Antragstellung. Halten Sie jegliche Veränderungen, neue medizinische Berichte und andere relevante Informationen fest, um die Notwendigkeit einer Höherstufung zu betonen.

Fazit

Insgesamt unterstreicht das Pflegestufensystem in Österreich die Bedeutung einer individuellen und bedarfsgerechten Pflege. Um in die Pflegestufe 2 eingestuft zu werden, besteht ein Pflegebedarf zwischen 95 und 120 Stunden pro Monat. Finanziell erhalten Personen dieser Stufe einen Pflegegeldbetrag von 322,70 €.

Zusammenfassend ist allerdings festzuhalten, dass die Pflegestufe 2 in Österreich mit einer Vielzahl von Leistungen und Unterstützungsangeboten verbunden ist.  Es ist wichtig, dass Sie sich über die verfügbaren Angebote informieren und sie gezielt in Anspruch zu nehmen, um eine bestmögliche Pflege und Betreuung sicherzustellen. Dazu gehört auch bei Bedarf eine entsprechende Beratungsstelle in Betracht zu ziehen, um etwaige Unklarheiten so früh wie möglich zu klären.

[1] Vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, „Pflegegeld“, sozialministerium.at, 01.01.2023, https://www.sozialministerium.at/Themen/Pflege/Pflegegeld.html, 25.10.2023.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. ebd.

ÜBER DIE AUTORIN:
Consent Management Platform by Real Cookie Banner