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Blasenkatheter wechseln
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Blasenkatheter wechseln

Der Wechsel eines Blasenkatheters ist keine leichte Sache: die Reihenfolge und das detaillierte Vorgehen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Im folgenden Text finden Sie alle wichtigen Informationen zum Thema Blasenkatheter wechseln.

WIE OFT MUSS EIN BLASENKATHETER GEWECHSELT WERDEN?

Sofern es keine Probleme gibt, folgt der Wechsel einem bestimmten Intervall. Natürlich muss bei Entzündungen, Defekten oder Ablagerungen sofort reagiert werden. Klappt aber alles, bleibt ein Dauerkatheter für eine geregelte Zeitspanne im Körper „liegen“. Deshalb redet man auch von der Liegedauer.

Neigt sich die Liegedauer dem Ende zu, sollte der Blasenkatheter gewechselt werden. Voraussetzung ist, dass seine Verwendung weiterhin erforderlich ist. Dies klärt der Arzt!

FAUSTREGEL: DIE LIEGEDAUER IST MATERIALABHÄNGIG.

  • Blasenkatheter Mischung aus Silikon und Latex = Wechsel nach maximal zwei Wochen.
  • Blasenkatheter aus Silikon = Wechsel nach maximal sechs Wochen.
  • Blasenkatheter aus reinem Latex oder Polyurethan: Wechsel nach weniger als einer Woche.
  • Suprapubischer Katheter nach maximal zehn Wochen.

Einerseits beeinflusst die Liegedauer die Gefahr von Ablagerungen und Infektionen, andererseits birgt aber auch jeder Katheterwechsel eine Infektionsgefahr. Folglich erhöht sich das Vorkommen von Ablagerungen und Infektionen, je länger der Katheter im Körper verbleibt. Jedoch ist festzuhalten, dass es im Falle von Ablagerungen auch die Möglichkeit einer Katheterspülung gibt. Diese wird vor allem dann einem Wechsel vorgezogen, wenn die vorgesehene Liegendauer des Katheters noch nicht erreicht ist. Können die Ablagerungen trotz Spülung nicht beseitigt werden, so muss der Katheter schlussendlich doch gewechselt werden.

WIE FUNKTIONIERT DER WECHSEL EINES BLASENKATHETERS?

Blasenkatheter durch die Harnröhre (transurethral) bestehen aus einem Schlauch und einem Auffangbeutel. Der Schlauch führt die Harnröhre hinauf bis zur Blase. Dort wird er mit einem kleinen Ballon verankert. Beim Wechsel wird das ganze System gegen ein neues ausgetauscht.

Zudem gibt es Blasenkatheter in verschiedenen Größen. Aus gutem Grund: Der Durchmesser des Schlauchs muss zu den anatomischen Gegebenheiten passen. Auch bei der Form der Katheterspitze gibt es Unterschiede.

Jeder Wechsel erfordert daher viel Erfahrung und Fachwissen. Keinesfalls sollten Pflegepersonen oder ihre Angehörigen dies selbst versuchen! Voraussetzung ist immer eine Verordnung vom Arzt.

WIE IST DER ABLAUF BEI EINEM BLASENKATHETERWECHSEL?

Der Katheter wird durch die Harnröhre entfernt und neu eingeführt. Dafür gibt es eine grundlegende Vorgehensweise. Sie weicht nur in einigen Punkten ab, je nachdem, ob der Katheter beim Mann oder bei der Frau gelegt wird.

VORBEREITUNG

  • Patienten informieren. Einwilligung erfragen, dies ist mündlich + schriftlich möglich.
  • Intimsphäre beachten! Zimmertür / Vorhänge schließen.
  • Lagerung in Rückenlage. Beine anspreizen. Unterstützung des Beckens mit Kissen.
  • Tuch unterlegen, das Flüssigkeiten auffängt. Beim Mann zweites Paar Handschuhe bereitlegen.
  • Hygiene: Hände waschen, desinfizieren, Einmalhandschuhe anlegen.
  • Set zum Wechseln bereitlegen.
  • Genitalbereich aus Sauberkeit prüfen und bei Bedarf waschen.

DEN ALTEN KATHETER ENTFERNEN

Der Ballon zur Verankerung befindet sich in der Blase. Gefüllt ist er mit einer Blockadeflüssigkeit, deshalb bläht er sich auf. Damit der Katheter sich ziehen lassen kann, muss die Flüssigkeit entfernt werden. Dies funktioniert durch den Zwei-Wege-Schlauch: Mithilfe des einen Kanals wird der Urin abgeleitet. Der andere, kleinere Kanal führt direkt in den Ballon. Die Flüssigkeit lässt sich mithilfe einer Einwegspritze absaugen. Ist der Ballon leer, wird der Katheter vorsichtig entfernt. Was sich anschließt, entspricht dem Legen eines neuen Katheters.

NEUEN KATHETER LEGEN

Dies sind die weiteren Teilschritte:

  • Verbreitung aller notwendigen Materialien,
  • Desinfektion der Hände und anschließend Einweghandschuhe anziehen
  • Desinfektion der zu behandelnden Stelle
  • Gleitgel mit Lokalanästhetikum benutzen.
  • Katheter einführen und blockieren.
  • betroffene Person lagern, verbrauchte Materialien entsorgen, Hände waschen und desinfizieren.

WAS IST BEIM GLEITGEL ZU BEACHTEN?

Das Gleitgel erfüllt mehrere Aufgaben. Es soll das Vorschieben des Katheters erleichtern. Je nach Zusammensetzung betäubt es auch die Harnröhre. Oft enthält es darüber hinaus auch ein Antiseptikum, es hilft also, die Keimbelastung gering zu halten. Hier liegt aber eine mögliche Fehlerquelle.

Um eine echte Betäubung zu erzielen, muss das Gel einige Minuten einwirken. Wird diese Einwirkzeit nicht beachtet, kann der Wechsel eines Katheters schmerzhaft sein. Faustregel: Mindestens fünf Minuten einwirken lassen!

WARUM BRAUCHT ES DIE RÜCKENLAGE?

Der Wechsel erfolgt, während der Patient bei vollem Bewusstsein ist. Er sollte bestimmte Teile seines Körpers dabei so gut wie möglich entspannen. Das geschieht erfahrungsgemäß am besten auf dem Rücken: So kommt es zur vollständigen Entspannung von Blase und Harnröhre. Nur dann sind Ziehen wie auch Neulegen des Katheters problemlos möglich.

WORAUF SOLLTE MAN BEIM WECHSELN EINES BLASENKATHETERS ACHTEN?

BLASENKATHETER WECHSELN BEIM MANN

    • Verbreitung aller notwendigen Materialien;
    • Desinfektion der Hände und anschließend Einweghandschuhe anziehen;
    • Desinfektion der zu behandelnden Stelle;
    • Patienten auf dem Rücken lagern, Beine leicht angewinkelt;
    • Um die Harnröhre zu erreichen, muss die Vorhaut zurückgestreift werden;
    • Alten Katheter entfernen, wie beschrieben;
    • Anschließend säubert das Fachpersonal die Penisspitze.

Arbeitsmaterial: Tupfer, steril;

  • Handschuhwechsel! Möglich ist auch, anfangs zwei Handschuhe übereinander zu ziehen; + Dann: an diesem Punkt das äußere Paar abstreifen;
  • Penis abdecken. Arbeitsmaterial: Lochtuch. Penis soll frei liegen, Umgebung aber nicht;
  • Schaft in eine Hand nehmen. Mit der freien Hand das Gleitmittel auftragen (Öffnung der Harnröhre). Mehr Gleitmittel direkt in die Harnröhre spritzen. Mit Penisklemme verhindern, dass die Substanz wieder herausfließt. Etwas einwirken lassen. Arbeitsmaterial: Gleitmittel, Spritze, Penisklemme;
  • Zum Einführen des Katheters leicht am Penis ziehen, um die Harnröhre zu strecken;
  • Schlauch zunächst wenige Zentimeter einführen. Vorsichtig immer tiefer schieben;
  • Ist er in der Blase angekommen, weitere fünf Zentimeter (maximal) vorschieben;
  • Ballon füllen, Material: Blocksubstanz;
  • Check: fördert der Katheter ordentlich, und wie schaut der Harn aus (blutig, trüb etc.), je nach Inhaltmenge der Blase muss ggf. der Abfluss zwischendurch gestoppt werden um einen Kollaps der Blase (bedeutet: es wird zuviel Urin auf einmal abgelassen) zu verhindern
  • Katheter an sterilen Beutel anschließen. Ventil prüfen;
  • Am Ende die Vorhaut wieder an ihren Platz streifen;
  • Materialien entfernen, Hände waschen und desinfizieren;

BLASENKATHETER WECHSELN BEI DER FRAU

  • Hände waschen, desinfizieren. Einmalhandschuhe anlegen.
  • Patientin auf dem Rücken lagern, Beine leicht anwinkeln.
  • Alten Katheter entfernen, wie oben beschrieben.
  • Kleine und große Schamlippen spreizen: mit Zeigefinger und Daumen. Anschließend mithilfe steriler Tupfer desinfizieren. Wischrichtung zum Anus hin, weg vom Schambein.
  • Steriles Lochtuch so anlegen, dass die Umgebung verdeckt wird, jedoch die Öffnung der Harnröhre sichtbar bleibt.
  • Gleitmittel auf die Katheterspitze verteilen.
  • Katheter legen: Einführen in die Harnröhre. Langsam und schubweise weiterführen. Jeweils nur ein paar Zentimeter vorgehen.
  • Fließt Urin heraus, wurde die Blase erreicht. Nun noch maximal fünf Zentimeter vorschieben.
  • Ballon auffüllen mit Blocksubstanz.
  • Sterilen Auffangbeutel anschließen. Ventil prüfen.
  • Arbeitsmaterial entfernen, Hände waschen und desinfizieren.

GIBT ES RISIKEN BEIM KATHETERWECHSEL?

Selbst erfahrenen Personen können Fehler unterlaufen. Risiken sind deshalb leider nicht zu vermeiden. Sie lassen sich jedoch minimieren: durch eine sorgfältige, patientenzugewandte Arbeitsweise. Wichtig ist vor allem eine ruhige Umgebung. Zudem sollten die Grundlagen der Hygiene strikt beachtet werden.

MÖGLICHE PROBLEME BEIM WECHSEL – UND WAS ZU TUN IST!

Patient äußert Schmerzen: Sanfter vorgehen!

Mangelnde Hygiene: Sämtliche Arbeiten so hygienisch wie möglich ausführen.

Harnröhrenkrampf: Abwarten! Der Krampf löst sich von allein wieder. Erst danach weiterarbeiten.

Harnröhrenpassage stockt: Eventuell Katheter zu groß gewählt. Erneuter Versuch mit kleinerem Durchmesser.

Schließmuskel kann nicht passiert werden: Patienten husten lassen, dies löst den Schließmuskel. Zeitgleich sanften Druck auf den Blasenkatheter ausüben.

Das Blockieren darf nicht zu früh erfolgen. Erst wenn der Ballon wirklich in der Blase liegt, sollte er gefüllt werden. Das erkennt man daran, dass Urin fließt.

WER DARF EINEN BLASENKATHETER WECHSELN?

Wechseln darf den Blasenkatheter ausschließlich medizinisches Fachpersonal. Hierzu zählen vor allem Ärzt:innen. Dieser:diese delegiert die Aufgabe aber häufig an Pflegefachkräfte. In Österreich ist das Legen von Kathetern in §15 GuKG geregelt. Transurethrale Katheter dürfen demnach nur von Ärzt:innen oder nach ärztlicher Anordnung durch Angehörige des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege gelegt werden. Der:die anordnende Ärzt:in trägt die Verantwortung für die Anordnung (Anordnungsverantwortung), der:die Angehörige des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege trägt die Verantwortung für die Durchführung der angeordneten Tätigkeit (Durchführungsverantwortung).

Suprapubische Blasenkatheter werden im Zuge einer Operation von einer:m Ärzt:inmit Unterstützung von Pflegepersonal gelegt.

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