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Dekubitus

Der Artikel auf HeldYn.com bietet eine umfassende Betrachtung des Dekubitus, einer ernsthaften und oft vermeidbaren Komplikation, die vor allem bettlägerige Patient:innen betrifft. HeldYn adressiert dieses Problem mit einem breiten Spektrum an Pflegedienstleistungen, die auf die Prävention und Behandlung von Dekubitus ausgerichtet sind. Dazu gehören Wundversorgung, Anwendung des VAC-Systems, Physiotherapie, Kinästhetik, Infusionstherapie, Schmerzmanagement, stundenweise Pflege daheim und Hilfsmittelberatung sowie Aromapflege. Diese Leistungen tragen dazu bei, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Angehörige zu entlasten. 

Dekubitus – ein Wort, das bei vielen Menschen zunächst Schrecken auslöst. Doch was steckt eigentlich dahinter?

Dekubitus, auch bekannt als “Druckgeschwür”, ist eine chronische Wunde, die oft in der Kranken- bzw. Altenpflege übersehen oder als “Tabu-Thema” abgestempelt wird. Aber die Wahrheit ist, dass es sich dabei um eine schmerzhafte, ernste und dennoch oft auch vermeidbare Komplikation für jene Menschen handelt, die aufgrund von Alter, Krankheit oder Unfall immobilisiert sind. Es kann zu lebensbedrohlichen Infektionen und Schmerzen führen und ist zudem ein wichtiger Faktor, der die Gesundheit und das Wohlbefinden von bettlägerigen Patient:innen beeinträchtigen kann.

In diesem umfangreichen Artikel werden wir – neben vielen anderen Aspekten – die Ursachen, Risikofaktoren, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Dekubitus untersuchen. Wir werden auch präventive Maßnahmen besprechen, die jeder ergreifen kann, um das Risiko der Entwicklung von Druckgeschwüren zu reduzieren.

Ob Sie selbst betroffen sind oder eine Person kennen, die oder der anfällig für Dekubitus ist – dieser Beitrag wird Ihnen helfen, das erste Wissen zu erlangen, das Sie benötigen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen, die für längere Zeit auf eine Bettruhe angewiesen sind, zu verbessern.

Hinweis: Auf heldyn.com finden Sie weitere informative Beiträge zur Vorbeugung von Dekubitus, zu der Wundversorgung von Dekubitus und zu den Wundheilungsphasen von Dekubitus.

 

Eine Pflegekraft legt einen Verband am Unterschenkel einer älteren Person an

1. WAS IST DEKUBITUS?

Das Wort “Dekubitus” kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet “sich niederlegen”. Ein Dekubitus wird häufig auch als Dekubitalulcus (Ulcus = Geschwür), Dekubitalgeschwür, Druckgeschwür, Wundliegegeschwür oder als Drucknekrose bezeichnet. Umgangssprachlich wird Dekubitus auch als Wundliegen bezeichnet. Diese Begriffe werden verwendet, um den Zustand von Gewebeschäden zu beschreiben, die durch Druck entstehen, wenn eine Person längere Zeit in derselben Position verbleibt.

Der Begriff Dekubitus wird des Öfteren als Synonym für das englische Wort “bedsore” verwendet, obwohl der medizinische Ausdruck “Dekubitus” im Allgemeinen eine breitere Bedeutung hat und auch andere Körperbereiche betreffen kann, die unter Druck stehen, wie z.B. die Fersen, Knöchel, Hüften oder Schultern.

Wie bereits angedeutet, entsteht Dekubitus, wenn die Haut über einen längeren Zeitraum hinweg unter Druck steht, was zu einer Einschränkung der Blutzufuhr und des Sauerstoffangebots führt. Dadurch wird das Gewebe der betroffenen Person geschädigt und es können Geschwüre entstehen. Die betroffenen Hautbereiche sind meist solche, die über knöchernen Vorsprüngen liegen, wie beispielsweise das Steißbein, die Hüften, die Schulterblätter oder die Fersen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko einer Dekubitus-Entwicklung erhöhen können. Einer der wichtigsten ist die Immobilität, da bettlägerige Patient:innen länger andauernden Druck auf bestimmte Hautbereiche ausgesetzt sind. Aber auch andere Faktoren, wie eine schlechte Ernährung, ein geschwächtes Immunsystem, Inkontinenz, Diabetes oder Durchblutungsstörungen können das Risiko einer Erkrankung erhöhen.

Die Symptome von Dekubitus können sich je nach Schweregrad unterschiedlich bemerkbar machen. In den frühen Stadien sind oft nur Rötungen und Schmerzen zu spüren, später können sich diese zu offenen Wunden weiterentwickeln. In schweren Fällen kann es außerdem zu einer Infektion kommen, die sich auf andere Körperbereiche ausbreiten und lebensbedrohlich werden kann.

Die verschiedenen Stadien von Dekubitus werden in der Regel in vier Kategorien eingeteilt:

  •      Stadium 1: Rötung der Haut, die bei Druck verschwindet
  •      Stadium 2: Oberflächliche Wunden und Blasenbildung
  •      Stadium 3: Tiefere Wunden, die bis ins Gewebe reichen
  •      Stadium 4: Schädigung von Knochen, Muskeln und anderen Geweben

Die Behandlung von Dekubitus hängt vom jeweiligen Schweregrad der Erkrankung ab. In den frühen Stadien kann eine einfache Maßnahme wie eine regelmäßige Umlagerung der Person ausreichen, um den Druck auf die betroffenen Hautbereiche zu reduzieren und die Heilung zu fördern. In späteren Stadien können jedoch spezielle Verbände, chirurgische Eingriffe oder Antibiotika erforderlich sein, um Infektionen zu behandeln und die Wundheilung zu unterstützen.

Die beste Methode, um Druckgeschwüren vorzubeugen, ist eine regelmäßige Umlagerung. Durch die Veränderung der Position wird der Druck auf die Haut vermindert und die Durchblutung wird gefördert. Eine gute Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit und Vitaminen ist ebenfalls wichtig, um das Immunsystem zu stärken.

Abgrenzung von Dekubitus zu IAD (Inkontinenzassoziierte Dermatitis)
Dekubitus IAD
Scharfe Abgrenzung der Wunde Gehäuft an Hautfalten ( z.B. Steißbein)
Auftreten an prominenten Knochenstellen (z.B. Kreuzbein) Flächig verteilt
Schlechte Durchblutung Gute Durchblutung oberflächlich
Trockene oder feuchte Nekrose

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitus-Stadien nach ICD- 10“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, 23.07.2024.

2. DEKUBITUS-PATIENT:INNEN IN ÖSTERREICH: ZAHLEN UND FAKTEN

In Österreich leiden laut der Österreichischen Gesellschaft für Wundbehandlung (ÖGW) schätzungsweise 250.000 Menschen an Dekubitus, was etwa 3% der Gesamtbevölkerung entspricht.

Die meisten Dekubitus-Patient:innen sind ältere Menschen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität aufgrund von Erkrankungen wie Querschnittlähmung oder Multiple Sklerose. Laut der ÖGW sind bis zu 60% der Dekubitus-Patient:innen älter als 65 Jahre.

Die Schwere der Dekubitus-Fälle variiert, wobei etwa 80% der Fälle als mäßig oder schwer eingestuft werden. Der finanzielle Aufwand für die Behandlung von Dekubitus-Patienten:innen in Österreich ist beträchtlich. Laut einer Studie der ÖGW im Jahr 2018 kostet die Behandlung einer schweren Dekubitus-Patientin bzw. -Patienten im Durchschnitt 20.000 Euro pro Jahr.

Um die Prävention und Behandlung von Dekubitus zu verbessern, hat die österreichische Regierung verschiedene Initiativen gestartet. Ein Beispiel ist das Programm “Pflege 24h”, das bereits 2017 ins Leben gerufen wurde und darauf abzielt, die Qualität der Pflege in der Langzeitpflege zu verbessern.

3. Welche Symptome Gibt Es Bei Einem Dekubutis?

Dekubitus-Symptome können je nach Schweregrad und Dauer der Druckbelastung unterschiedlich ausfallen und sind folglich in vier Stadien eingeteilt, die von der Rötung der Haut bis zur Bildung eines tiefen Gewebedefekts reichen. Die Symptome sind meist Hautveränderungen, die gut mit dem Auge erkennbar sind.

Im ersten Stadium des Dekubitus, auch als “Rötung” oder “Erythem” bezeichnet, wird die Haut an der betroffenen Stelle rot, glänzend oder empfindlich. Dieses Stadium wird oft als Vorstufe des Dekubitus betrachtet und tritt innerhalb weniger Stunden bis Tage auf, wenn der Druck auf die betroffene Stelle nicht gelöst wird. Eine solche Rötung kann aufgrund von Durchblutungsstörungen entstehen, die durch die Kompression der Blutgefäße in der Haut verursacht werden.

Das zweite Stadium des Dekubitus, auch als “Blasen” oder “Hautdefekt” bezeichnet, ist gekennzeichnet durch eine oberflächliche Schädigung der Haut und der Unterhaut. Die Haut wird rot und es bildet sich eine Blase oder ein Geschwür. Das Gewebe unter der Haut kann schmerzhaft sein und sich anfühlen, als sei es verhärtet oder überhitzt. Wenn der Druck auf die betroffene Stelle nicht reduziert wird, kann sich der Hautdefekt verschlimmern und in das dritte Stadium übergehen.

Im dritten Stadium des Dekubitus wird die Schädigung des Gewebes noch tiefer und betrifft auch Muskeln und Sehnen. Die betroffene Stelle kann einen Krater bilden, in dem tote Haut- und Gewebeteile sichtbar sind. Die umgebende Haut kann blau oder schwarz werden. Es kann zu Infektionen kommen, die sich auf das umliegende Gewebe ausbreiten und lebensbedrohlich werden können, wenn sie nicht behandelt werden.

Das vierte Stadium des Dekubitus ist der schwerste und tiefste Grad der Gewebeschädigung. Das betroffene Gewebe und möglicherweise sogar Knochen sind betroffen. Die Wunde ist groß und tief, mit einer breiten Öffnung. Der Schmerz ist in der Regel geringer, da die Nerven durch die Gewebeschädigung zerstört wurden. Infektionen und andere Komplikationen sind häufig und können zum Tod führen.

Es ist wichtig, auf Anzeichen von Dekubitus zu achten und diese rechtzeitig zu behandeln, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Wenn Symptome von Dekubitus auftreten, sollte unverzüglich eine Ärztin bzw. ein Arzt oder ein qualifiziertes medizinisches Fachpersonal konsultiert werden, um eine geeignete Behandlung einzuleiten.

StadiumZeit bis zum AuftretenEigenschaftenSchmerz-Level
Stadium 1: Nicht wegdrückbare RötungWenige Stunden bis wenige TageDie betroffene Stelle ist gerötet, aber es liegt noch kein Gewebeverlust vor.Kein oder nur geringer Schmerz
Stadium 2: Oberflächlicher HautdefektWenige Tage bis wenige WochenEs liegt eine oberflächliche Wunde oder Blase vor, die die Haut und möglicherweise auch das darunterliegende Gewebe betrifft.Mäßiger Schmerz
Stadium 3: Tiefer HautdefektMehrere Wochen bis mehrere MonateEs liegt ein tiefer Defekt vor, der das Unterhautfettgewebe betrifft und möglicherweise auch Muskeln und Knochen.Schwerer Schmerz
Stadium 4: Tiefes GewebsgeschwürMehrere Monate bis JahreEs liegt ein tiefes Geschwür vor, das das Muskel- und Knochengewebe betrifft.Sehr starker Schmerz

4. Welche Ursachen Hat Ein Dekubitus?

Ein Dekubitus entsteht durch eine Kombination aus Druck, Reibung und Scherkräften auf die Haut und das darunterliegende Gewebe. Diese Kräfte können zu einer verminderten Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gewebes führen, was letztendlich zu Gewebeschäden führt. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung eines Dekubitus erhöhen können, und in diesem Abschnitt werden wir uns eingehender mit genau diesen Ursachen befassen.

Immobilität und Bewegungseinschränkung

Einer der Hauptursachen für die Entwicklung eines Dekubitus ist die Immobilität oder Bewegungseinschränkung. Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung gezwungen sind, längere Zeit im Bett zu verbringen oder im Rollstuhl zu sitzen, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung von Dekubitus. Dies liegt daran, dass der Druck, der auf die Haut und das Gewebe ausgeübt wird, wenn eine Person längere Zeit in derselben Position verbleibt, die Durchblutung und Sauerstoffversorgung beeinträchtigt und letztendlich zu Gewebsschäden führt.

Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

Eine unzureichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr können ebenfalls das Risiko für die Entwicklung eines Dekubitus erhöhen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalorien, Protein und Vitaminen ist wichtig für die Regeneration des Gewebes. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann außerdem zu einer Dehydration führen, was die Haut und das Gewebe in Folge anfälliger für Schäden macht.

Alter

Das Alter ist ein weiterer wichtiger Faktor, der das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöht. Ältere Menschen haben eine dünnere und empfindlichere Haut, die anfälliger für Schäden ist. Darüber hinaus sind ältere Menschen häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen, die ihre Mobilität einschränken und somit ebenfalls das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen können.

Inkontinenz

Auch Menschen, die an Inkontinenz leiden, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Dekubitus. Feuchtigkeit auf der Haut kann diese empfindlicher machen und die Reibung und Scherkräfte erhöhen. Darüber hinaus kann Urin und Stuhl die Haut chemisch reizen und das Risiko für Infektionen erhöhen, was wiederum zu einer Verschlimmerung des Dekubitus führen kann.

Nervenschäden

Auch Menschen mit Nervenschäden oder neurologischen Erkrankungen, die die Empfindlichkeit der Haut beeinträchtigen, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung von Druckgeschwüren. Sie können nämlich Schmerzen oder Druck auf der Haut nicht (vollständig) wahrnehmen und sind daher oftmals nicht in der Lage, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Schäden am Gewebe zu vermeiden.

Andere medizinische Zustände

Neben den zuvor genannten Faktoren kann eine Vielzahl von medizinischen Zuständen

das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen, einschließlich Diabetes, Kreislaufprobleme, Herzinsuffizienz und anderen chronischen Erkrankungen. Ebenso können Menschen, die eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erhalten, auch ein erhöhtes Risiko für Dekubitus haben, da diese Behandlungen das Gewebe erheblich schwächen und empfindlicher machen.

Medizinische Geräte und Ausrüstungen

Medizinische Geräte und Ausrüstungen, wie z.B. Beatmungsgeräte, Infusionspumpen und Katheter, können das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen. Der Grund: Diese Geräte können Reibung und Scherkräfte auf die Haut ausüben und so das Risiko für Gewebeschäden erhöhen.

Reibung und Scherkräfte

Neben dem Druck spielen auch Reibung und Scherkräfte eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Dekubitus. Reibung entsteht, wenn sich die Haut über eine Oberfläche bewegt, z.B. wenn eine Person im Bett hin und her rutscht. Scherkräfte entstehen, wenn die Haut in zwei verschiedene Richtungen gezogen wird, z.B. wenn eine Person aus dem Bett gehoben wird. Beide Kräfte können die Haut und das Gewebe beschädigen und somit das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen.

 

Älterer Mann sitzt auf einem Rollstuhl und schaut aus dem Fenster raus

5. Wie Wird Ein Dekubitus Diagnostiziert?

Die Diagnose von Dekubitus basiert auf einer umfassenden klinischen Untersuchung, die eine Bewertung der Haut und des darunterliegenden Gewebes sowie eine Anamnese der Patientin oder des Patienten umfasst. Je weiter ein Dekubitus fortgeschritten ist, desto schneller kann (aufgrund der Schmerzen, der Sichtbarkeit und ggfs. des Geruchs) eine Diagnose erfolgen. Eine rechtzeitige Diagnose ist entscheidend für die Behandlung eines Druckgeschwüres und die Verhinderung von Komplikationen. In diesem Abschnitt werden daher die wichtigsten Diagnosemethoden für Dekubitus vorgestellt.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Anamnese umfasst eine detaillierte medizinische Geschichte der Patientin oder des Patienten und ihrer bzw. seiner Erkrankungen, einschließlich jeglicher Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Ernährungsstatus und Mobilität. Eine körperliche Untersuchung umfasst die Inspektion der Haut und des darunterliegenden Gewebes auf Anzeichen von Schäden oder Infektionen. Es ist besonders wichtig, den Druckgeschwür-Bereich zu bewerten, um festzustellen, ob eine Rötung oder Verfärbung der Haut vorliegt, ob das Gewebe weich oder hart ist, und ob es bereits Anzeichen von Geschwürbildung oder Eiter gibt.

Klassifizierung des Dekubitus

Die Klassifizierung von Dekubitus ist ein wichtiger Schritt der Diagnose. Das Stadium des Druckgeschwürs gibt an, wie tief das Gewebe betroffen ist und wie weit es sich ausgebreitet hat. Die Stadieneinteilung wird in der Regel von der National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP) übernommen und umfasst vier Stadien:

  •      Stadium I: Rötung der Haut, die bei Druck nicht verschwindet und auf eine beginnende Gewebeschädigung hinweist.
  •      Stadium II: Oberflächliche Wunden, die durch den Verlust von Haut und möglicherweise Gewebe darunter entstehen. Die Wunde kann in diesem Stadium als Blase oder offener Krater erscheinen.
  •      Stadium III: Tiefe Wunden, die das Unterhautgewebe betreffen. Die Wunde kann sich als Krater darstellen und Anzeichen von Fettgewebe aufweisen.
  •      Stadium IV: Schwere Schäden, die Muskeln, Knochen und sogar Gelenke betreffen können. Die Wunde kann in diesem Stadium tief und schwer zu behandeln sein.
Info
Tiefe der Wunde unbekannt

Um den Schweregrad einer Dekubituswunde einzuschätzen wird die Schädigung der Haut in 5 Kategorien oder Stadien unterteilt. Allerdings kann es auch vorkommen, dass die Tiefe der Wunde nicht erkenntlich ist. So können beispielsweise Beläge die Wunde 24.07.24 bedecken, wodurch sie sich keiner Kategorie zuordnen lässt. Alternativ kann auch eine vermutete tiefe Gewebeschädigung vorliegen, u.a. erkenntlich durch Verfärbungen der Haut. Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 6.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren können bei der Diagnose von Dekubitus nützlich sein, insbesondere bei der Bestimmung der Tiefe des Geschwürs und des Ausmaßes der Schädigung (z.B. der anliegenden Knochen). Zu den Bildgebungsverfahren, die häufig verwendet werden können, gehören Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT).

Laboruntersuchungen

Auch Laboruntersuchungen können hilfreich sein, um Infektionen und Entzündungen (z.B. Keimansiedlungen) im Zusammenhang mit Dekubitus zu erkennen. Zu den Tests, die durchgeführt werden können, zählen Blutuntersuchungen, Urinuntersuchungen und Wundkulturen.

Druckmessung

Die Druckmessung kann bei der Diagnose von Dekubitus hilfreich sein, insbesondere wenn es um die Identifizierung von Hochdruck-Bereichen geht.

Hautperfusion

Die Hautperfusion ist eine Technik zur Bewertung der Blutversorgung der Haut und des darunterliegenden Gewebes. Bei der Hautperfusion wird ein Sensor auf der Haut platziert, der das Blutvolumen und die Durchblutung der Haut misst. Eine eingeschränkte Perfusion kann ein Zeichen für Schäden am Gewebe sein.

Weitere spezielle Tests

In einigen Fällen können weitere spezielle Tests durchgeführt werden, um spezifische Ursachen für Dekubitus zu identifizieren. So können beispielsweise Stuhlproben auf das Vorhandensein von Bakterien untersucht werden, um Infektionen zu diagnostizieren. Auch eine Biopsie des Gewebes kann notwendig sein, um Krebs oder andere schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen.

Dokumentation

Eine umfassende Dokumentation ist ein wesentlicher Bestandteil der Diagnose von Dekubitus. Hierbei werden nicht nur die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung, der Tests und der Bildgebung dokumentiert, sondern auch der Verlauf des Geschwürs und die durchgeführten Behandlungen.

Info
Dekubitus und IAD

Dekubitus kann anderen Hautschädigungen ähneln, wie der IAD (Inkontinenzassoziierte Dermatitis) oder der venösen Ulzera. Mit der Diagnose unterscheiden sich allerdings auch die Therapieansätze. Um eine effektive Behandlung sicherzustellen, ist eine eindeutige Zuordnung somit unerlässlich. Merkmale von Dekubitus sind z.B. eine scharfe Abgrenzbarkeit der Wunde oder eine schlechte Durchblutung des Wundgrundes.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitus-Stadien nach ICD- 10“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, 23.07.2024.

6. Zu Welcher Ärztin Bzw. Welchem Arzt Sollte Man Bei Dekubitus Gehen?

Wenn es um die Behandlung von Dekubitus oder Druckgeschwüren geht, kann es schwierig sein, zu wissen, welche Ärztin oder welchen Arzt man wann aufsuchen sollte. In den meisten Fällen ist es ratsam, zu einer Ärztin bzw. einem Arzt oder einer medizinischen Einrichtung zu gehen, die über Erfahrung in der Behandlung von Dekubitus verfügt. In diesem Text werden die verschiedenen Fachärzt:innen vorgestellt, die in der Regel an der Diagnose und Behandlung von Dekubitus beteiligt sind.

Dermatolog:innen

Dermatolog:innen sind auf die Diagnose und Behandlung von Hauterkrankungen spezialisiert. Bei Verdacht auf einen Dekubitus können sie die Hautveränderungen begutachten und die Art und den Schweregrad des Druckgeschwürs feststellen. Zudem können Dermatolog:innen helfen, geeignete Behandlungsmöglichkeiten vorzuschlagen, um das Gewebe zu schützen und eine Heilung zu fördern.

Wundtherapeut:innen

Ein Wundtherapeut bzw. eine Wundtherapeutin ist ein/e speziell ausgebildete/r Pflegefachmann bzw. Pflegefachfrau, der/die darauf spezialisiert ist, komplexe Wunden wie Dekubitus zu behandeln. Diese können geeignete Verbandstoffe und Wundauflagen empfehlen, um das betroffene Gewebe zu schützen und die Heilung zu fördern. Zudem kann er/sie auch Schulungen für Pflegekräfte und Angehörige von Patient:innen durchführen, um eine korrekte Verbandswechsel-Technik zu gewährleisten.

Orthopäd:innen

Orthopäd:innen sind spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Knochen-, Gelenk- und Muskelproblemen. Bei Dekubitus können Orthopäd:innen helfen, die betroffenen Gelenke und Knochen zu entlasten, indem sie geeignete Hilfsmittel wie Lagerungsschalen oder spezielle Matratzen empfehlen. Dies kann dazu beitragen, den Druck auf die betroffenen Stellen zu reduzieren und das Risiko von weiteren Druckgeschwüren zu minimieren.

Internist:innen

Internist:innen sind auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen innerer Organe spezialisiert. Bei Patient:innen mit Dekubitus können Internist:innen helfen, zugrunde liegende Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck zu behandeln, die das Risiko von Dekubitus erhöhen können. Zudem können sie dabei unterstützen, die Ernährung der Patientin oder des Patienten zu optimieren, um die Wundheilung zu fördern.

Chirurg:innen

In seltenen Fällen kann auch eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, um ein fortgeschrittenes Druckgeschwür zu behandeln. Eine Chirurgin oder ein Chirurg kann die betroffenen Stellen operativ reinigen und das beschädigte Gewebe entfernen. In einigen Fällen kann eine Hauttransplantation notwendig sein, um das geschädigte Gewebe zu ersetzen und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Je nach Schweregrad und Fortschritt des Dekubitus gibt es verschiedene Spezialist:innen, die an der Behandlung beteiligt sein können. Ein interdisziplinärer Ansatz, bei dem mehrere Fachärzt:innen zusammenarbeiten, ist allerdings oft der beste Weg, um eine umfassende Behandlung sicherzustellen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Pflegekräften und anderen medizinischen Fachleuten kann dazu beitragen, dass die Patientin oder der Patient die bestmögliche Pflege und Behandlung erhält.

7. Welche Hautschichten Sind Bei Einem Dekubitus Betroffen?

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und erfüllt eine Vielzahl von Funktionen, darunter den Schutz des Körpers vor äußeren Einflüssen wie Keimen, UV-Strahlung und Verletzungen. Die Haut ist aus mehreren Schichten aufgebaut, darunter die Epidermis, Dermis und Subkutis.

Die Epidermis, auch Oberhaut genannt, ist die äußerste Schicht der Haut und besteht aus mehreren Schichten von Zellen, die kontinuierlich erneuert werden. Die oberste Schicht der Epidermis, die Hornschicht, besteht hauptsächlich aus abgestorbenen Zellen, die schützende Barrieren gegen äußere Einflüsse bilden.

Die Dermis, auch Lederhaut genannt, befindet sich unterhalb der Epidermis und besteht aus Bindegewebe, Kollagen und elastischen Fasern. Die Dermis enthält auch Blutgefäße, Nerven und Haarfollikel sowie Schweiß- und Talgdrüsen. Die Dermis ist für die Elastizität und Stärke der Haut verantwortlich.

Die Subkutis, auch Unterhaut genannt, ist die unterste Schicht der Haut und besteht aus Fettgewebe und Bindegewebe. Die Subkutis dient als Energiespeicher und isoliert den Körper vor Temperaturschwankungen.

Die betroffenen Hautschichten bei einem Dekubitus können je nach Schweregrad und Dauer der Erkrankung unterschiedlich sein. In den meisten Fällen sind jedoch die Epidermis und Dermis betroffen, während die Subkutis in schwereren Fällen betroffen sein kann.

Tipp
Gefährdete Stellen

Um Dekubitus so gut wie möglich vorbeugen zu können, sollte gefährdeten Hautpartien besondere Achtung zukommen. Sollte sich die betroffene Person in einer Liege-Position befinden gelten hier das Kreuzbein, die Fersen, die Hüftknochen, der Hinterkopf, sowie die Schulterblätter als besonders anfällig. Bei Sitz-Position besteht vor allem am Hinterkopf, der Wirbelsäule, den Ellenbogen, dem Gesäß, sowie an den Fersen ein erhöhtes Dekubitus-Risiko.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, ”Dekubitus”, apupa.at, n.d, https://www.apupa.at/dekubitus/, 23.07.2024.

Stadium I Dekubitus

Ein Stadium I Dekubitus tritt auf, wenn die Haut durch Druck oder Reibung geschädigt wird, aber keine offene Wunde vorhanden ist. Die betroffene Haut kann gerötet sein, schmerzen oder sich im Vergleich zu umliegenden Hautbereichen verhärten oder abkühlen. In diesem Stadium ist allerdings nur die Epidermis betroffen.

Stadium II Dekubitus

Ein Stadium II Dekubitus tritt auf, wenn sowohl die Epidermis, als auch die Dermis betroffen sind. Eine offene Wunde oder Blase kann vorhanden sein, die betroffene Haut kann rot, geschwollen oder schmerzhaft sein. Die Wunde kann außerdem nässen oder eine Kruste bilden.

Stadium III Dekubitus

Ein Stadium III Dekubitus tritt auf, wenn die Epidermis, Dermis und sogar Subkutis betroffen sind. Die Wunde kann sehr tief sein und das umliegende Gewebe kann absterben. Die Wunde kann sich zu einem Geschwür entwickeln und das darunterliegende Gewebe kann sichtbar werden.

Stadium IV Dekubitus

Ein Stadium IV Dekubitus tritt auf, wenn alle Hautschichten, einschließlich des Muskels, betroffen sind. Die Wunde ist sehr tief und kann bis auf Knochen und Gelenke reichen. Es kann schwierig sein, diese Art von Dekubitus zu behandeln, und eine Operation kann erforderlich sein, um das betroffene Gewebe zu entfernen.

 

Illustration der verschiedenen Hautschichten eines Menschen

Stadien von Dekubitus
StadiumMerkmale
Stadium INicht abblassende Hautrötung nach Fingerdruck
Stadium IITeilverlust der Haut
Stadium IIIVollständiger Verlust der Haut, Nekrose, tiefes offenes Geschwür
Stadium IVVollständiger Gewebeverlust

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitus-Stadien nach ICD- 10“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, 23.07.2024.

8. Was Sind Scherkräfte?

Scherkräfte sind Kräfte, die entstehen, wenn zwei Flächen aneinander reiben und sich dabei in unterschiedliche Richtungen bewegen.

In Bezug auf Dekubitus entstehen Scherkräfte, wenn eine Person längere Zeit in derselben Position verharrt und die Haut an der Unterseite des Körpers nicht ausreichend unterstützt wird. Wenn der Körper in eine andere Position verschoben wird, kann die Haut an der Unterseite des Körpers in eine andere Richtung gezogen werden, die verschiedenen Gewebeschichten verschieben sich dann gegeneinander, was zur Scherung führt. Dies kann dazu führen, dass die Haut und darunterliegende Gewebe beschädigt werden, insbesondere wenn Druckkräfte ebenfalls auf die Haut einwirken.

Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko von Scherkräften im Kontext von Dekubitus erhöhen können. Dazu gehören:

  •      Bewegungseinschränkungen: Personen, die aufgrund von Krankheit oder Verletzung ihre Position nicht ändern können, sind einem höheren Risiko von Scherkräften ausgesetzt. Die Auswirkungen von Scherkräften sind besonders stark bei Patient:innen, die sitzen, da der Druck in dieser Position etwa sieben Mal höher ist als beim Liegen.
  •      Feuchtigkeit: Wenn die Haut feucht ist, kann sie anfälliger für Scherkräfte sein, da sie weicher und anfälliger für Reibung ist.
  •      Unebene Oberflächen: Wenn eine Person auf einer unebenen Oberfläche liegt, kann dies zu einer erhöhten Reibung und Scherkräften führen.
  •      Fehlende Unterstützung: Wenn eine Person auf einer Oberfläche liegt, die ihre Körperkonturen nicht ausreichend unterstützt, kann dies zu Scherkräften führen, wenn der Körper in eine andere Position verschoben wird.

Scherkräfte können dazu führen, dass sich die Haut relativ zum darunterliegenden Gewebe bewegt, was die Durchblutung einschränkt und die Nährstoffversorgung beeinträchtigt. Dies kann dazu führen, dass die Haut geschwächt und anfälliger für Verletzungen wird. Es können z.B. Scherkräfte entstehen, wenn ein pflegebedürftiger Mensch ungewollt aus dem Bett oder Sessel rutscht. In schweren Fällen löst sich die Haut und das Gewebe ab und offene Wunden entstehen, die schwer zu heilen sind.

Eine weitere Auswirkung von Scherkräften kann die Beeinträchtigung der Hautbarriere sein. Die Hautbarriere ist eine wichtige Schutzschicht der Haut, die verhindert, dass schädliche Bakterien und Chemikalien in den Körper eindringen. Wenn Scherkräfte also auf die Haut einwirken, kann dies dazu führen, dass die Hautbarriere geschwächt wird, was das Risiko von Infektionen erhöht.

In einigen Fällen können Scherkräfte auch dazu führen, dass sich subkutanes Gewebe (Fettgewebe) vom Muskelfasziensystem löst, was als Fettgewebsnekrose bezeichnet wird. Diese Art der Schädigung tritt oft bei Patient:innen auf, die bereits an einer vaskulären Insuffizienz leiden. Dies kann zu Veränderungen der Hautfarbe führen, einschließlich rötlicher oder dunkelbrauner Flecken, und es kann sich ein offenes Geschwür entwickeln.

Scherkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Dekubitus und können schwerwiegende Auswirkungen auf die Haut und das darunterliegende Gewebe haben. Es ist daher wichtig, dass Scherkräfte möglichst früh erkannt und vermieden werden, um das Risiko von Dekubitus zu reduzieren. Regelmäßige Positionswechsel, die Verwendung von Hilfsmitteln, die Kontrolle der Feuchtigkeit und die Verwendung von geeigneter Kleidung sind einige der Maßnahmen, die ergriffen werden können, um Scherkräfte zu reduzieren.

9. Welche Risikofaktoren Gibt Es Bei Einem Dekubitus?

Das Verständnis der Risikofaktoren für Dekubitus ist von entscheidender Bedeutung, um die Prävention und Behandlung der Erkrankung zu verbessern. Primäre und sekundäre Risikofaktoren beziehen sich auf die zugrunde liegenden Ursachen von Dekubitus oder Druckgeschwüren, während extrinsische und intrinsische Risikofaktoren sich auf die Art und Weise beziehen, wie der Druck auf die Haut ausgeübt wird.

Extrinsische Risikofaktoren sind Faktoren, die von außen auf die Haut einwirken und den Druck auf die Haut erhöhen, wie zum Beispiel Reibung, Feuchtigkeit, schlechte Positionierung und mangelhafte Bettwäsche oder Polsterung. Diese Faktoren können dazu beitragen, dass die Haut schneller geschädigt wird, wenn sie über einen längeren Zeitraum Druck ausgesetzt ist.

Intrinsische Risikofaktoren beziehen sich auf die Eigenschaften des Gewebes und des Körpers, die die Widerstandsfähigkeit der Haut gegen Druck beeinflussen können. Dazu gehören Alter, Geschlecht, Körperbau, Körpergewicht, Beweglichkeit, kognitive Beeinträchtigung, Diabetes und andere chronische Erkrankungen. Intrinsische Risikofaktoren können dazu führen, dass die Haut schneller geschädigt wird, wenn sie über einen längeren Zeitraum Druck ausgesetzt ist.

Im Gegensatz dazu beziehen sich primäre und sekundäre Risikofaktoren auf die zugrunde liegenden Ursachen von Dekubitus oder Druckgeschwüren. Primäre Risikofaktoren sind die grundlegenden Ursachen, die zur Entstehung von Dekubitus führen, wie zum Beispiel Immobilität, Inkontinenz, schlechte Ernährung und altersbedingte Veränderungen der Haut.

Sekundäre Risikofaktoren können die Wirkung von primären Risikofaktoren verstärken und das Risiko für Dekubitus erhöhen, wie zum Beispiel schlechte Hygiene, Reibung, Feuchtigkeit und schlechte Hautpflege.

Ein Beispiel für die Unterscheidung von primären und sekundären Risikofaktoren und extrinsischen und intrinsischen Risikofaktoren wäre, dass eine ältere Person mit Diabetes aufgrund von primären intrinsischen Risikofaktoren ein höheres Risiko für Dekubitus hat. Die Wirkung dieser primären Risikofaktoren kann durch sekundäre extrinsische Risikofaktoren wie schlechte Positionierung, Reibung und Feuchtigkeit verstärkt werden. Daher ist es wichtig, sowohl primäre als auch sekundäre Risikofaktoren zu identifizieren und zu behandeln sowie extrinsische und intrinsische Risikofaktoren zu minimieren, um das Risiko für Dekubitus oder Druckgeschwüre zu reduzieren.

Info
Was bedeutet „Freilagerung“?

Die Freilagerung ist ein wesentlicher Begriff in Rahmen der Pflege von DekubitusPatient:innen. Sie besteht, wenn eine betroffene Hautstelle auf keiner Unterlage mehr aufliegt. Betroffene Stellen werden freigelagert, um die Entstehung von Wunden frühestmöglich zu verhindern. In der Regel wird dafür eine Positionsänderung durchgeführt. Gegebenenfalls können Hilfsmittel eine große Stütze sein.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 5.

10. Intrinsische Risikofaktoren

Intrinsische Risikofaktoren sind Faktoren, die innerhalb des Körpers liegen und das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen können. Diese Faktoren können oft nicht bewusst kontrolliert oder beeinflusst werden.

Alter

Das Alter ist einer der wichtigsten intrinsischen Risikofaktoren für Dekubitus. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko der Erkrankung, da ihre Haut dünner und empfindlicher ist und ihre Durchblutung abnimmt. Das Altern kann auch zu einer Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten führen, die die Fähigkeit beeinträchtigen können, das Risiko von Dekubitus rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu handhaben.

Mangelernährung

Mangelernährung ist ein weiterer intrinsischer Risikofaktor für Dekubitus. Menschen, die unterernährt sind, leiden an einer schlechteren Durchblutung und ihre Haut ist gleichzeitig empfindlicher gegenüber Druck. Mangelernährung kann auch das Immunsystem schwächen, was wiederum die Wundheilung beeinträchtigen kann.

Krankheiten

Bestimmte Krankheiten können das Risiko von Dekubitus erhöhen. Diabetes, Arteriosklerose, Parkinson und andere neurologische Erkrankungen können alle zu einer schlechten Durchblutung und Empfindlichkeit der Haut beitragen. Andere Krankheiten, wie Krebs und HIV, können das Immunsystem schwächen, was die Wundheilung beeinträchtigen und die Entwicklung eines Druckgeschwürs begünstigen kann.

Gewicht

Auch Übergewicht zählt zu den intrinsischen Risikofaktoren für Dekubitus. Übergewichtige Menschen haben eine höhere Belastung auf bestimmte Körperbereiche, was zu erhöhtem Druck und auch Reibung führen kann. Das Übergewicht kann auch zu Durchblutungsstörungen führen, was die Heilung von Wunden beeinträchtigt.

11. Extrinsische Risikofaktoren

Extrinsische Risikofaktoren sind Faktoren, die von außen auf den Körper einwirken und das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen können. Diese Faktoren können – im Vergleich zu den intrinsischen Risikofaktoren – oft kontrolliert werden, indem präventive Maßnahmen ergriffen werden.

Druck

Druck ist der wichtigste extrinsische Risikofaktor für Dekubitus. Wenn ein Bereich des Körpers über längere Zeit unter Druck gesetzt wird, kann dies zu einer Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes führen. Das Problem tritt häufig bei Menschen auf, die längere Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen. Druckstellen treten oft an Stellen auf, die direkt auf dem Bett oder Stuhl aufliegen, wie dem Steißbein, den Hüften, den Schulterblättern und den Fersen.

Reibung/Scherkräfte

Reibung entsteht, wenn zwei Flächen gegeneinander bewegt werden. Reibung kann zu Hautschäden führen und das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen. Das Problem tritt oft bei Menschen auf, die regelmäßig bewegt werden müssen, wie z.B. bei Patient:innen, die von Krankenhauspersonal umgebettet werden. Reibung kann auch durch Kleidung oder Bettwäsche verursacht werden.

Feuchtigkeit

Wenn die Haut feucht ist, wird sie empfindlicher gegenüber Druck und Reibung. Feuchtigkeit kann auch das Wachstum von Bakterien und Pilzen fördern, die Hautinfektionen verursachen können. Feuchtigkeit kann durch Schwitzen, Inkontinenz oder Wundsekrete entstehen.

Bewegungsmangel

Bewegungsmangel kann das Risiko für Dekubitus erhöhen, da er zu einer Verschlechterung der Durchblutung und der Muskelkraft führen kann. Menschen, die bettlägerig sind oder im Rollstuhl sitzen, sollten aus diesem Grund regelmäßig bewegt werden, um das Risiko von Dekubitus zu minimieren.

Primäre Risikofaktoren

Primäre Risikofaktoren sind Faktoren, die direkt mit der Entwicklung von Dekubitus in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören Faktoren wie Immobilität, Bettlägerigkeit, Inkontinenz, mangelnde Ernährung, Dehydratation, Alter, neurologische Erkrankungen und vaskuläre Erkrankungen.

Immobilität ist einer der wichtigsten primären Risikofaktoren für Dekubitus. Immobilität kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie beispielsweise eine Krankheit, einen Unfall oder eine Operation. Wenn eine Person längere Zeit im Bett liegen muss, kann dies zu Druckstellen führen, insbesondere an Stellen, an denen der Körpergewicht am höchsten ist, wie z.B. am Steißbein, an den Fersen und an der Hinterseite des Kopfes.

Inkontinenz ist ein weiterer wichtiger primärer Risikofaktor für Dekubitus. Die ständige Exposition der Haut gegenüber Feuchtigkeit und Reibung kann die Haut schwächen und anfälliger für Schäden machen. Dies kann dazu führen, dass sich Druckgeschwüre entwickeln, insbesondere an Stellen, an denen der Kontakt mit Feuchtigkeit am höchsten ist, wie z.B. im Bereich des Gesäßes.

Mangelnde Ernährung und Dehydratation können auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Dekubitus führen. Eine unzureichende Zufuhr von Nährstoffen und Flüssigkeiten kann die Haut schwächen und sie anfälliger für Schäden machen. Darüber hinaus können neurologische und vaskuläre Erkrankungen das Risiko für Dekubitus erhöhen, indem sie die Blutzufuhr zu den betroffenen Bereichen einschränken.

Sekundäre Risikofaktoren

Sekundäre Risikofaktoren sind Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus erhöhen, indem sie die primären Risikofaktoren verstärken. Dazu gehören Faktoren wie Fehllagerung, Reibung, Druck, Feuchtigkeit, schlechte Hygiene und schlechte Hautpflege.

Sekundäre Risikofaktoren können das Risiko für Dekubitus erhöhen, indem sie die Wirkung von primären Risikofaktoren verstärken. Zum Beispiel kann eine schlechte Hygiene die Haut noch anfälliger für Schäden machen, was wiederum das Risiko für Dekubitus erhöht. Ebenso kann eine falsche Lagerung oder eine unzureichende Polsterung des betroffenen Bereichs den  Druck noch stärker erhöhen, was ebenso das Risiko für Dekubitus erhöht.

Reibung ist ein weiterer sekundärer Risikofaktor, der das Risiko für Dekubitus erhöhen kann. Reibung tritt auf, wenn die Haut an Kleidung oder Bettwäsche reibt. Dies kann die Hautschutzbarriere schwächen und folglich das Risiko für Schäden erhöhen. Feuchtigkeit kann ebenfalls das Risiko für Dekubitus begünstigen, indem sie die Haut aufweicht und anfälliger für Schäden macht. Das gleiche gilt für schlechte Hautpflege, indem sie die Hautschutzbarriere beeinträchtigt.

Durch die Identifikation von primären Risikofaktoren kann die betroffene Person gezielt behandelt werden, um die zugrunde liegenden Ursachen zu beseitigen oder zu reduzieren. Zum Beispiel kann eine bettlägerige Person mit Inkontinenz durch regelmäßige Inkontinenzpflege und häufige Positionswechsel das Risiko für Dekubitus verringern.

Die Identifikation von sekundären Risikofaktoren ist ebenfalls wichtig, da sie die Wirkung von primären Risikofaktoren verstärken können. Zum Beispiel können regelmäßige Hautpflege und die Verwendung von speziellen Lagerungshilfen dazu beitragen, das Risiko für Dekubitus bei bettlägerigen Personen zu reduzieren.

12. Worauf Ist Bei Der Wundversorgung Bei Einem Dekubitus Zu Achten?

Die Wundversorgung bei Dekubitus erfordert ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen und der individuellen Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten. Es gibt verschiedene Ansätze zur Wundversorgung, die je nach Schweregrad und Fortschritt der Erkrankung eingesetzt werden können, darunter die Verwendung von Kompressionsverbänden, Wundauflagen und speziellen Pflegeprodukten. Die Auswahl der geeigneten Methode erfordert eine sorgfältige Beurteilung des Zustands der Wunde sowie eine individuelle Berücksichtigung der Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten.

In diesem Abschnitt werden wir uns genauer mit der Wundversorgung von Dekubitus und Druckgeschwüren befassen. Wir werden untersuchen, welche Faktoren bei der Auswahl einer geeigneten Wundversorgung zu berücksichtigen sind und welche Methoden zur Behandlung und Vorbeugung von Dekubitus am effektivsten sind. Dabei werden wir auf wissenschaftliche Erkenntnissezurückgreifen, um eine fundierte und umfassende Perspektive auf dieses wichtige Thema zu bieten.

Hinweis: In unserem Artikel “Dekubitus Wundversorgung” erfahren Sie mehr zur Wundversorgung bei Dekubitus.

Die Bedeutung der Wundversorgung bei Dekubitus

Eine effektive Wundversorgung bei Dekubitus ist von entscheidender Bedeutung, um etwaige Komplikationen wie Infektionen, Gewebeschäden und Schmerzen zu vermeiden und die Heilung zu fördern.

Ein wichtiger Aspekt der Wundversorgung bei Dekubitus ist die Kontrolle des Drucks auf die betroffenen Stellen. Hierzu können spezielle Kissen, Matratzen oder Auflagen verwendet werden, um den Druck auf die betroffenen Stellen zu minimieren. Darüber hinaus spielt die Hygiene bei der Wundversorgung von Dekubitus eine wichtige Rolle. Eine gründliche Reinigung der Wunde und die Verwendung von sterilem Verbandsmaterial sind unerlässlich, um eine Infektion zu vermeiden. Es ist ebenso relevant, auf eine ausreichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr zu achten, um die Heilung des Gewebes zu fördern.

Methoden zur Wundversorgung bei Dekubitus

Es gibt verschiedene Methoden zur Wundversorgung bei Dekubitus, je nach Schweregrad der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen. Eine häufig verwendete Methode ist die Verwendung von Wundauflagen, die Feuchtigkeit absorbieren und die Wunde vor weiterem Druck schützen. Einige Wundauflagen enthalten auch antimikrobielle Wirkstoffe, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Info
Dekubitus-Hilfsmittel

Die häufigsten Anti-Dekubitus-Hilfsmittel lassen sich in drei Kategorien unterteilen: 1) MiS Micro-Stimulation®-Systeme (dynamisch, schmerzreduzierend und bewegungsfördernd) 2) Weichlagerungs-Systeme, wie Luftkissen, Gelauflagen oder Schaumstoffmatratzen und 3) Wechseldruck-Systeme, die sich aus verschieden angeordneten und aufgepumpten Luftkissen zusammensetzen.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Anti-Dekubitus-Systeme“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/weitere-infos/anti-dekubitus-system, 23.07.2024.

Wundauflagen und Verbandmaterialien

Die Wahl der Wundauflage und des Verbandmaterials hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Wundgröße, dem Grad der Exsudation, der Tiefe der Wunde und dem Vorhandensein von Infektionen. Es gibt verschiedene Arten von Wundauflagen und Verbandmaterialien, die für die Versorgung von Dekubitus-Wunden verwendet werden können:

Hydrokolloidverbände: Diese Art von Verbandmaterialien können bei oberflächlichen bis mitteltiefen Dekubitus-Wunden eingesetzt werden. Sie schaffen eine feuchte Umgebung, die den Heilungsprozess fördert. Außerdem schützen sie die Wunde vor äußeren Einflüssen wie Bakterien oder Luft. Hydrokolloidverbände können auch eine schmerzarme Wundversorgung ermöglichen, da sie bei der Entfernung des Verbandes nicht an der Wunde haften.

Alginatverbände: Diese Art von Verbandmaterialien wird bei Wunden mit mittlerer bis starker Exsudation eingesetzt. Sie bestehen aus Alginatfasern, die aus Braunalgen gewonnen werden und sich in Kontakt mit Flüssigkeit in ein Gel verwandeln. Alginatverbände fördern die Wundheilung und können das Risiko von Infektionen reduzieren.

Schaumstoffverbände: Diese Art von Verbandmaterialien kann bei Wunden mit mittlerer bis starker Exsudation eingesetzt werden. Sie sind saugfähig und absorbieren die Feuchtigkeit aus der Wunde. Schaumstoffverbände können auch den Druck auf die Wunde reduzieren und Schmerzen lindern.

Silberhaltige Verbände: Diese Art von Verbandmaterialien kann bei infizierten Wunden eingesetzt werden. Silber hat antimikrobielle Eigenschaften und kann das Wachstum von Bakterien hemmen. Silberhaltige Verbände können helfen, Infektionen zu bekämpfen und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Hydrogelverbände: Diese Art von Verbandmaterialien kann bei trockenen Wunden oder Wunden mit geringer Exsudation eingesetzt werden. Sie spenden Feuchtigkeit und können die Wundheilung fördern. Hydrogelverbände können auch Schmerzen lindern und die Wunde schützen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahl der Wundauflage und des Verbandmaterials immer von einer Fachexpertin bzw. einem Fachexperten wie einer Ärztin bzw. einem Arzt oder einer Krankenpflegerin bzw. einem Krankenpfleger getroffen werden sollte, da jeder Fall unterschiedlich ist und eine individuelle Behandlung erfordert.

Pflege und Hygiene

Die Aspekte Pflege und Hygiene sind nicht zu vernachlässigende Faktoren bei der Wundversorgung von Dekubitus-Wunden. Die Wunde sollte sauber und trocken gehalten werden, um das Risiko von Infektionen zu reduzieren. Die betroffene Stelle sollte regelmäßig (mit einer milden Seife und Wasser) gereinigt werden. Es ist auch wichtig, die Wundauflage und das Verbandmaterial regelmäßig zu wechseln, um eine angemessene Wundheilung zu fördern.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wundversorgung von Dekubitus und Druckgeschwüren ist die Feuchtigkeitskontrolle. Zu viel Feuchtigkeit kann die Wunde reizen und die Heilung verzögern, während zu wenig Feuchtigkeit die Wunde austrocknen lässt und das Risiko von Infektionen erhöht. Die optimale Feuchtigkeit in der Wunde wird durch den Einsatz von speziellen Wundauflagen erreicht. Es gibt verschiedene Arten von Wundauflagen, darunter Hydrokolloidauflagen, hydroaktive Auflagen und Alginate. Der Einsatz von Hydrokolloidauflagen ist besonders bei oberflächlichen Wunden und leichten bis mittelschweren Dekubitus geeignet, während hydroaktive Auflagen bei tieferen Wunden und schwereren Dekubitus verwendet werden. Alginate werden hauptsächlich bei stark nässenden Wunden eingesetzt. Wundauflagen sollten regelmäßig gewechselt werden, um eine optimale Feuchtigkeitskontrolle aufrechtzuerhalten und Infektionen zu vermeiden.

Tipp
Hautpflege

Entscheidend für eine angemessene Versorgung von Dekubitus ist die Einhaltung von Hygiene- und Hautpflegemaßnahmen. Sie dienen dazu, den Heilungsprozess zu unterstützen. Insbesondere feuchtigkeitsspendende Salben sollten fester Bestandteil der Pflege-Routine sein. Durch diese kann sichergestellt werden, dass die Wunde nicht austrocknet. Antiseptische Lösungen helfen zusätzlich dabei die Wunde frei von Bakterien zu halten. 24.07.24

Vgl. Marter, Michael, „RCS Pro Blog“, rcs-pro.de, 16.11.2023, https://www.rcspro.de/blog/pflege/ursachen-symptome-und-behandlung-von-dekubitus-alles-wassie-wissen-muessen/, 23.07.2024.

Eine weitere wichtige Maßnahme bei der Wundversorgung von Dekubitus und Druckgeschwüren ist die Schmerzkontrolle. Viele Patient:innen leiden unter Schmerzen aufgrund der Wunden und der umliegenden Haut. Die Schmerzkontrolle kann durch die Verwendung von Analgetika, wie Paracetamol, Tramadol oder Opioiden erreicht werden. Die richtige Dosierung und Verabreichung der Schmerzmittel sollte jedoch immer mit einer Ärztin oder einem Arzt abgesprochen werden, da eine Überdosierung zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.

Zusätzlich zur Schmerzkontrolle kann die Verwendung von topischen Schmerzmitteln wie Lidocain, Benzocain oder Prilocain helfen, Schmerzen zu lindern. Diese Wirkstoffe werden in Form von Salben, Gelen oder Pflastern auf die betroffenen Stellen aufgetragen und wirken direkt auf die Nervenenden in der Haut, um Schmerzen zu lindern. Es ist jedoch auch in diesem Fall wichtig, die Anwendung von topischen Schmerzmitteln mit einer Ärztin oder einem Arzt zu besprechen, um sicherzustellen, dass keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bestehen und um eine angemessene Dosierung und Anwendung sicherzustellen.

Eine weitere wichtige Maßnahme bei der Wundversorgung von Dekubitus und Druckgeschwüren ist die Ernährungsunterstützung. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen ist entscheidend für die Heilung von Wunden. Denn: Ein Mangel an Nährstoffen kann zu Verzögerungen in der Wundheilung und einem erhöhten Risiko von Komplikationen führen. Patient:innen mit Dekubitus oder Druckgeschwüren sollten daher eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um sicherzustellen, dass sie ausreichend mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt sind.

Tipp
Gesunde Ernährung

Um die allgemeine Gesundheit, sowie die Wundheilung zu fördern, ist eine ausgewogene Ernährung unerlässlich. Um den aktuellen Ernährungszustand einer Person einzuschätzen, empfiehlt sich ein Ernährungsscreening von einer professionellen Pflegekraft durchführen zu lassen. Dieses hilft zu ermitteln, ob etwaige Vitamine oder Mineralien innerhalb der Ernährung einer Person fehlen.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., ”Dekubitusprophylaxe – Ernährung ”, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/ernaehrung, 24.07.2024.

Bei der Wundversorgung von Dekubitus ist neben den oben genannten Aspekten der Verbandwechsel ein wichtiger Bestandteil. Es ist wichtig, den Verband regelmäßig zu wechseln, um Infektionen zu vermeiden und die Heilung zu fördern. Die Häufigkeit des Verbandwechsels hängt von der Größe der Wunde und dem Grad der Exsudation ab. Eine zu häufige Verbandwechselung kann die Wundheilung verzögern, während eine zu seltene Wechselung das Risiko einer Infektion erhöht. Sinnvoll ist die Berücksichtigung der individuellen Anforderungen jeder Wunde.

Zu guter Letzt ist auch die Unterstützung und Schulung der Patientin oder des Patienten entscheidend für den Erfolg der Wundversorgung bei Dekubitus. Patient:innen und ihre Familien sollten über die Ursachen und Symptome von Dekubitus informiert werden, damit sie selbstständig Symptome frühzeitig erkennen und Maßnahmen ergreifen können, um eine weitere Verschlechterung zu vermeiden.

Tipp
Psychosoziale Gesundheit

Im Allgemeinen ist es wichtig auf die psycho-soziale Gesundheit einer Person mit Dekubitus zu achten. Durch die Bewegungseinschränkung kann es vorkommen, dass betroffene Menschen weniger soziale Kontakte pflegen können. Oftmals leiden Dekubitus-Patient:innen sogar unter Depressionen, welche einer Behandlung bedürfen.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitustherapie“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitustherapie, 23.07.2024.

Pflegekraft führt die Wundversorgung bei einer älteren Person durch

13. Wie Läuft Die Behandlung Bei Einem Dekubitus Ab?

Diagnosestellung und Stadieneinteilung

Bevor mit der Behandlung begonnen werden kann, ist es wichtig, den Dekubitus korrekt zu diagnostizieren und das Stadium der Wunde zu bestimmen. Eine genaue Diagnosestellung ist besonders wichtig, da sich die Behandlung je nach Stadium des Dekubitus unterscheiden kann. Für die Diagnosestellung können verschiedene Instrumente verwendet werden, darunter das Norton- oder Braden-Score-System. Die Einteilung des Dekubitus in Stadien erfolgt in der Regel nach der Klassifikation der European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) oder der National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP).

Druckentlastung

Die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung von Dekubitus ist die Druckentlastung auf die betroffene Stelle. Dies kann durch verschiedene Methoden erreicht werden, je nachdem, wo sich der Dekubitus befindet und wie schwer das Stadium der Wunde ist. Hierzu gehören:

  •      Wechselnde Lagerung: Hierbei wird die Patientin oder der Patient alle paar Stunden umgelagert, um den Druck auf die betroffene Stelle zu reduzieren.
  •      Spezielle Matratzen und Kissen: Es gibt spezielle Matratzen und Kissen, die dazu beitragen, den Druck auf die betroffene(n) Stelle(n) zu reduzieren.
  •      Kompressionsstrümpfe: Kompressionsstrümpfe können dazu beitragen, die Durchblutung zu verbessern und somit die Heilung des Dekubitus zu fördern.

Wundversorgung

Die Wundversorgung bei einem Dekubitus umfasst verschiedene Schritte, um eine schnelle Heilung zu unterstützen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren. Hierzu zählen:

  •      Reinigung der Wunde: Die Wunde sollte regelmäßig gereinigt werden, um Infektionen vorzubeugen und die Heilung zu fördern.
  •      Verwendung von Wundauflagen: Es gibt verschiedene Arten von Wundauflagen, die je nach Stadium des Dekubitus eingesetzt werden können. Eine häufig verwendete Wundauflage ist die Hydrokolloidauflage, die dazu beiträgt, die Wunde feucht zu halten und die Heilung begünstigt.
  •      Debridement: Wenn sich abgestorbenes Gewebe in der Wunde befindet, kann ein Debridement erforderlich sein, um das tote Gewebe zu entfernen und die Wundheilung zu fördern.
  •      Antibiotika: Wenn sich eine Infektion in der Wunde entwickelt hat, können Antibiotika verschrieben werden, um diese zu bekämpfen.

Chirurgische Behandlung

In schweren Fällen von Dekubitus, die nicht auf konservative Maßnahmen ansprechen, kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein. Das Ziel der Operation ist es, das geschädigte Gewebe zu entfernen, um eine Heilung zu ermöglichen. Die Art der Operation hängt von der Schwere des Dekubitus ab und kann von einer einfachen Debridement-Operation bis hin zur plastischen Rekonstruktion des betroffenen Bereichs reichen.

Eine Debridement-Operation bezieht sich auf die Entfernung von abgestorbenem Gewebe, um die Heilung zu fördern. Es gibt verschiedene Arten von Debridement, einschließlich mechanischem, enzymatischem, autolytischem und chirurgischem Debridement. Mechanisches Debridement umfasst die Verwendung von Werkzeugen wie Skalpellen, Scheren oder Wundreinigungsbürsten, um das abgestorbene Gewebe zu entfernen. Enzymatisches Debridement beinhaltet die Verwendung von Enzymen, um das abgestorbene Gewebe aufzulösen. Autolytisches Debridement bezieht sich auf den natürlichen Prozess, bei dem körpereigene Enzyme das abgestorbene Gewebe abbauen. Chirurgisches Debridement bezieht sich auf die Entfernung von abgestorbenem Gewebe durch einen operativen Eingriff.

Wenn der Dekubitus in einem fortgeschrittenen Stadium ist und sich das umliegende Gewebe entzündet hat, kann eine Exzision notwendig sein. Dabei handelt es sich um die Entfernung des geschädigten Gewebes einschließlich der Knochen und Muskeln, um eine Infektion zu verhindern und eine Heilung zu ermöglichen.

In einigen Fällen kann eine Rekonstruktionsoperation erforderlich sein, um das betroffene Gebiet zu reparieren. Plastische Chirurgie kann notwendig sein, um Haut- und Weichteile zu transplantieren, um das geschädigte Gebiet zu bedecken. Eine Hauttransplantation kann auch erforderlich sein, um die Heilung zu fördern und das Risiko einer Infektion zu reduzieren.

Info
Verbesserung des Allgemeinzustands

Bei der angemessenen Pflege einer Person mit Dekubitus liegt die Versorgung der Wunden und Druckgeschwüre im Fokus. Häufig wird dabei übersehen, inwiefern der Allgemeinzustand des Patienten oder der Patientin langfristig verbessert werden kann. Hier gilt es darauf zu achten genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, eine gesunde Ernährung mit viel Eiweiß einzuhalten, sowie die Mobilisation des Körpers so weit wie möglich zu fördern.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitustherapie“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitustherapie, 23.07.2024.

14. Welche Personen Sind Besonders Gefährdet Von Einem Dekubitus?

Ein Dekubitus oder Druckgeschwür kann bei jeder Person auftreten, die längere Zeit im Bett oder im Rollstuhl verbringt. Es gibt jedoch bestimmte Personen, die aufgrund ihrer körperlichen und gesundheitlichen Verfassung ein höheres Risiko haben, an einem Dekubitus zu erkranken.

Zu diesen Risikogruppen gehören ältere Menschen, insbesondere solche mit eingeschränkter Mobilität oder chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Arteriosklerose, Schlaganfall, Krebs oder neurologischen Erkrankungen. Auch Personen mit Untergewicht oder Mangelernährung sind gefährdet, da ein Mangel an Nährstoffen die Heilung verzögern und die Haut anfälliger machen kann. Darüber hinaus sind Menschen, die an Inkontinenz leiden oder deren Haut empfindlich auf Druck reagiert, gefährdet.

15. Wie Funktioniert Der Dekubitus-fingertest?

Der Finger-Test ist eine einfache und schnelle Methode zur Überprüfung von Druckgeschwüren (Dekubitus). Diese Methode wurde erstmals von Dr. John Ovington beschrieben, einem US-amerikanischen Experten für Wundheilung und Dekubitus-Management.

Ziel des Finger-Tests ist es, festzustellen, ob eine Rötung oder Verfärbung der Haut durch Druck entstanden ist und ob eine Schädigung des darunterliegenden Gewebes vorliegt. Der Test wird in der Regel bei Personen durchgeführt, die aufgrund von Bettlägerigkeit oder eingeschränkter Mobilität einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Dekubitus ausgesetzt sind.

Der Finger-Test wird durchgeführt, indem man sanft auf die verdächtige Stelle drückt und dann loslässt. Wenn die Haut innerhalb von ein bis zwei Sekunden wieder ihre normale Farbe annimmt, besteht kein Anlass zur Sorge. Wenn sich die Rötung oder Verfärbung der Haut jedoch nicht innerhalb von zwei Sekunden zurückbildet, kann dies ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung und eine beginnende Schädigung des Gewebes sein. In diesem Fall sollte die betroffene Stelle genauer untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

Wichtig: Der Finger-Test allein reicht nicht aus, um eine Diagnose von Dekubitus zu stellen. Er dient vielmehr als einfache Methode zur Früherkennung von Druckgeschwüren und als Signal für eine weitere Untersuchung durch Fachpersonal. Der Test sollte regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Dekubitus.

Info
Wechsel der Körperposition

Je nach Empfindlichkeit der Haut, kann Dekubitus bereits innerhalb von zwei Stunden auftreten. Dies geschieht, wenn die Körperposition nicht regelmäßig geändert wird. Insofern ist es wichtig, bei jedem Positionswechsel die Empfindlichkeit mittels 24.07.24 Fingerdrucktest zu überprüfen. Auf diese Weise kann einer etwaigen Wundentstehung frühestmöglich vorgebeugt werden.

Schritt 1: Vorbereitung

Bevor der Finger-Test durchgeführt wird, sollte die zu untersuchende Stelle freigelegt werden, um eine genaue Beurteilung der Hautfarbe und der Konsistenz des Gewebes zu ermöglichen.

Schritt 2: Positionierung

Positionieren Sie Ihren Finger sanft auf der zu untersuchenden Stelle und üben Sie leichten Druck aus. Verwenden Sie dafür Ihre Fingerspitzen und nicht die Kuppe des Fingers, da dies zu Verfälschungen der Ergebnisse führen kann.

Schritt 3: Überprüfung

Halten Sie den Druck für ein bis zwei Sekunden aufrecht und lassen Sie dann los. Beobachten Sie die Haut und wie schnell sie wieder ihre normale Farbe annimmt.

Schritt 4: Interpretation

Wenn sich die Hautfarbe innerhalb von ein bis zwei Sekunden vollständig zurückbildet, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Durchblutung in der betroffenen Stelle normal ist. Wenn die Hautfarbe jedoch langsam oder unvollständig zurückkehrt, kann dies ein Anzeichen für eine Durchblutungsstörung und eine beginnende Schädigung des Gewebes sein.

Die Ergebnisse des Finger-Tests können später in einer Tabelle dargestellt werden, um sie besser zu organisieren und zu interpretieren. Hier ist ein Beispiel für eine solche Tabelle:

TestergebnisInterpretation
Hautfarbe kehrt innerhalb von 1-2 Sekunden vollständig zurückNormale Durchblutung, kein Hinweis auf Dekubitus
Hautfarbe kehrt langsam oder unvollständig zurückHinweis auf eine Durchblutungsstörung und beginnende Schädigung des Gewebes, weitere Untersuchung durch Fachpersonal erforderlich

16. Was Versteht Man Unter Der Braden-skala?

Die Braden-Skala ist ein Instrument zur Beurteilung des Dekubitusrisikos bei Patient:innen. Sie wurde 1987 von Barbara Braden und Nancy Bergstrom entwickelt und hat sich seither als standardisiertes Instrument zur Dekubitusrisikobewertung etabliert. Die Skala wird in vielen medizinischen Einrichtungen weltweit eingesetzt und ist ein wichtiger Bestandteil der Dekubitus-Prävention.

Die Braden-Skala besteht aus sechs Subskalen, welche jeweils unterschiedliche Faktoren berücksichtigen, die das Risiko für Dekubitus beeinflussen können. Die Subskalen sind Mobilität, Aktivität, Wahrnehmung, Feuchtigkeit, Ernährung und Reibung/Druck. Jeder Subskala werden Punkte von 1 bis 4 zugeordnet, wobei ein höherer Punktwert ein niedrigeres Dekubitusrisiko bedeutet. Insgesamt kann eine Patientin oder ein Patient auf der Braden-Skala somit zwischen sechs und 23 Punkten erreichen.

Die Subskala Mobilität berücksichtigt die Fähigkeit der Patientin oder des Patienten, seine Position zu ändern und seine Körperhaltung zu verändern. Die Subskala Aktivität beinhaltet die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten wie das Essen, Trinken und Waschen durchzuführen. Die Subskala Wahrnehmung bewertet die Fähigkeit, Schmerzen und Unbehagen wahrzunehmen. Die Subskala Feuchtigkeit berücksichtigt die Feuchtigkeit der Haut. Die Subskala Ernährung umfasst den Ernährungszustand und die Subskala Reibung/Druck berücksichtigt die Faktoren Reibung und Druck auf die Haut der Patientin oder des Patienten.

Die Braden-Skala wird oft in Kombination mit anderen diagnostischen Instrumenten wie dem Finger-Test oder der Inspektion der Haut verwendet, um das Risiko einer Person für die Entwicklung von Dekubitus zu bestimmen und die richtigen Vorbeugemaßnahmen zu ergreifen. Die Anwendung der Braden-Skala hat folglich in vielen klinischen Einstellungen zu einer Senkung der Inzidenz von Dekubitus beigetragen.

17. Welche Prädilektionsstellen Gibt Es?

Es gibt bestimmte Körperregionen, die aufgrund ihrer besonderen anatomischen und physiologischen Eigenschaften besonders von Dekubutis gefährdet sind. In diesem Abschnitt werden diese sogenannten Prädilektionsstellen genauer betrachtet.

Sakralregion

Die Sakralregion, also der Bereich des Gesäßes, der direkt über dem Steißbein liegt, ist die am häufigsten betroffene Stelle bei Dekubitus. Dies liegt vor allem daran, dass dieser Bereich oft über längere Zeit in Kontakt mit einer Unterlage wie einem Bett oder Rollstuhl verbleibt und somit einem hohen Druck ausgesetzt ist. Auch die Tatsache, dass hier eine geringe Fettschicht vorhanden ist, begünstigt die Entstehung von Dekubitus.

Fersen

Die Fersen sind ebenfalls anfällig für Dekubitus, da sie oft über längere Zeit auf einer Unterlage ruhen, insbesondere bei immobilen Patient:innen. Die dünne Hautschicht und das Fehlen von Fettgewebe begünstigen die Entstehung von Druckgeschwüren an dieser Stelle.

Trochanter major

Der Trochanter major, also der Knochenvorsprung an der Außenseite des Oberschenkels, ist eine weitere häufige Stelle für Dekubitus. Insbesondere bei Patient:innen, die auf der Seite liegen, wird dieser Bereich oft stark belastet und ist somit gefährdet. Auch hier ist eine geringe Fettschicht ein begünstigender Faktor für die Entstehung von Druckgeschwüren.

Kniekehle

Die Kniekehle ist eine weitere Prädilektionsstelle für Dekubitus. Hier kann es durch das ständige Beugen des Knies zu einer Kompression der Haut kommen, was die Entstehung von Druckgeschwüren begünstigt. Besonders gefährdet sind Patient:innen, die längere Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen.

Ellenbogen

Auch der Ellenbogen ist eine Stelle, an der Dekubitus auftreten kann. Insbesondere bei Patient:innen, die viel Zeit im Rollstuhl verbringen, kann es durch die Belastung des Ellenbogens auf den Armlehnen zu einem hohen Druck auf diese Stelle kommen.

Hinterkopf

Das Liegen auf dem Rücken kann zu Druckstellen am Hinterkopf führen. Insbesondere bei Patient:innen mit eingeschränkter Mobilität oder langfristigen Aufenthalten im Krankenhaus kann dies ein Problem sein.

Insgesamt sind Prädilektionsstellen für Dekubitus häufig an Stellen zu finden, an denen der Körper besonders viel Druck ausgesetzt ist oder an Stellen, an denen es zu Reibung oder Scherkräften kommt.

Nach welchem Schweregraden und Kategorien wird ein Dekubitus eingeteilt?

Die Einteilung von Dekubitus ist wichtig, um die Schwere des Zustands zu bestimmen, das Risiko für Komplikationen abzuschätzen und um eine geeignete Behandlung zu planen.

Die Einteilung von Dekubitus basiert in der Regel auf der Schwere der Gewebeschädigung. Die meisten Skalen klassifizieren den Dekubitus in vier Schweregrade oder Kategorien, von I bis IV, wobei Kategorie I der am wenigsten schwerwiegende Grad und Kategorie IV der schwerste ist. Die Einteilung erfolgt anhand der Tiefe der Gewebeschädigung, dem Grad der Zerstörung und dem betroffenen Gewebe. Eine weitere Klassifikation ist die NPUAP/EPUAP Klassifikation, die auch die Kategorie „unstageable“ umfasst, was bedeutet, dass die Tiefe der Schädigung nicht beurteilbar ist.

In Österreich ist die Dekubitushäufigkeit in der Akutpflege in Spitälern mit rund 20 Prozent relativ hoch. In der Langzeitpflege, wie etwa in Pflegeheimen, tritt ein Dekubitus bei etwa 13 Prozent der Bewohner:innen auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Einteilung von Dekubitus zu verstehen, um eine angemessene Behandlung und Prävention zu gewährleisten.

Die Einteilung von Dekubitus wird in der Regel durch visuelle Inspektion und Palpation durchgeführt. Dabei werden verschiedene Aspekte des Dekubitus berücksichtigt, darunter die Größe und Form der Läsion, die Tiefe der Schädigung, das Vorhandensein von Exsudat und Nekrose sowie das umgebende Gewebe.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Kategorien und Schweregrade von Dekubitus und die jeweiligen Merkmale:

Kategorie/SchweregradMerkmale
Kategorie INicht wegdrückbare Rötung auf intakter Haut
Kategorie IIOberflächliche Schädigung der Epidermis und/oder Dermis
Kategorie IIISchädigung bis in die Unterhaut, Fettgewebe kann betroffen sein
Kategorie IVSchädigung bis auf Knochen, Muskeln oder Sehnen
UnstageableSchädigung, deren Tiefe nicht beurteilbar ist aufgrund von Nekrose oder Kruste

Das erste Stadium eines Dekubitus zeigt sich durch eine gerötete und/oder verhärtete Hautstelle. Hierbei handelt es sich um eine leichte Verletzung der Haut, die durch Druck oder Reibung verursacht wurde. Die betroffene Stelle kann sich warm anfühlen und bei Berührung schmerzen. Im Stadium 1 gibt es jedoch noch keine sichtbaren Schädigungen der Haut.

Im Stadium 2 bildet sich eine offene Wunde, die sich auf der obersten Hautschicht befindet. Hierbei handelt es sich um eine Schädigung der Haut, bei der die oberste Hautschicht oder der Oberflächenepithel entfernt wurde. Die Wunde ist meist oberflächlich und kann feucht oder trocken sein. Der Schmerz ist im Vergleich zum Stadium 1 bereits stärker.

Im Stadium 3 wird das tieferliegende Gewebe in Mitleidenschaft gezogen. Hierbei kann es sich um eine Schädigung von Fett- und Bindegewebe, Muskeln oder Sehnen handeln. Die Wunde ist bereits tiefer als im Stadium 2 und kann auch eine Kraterform aufweisen. Das betroffene Gewebe kann sichtbar sein und die Wunde ist von einer schützenden Kruste oder Nekrose umgeben. Der Schmerz ist in diesem Stadium stark ausgeprägt.

Das Stadium 4 ist das schwerste Stadium eines Dekubitus und zeigt eine massive Schädigung von Haut, Unterhautgewebe, Muskeln und Knochen. Hierbei kann die Wunde sehr tief sein und bis auf den Knochen reichen. In diesem Stadium kann es zu Knocheninfektionen oder -nekrosen kommen. Die Wunde ist von einer Kruste oder Nekrose umgeben, die nicht mehr entfernt werden kann. Der Schmerz ist sehr stark ausgeprägt.

Zusätzlich gibt es auch noch das Stadium „unbestimmt“. Dieses Stadium wird verwendet, wenn nicht klar ist, welchem der genannten Stadien der Dekubitus zuzuordnen ist oder wenn die Schädigung noch nicht vollständig entwickelt ist.

18. Wie Sieht Die Prognose Bei Einem Dekubitus Aus?

Die Prognose bei einem Dekubitus hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Schweregrads, der Lokalisation, der Begleiterkrankungen und der therapeutischen Maßnahmen. In diesem Abschnitt werden wir uns eingehend mit der Prognose eines Dekubitus befassen und die Faktoren untersuchen, die die Genesung beeinflussen können.

Ein Dekubitus kann in verschiedenen Schweregraden auftreten, die von Stadium I bis IV reichen. Ein Stadium I Dekubitus ist gekennzeichnet durch eine Rötung der Haut, die nicht weggedrückt werden kann. In Stadium II bildet sich eine Blase oder ein offenes Geschwür, das die oberste Hautschicht durchbricht. In Stadium III sind bereits alle Hautschichten betroffen und es bildet sich eine tiefe Wunde. In Stadium IV kann der Dekubitus bis auf den Knochen reichen und das umliegende Gewebe und Muskeln beeinträchtigen. Die Prognose eines Dekubitus hängt in erster Linie vom Stadium ab.

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Prognose ist die Lokalisation des Dekubitus. Bestimmte Körperstellen sind anfälliger für die Entwicklung von Dekubiti als andere. Die häufigsten Lokalisationen sind das Gesäß, die Fersen, die Schultern, die Hüften und die Wirbelsäule. Diese Körperstellen sind besonders anfällig für Druck- und Scherkräfte, die den Blutfluss beeinträchtigen und zu einer Ischämie des Gewebes führen können. Je nach Lage und Ausmaß des Dekubitus können auch andere Komplikationen wie Infektionen, Gangrän oder Osteomyelitis auftreten, die die Prognose verschlechtern können.

Die Begleiterkrankungen der Patientin oder des Patienten können ebenfalls einen Einfluss auf die Prognose des Dekubitus haben. Patient:innen mit Diabetes mellitus, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder anderen Gefäßerkrankungen haben ein höheres Risiko für die Entwicklung von Dekubitus. Auch Patient:innen mit einem geschwächten Immunsystem, wie z.B. durch Chemotherapie oder HIV, sind anfälliger für Infektionen im Zusammenhang mit einem Druckgeschwür. Die Begleiterkrankungen können die Wundheilung beeinträchtigen und die Prognose verschlechtern.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung des Dekubitus ist daher von entscheidender Bedeutung, um eine rasche Heilung zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden.

In den meisten Fällen können Druckgeschwüre mit einer angemessenen Behandlung geheilt werden. Eine Heilung kann jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen und erfordert Geduld und Ausdauer. Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Schweregrad des Dekubitus, dem Alter und Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten sowie der Wirksamkeit der Behandlung.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Prognose ist die Compliance der Patientin oder des Patienten. Das bedeutet, dass die betroffene Person aktiv an der Behandlung teilnimmt und die Anweisungen der Ärztin, des Arztes oder des Pflegepersonals befolgt. Dazu gehört beispielsweise die regelmäßige Verwendung von Wundauflagen oder Kompressionsstrümpfen, eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie körperliche Aktivität, soweit es der Gesundheitszustand erlaubt.

Insgesamt ist die Prognose bei einem Dekubitus sehr individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine frühzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung können die Heilungszeit verkürzen und die Heilungschancen verbessern. Jedoch erfordert die Behandlung Geduld, Ausdauer und die aktive Mitarbeit der Patientin oder des Patienten.

19. Welche Möglichkeiten Zur Vorbeugung Eines Dekubitus Gibt Es?

Die Vorbeugung von Dekubitus beinhaltet verschiedene Strategien, wie z.B. die Druckentlastung und die Verbesserung der Hautpflege. Es gibt auch spezielle Hilfsmittel, die helfen können, den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren.

Hinweis: In unserem Artikel “Dekubitus Vorbeugung” erfahren Sie mehr über die Vorbeugung von Dekubitus.

Tipp
Wasser trinken

Neben einer ausgewogenen Ernährung ist ausreichend Flüssigkeitszufuhr essentiell, für einen gesunden Körper. Flüssigkeit dient dem Körper als Transportmittel und spielt z.B. eine wesentliche Rolle in der Wärmeregulation und der Aufrechterhaltung des Körperzellendrucks. Pro kg Körpergewicht, sollten 30-40 ml Flüssigkeit am Tag zu sich genommen werden.

Vgl. Der-Querschnitt.de, ”Ernährungsempfehlungen bei Dekubitus“, derquerschnitt.de, n.d, https://www.der-querschnitt.de/archive/17684, 24.07.2024.

Druckentlastung

Die Vermeidung von Druck auf bestimmte Stellen des Körpers ist eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Dekubitus. Patient:innen sollten regelmäßig ihre Position wechseln, um den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren. Bei Menschen, die bettlägerig sind, kann die Verwendung von speziellen Matratzen und Kissen helfen, den Druck zu reduzieren.

Hautpflege

Die Hautpflege ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Vorbeugung von Dekubitus. Regelmäßiges Waschen und Trocknen der Haut kann dazu beitragen, die Haut gesund zu halten und das Risiko für Hautinfektionen zu reduzieren. Es ist auch wichtig, auf Anzeichen von Hautveränderungen zu achten, wie z.B. Rötungen oder Blasenbildung, um frühzeitig gegensteuern zu können.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, die Hautgesundheit zu erhalten und das Risiko für Dekubitus zu reduzieren. Einige Studien haben gezeigt, dass eine Ernährung mit einem höheren Gehalt an Protein und Vitamin C das Risiko für Dekubitus reduzieren kann.

Bewegung

Bewegung ist wichtig, um die Durchblutung des Körpers zu fördern und das Risiko für Dekubitus zu reduzieren. Regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen, den Muskel- und Knochenaufbau zu fördern und die Körperhaltung zu verbessern.

Tipp
Mobilisation

Je schneller ein Patient oder eine Patientin mit einer Dekubituswunde wieder mobiler wird, desto effektiver kann auch die Wundheilung erfolgen. Informieren Sie sich welche Bewegungsmöglichkeiten bestehen und erstellen Sie auf Basis dessen gemeinsam mit Pflegekräften oder unter ärztlicher Beratung ein Bewegungsprogramm. So kann Stück für Stück der Bewegungsspielraum erweitert werden.

Vgl. Carenetic GmbH, ”Mobilisation und Bewegungsförderung“, n.d., https://www.carenetic.de/betroffene/dekubitus-mobilisation-bewegungsfoerderung/, 24.07.2024.

Spezielle Hilfsmittel

Es gibt spezielle Hilfsmittel, die dazu beitragen können, den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren. Dazu gehören z.B. spezielle Sitzkissen und Matratzen, die den Druck gleichmäßig verteilen und somit das Risiko für Dekubitus reduzieren können. Es gibt auch spezielle Schienen und Polster, die dazu beitragen können, den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren.

Info
Dekubitus und Medikamente

In der Behandlung von Dekubitus kann auch der ergänzende Einsatz von Medikamenten sinnvoll sein. Dadurch kann eine schmerzfreie Bewegung gefördert werden. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf Dekubitus aus, sondern auf den Allgemeinzustand des Patienten oder der Patientin. Hier gilt es in ärztlicher Absprache eine medikamentöse Ergänzung zu finden, die auf die Bedürfnisse der betroffenen Person angepasst ist.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 13.

20. Welche Wundheilungsphasen Gibt Es Bei Einem Dekubitus?

Die Wundheilung bei einem Dekubitus durchläuft verschiedene Phasen, die im Folgenden beschrieben werden.

Hinweis: In unserem Artikel “Dekubitus Wundheilungsphasen” erfahren Sie mehr über die Wundheilungsphasen bei Dekubitus.

Entzündungsphase

Die Entzündungsphase ist die erste Phase der Wundheilung bei einem Dekubitus. Sie beginnt unmittelbar nach der Schädigung der Haut und des Gewebes. Während dieser Phase werden Entzündungszellen, wie Neutrophile und Makrophagen, zur Wunde geschickt, um abgestorbene Zellen und Bakterien zu entfernen. Gleichzeitig werden Wachstumsfaktoren freigesetzt, die die Proliferation und Migration von Zellen fördern.

Proliferationsphase

In der Proliferationsphase beginnt die Bildung von neuem Gewebe in der Wunde. Während dieser Phase produzieren Fibroblasten Kollagen und andere Bestandteile der extrazellulären Matrix, um das geschädigte Gewebe zu ersetzen. Auch die Bildung von Blutgefäßen, die für die Versorgung der Wunde mit Nährstoffen und Sauerstoff notwendig sind, findet in dieser Phase statt.

Remodeling-Phase

In der Remodeling-Phase wird das neu gebildete Gewebe weiter umgebaut und stabilisiert. Dabei kommt es zu einer Umorganisation der Kollagenfasern, um eine höhere Festigkeit zu erreichen. Diese Phase kann mehrere Monate dauern und ist entscheidend für die langfristige Stabilität der Wunde.

Die Wundheilungsphasen bei einem Dekubitus können je nach Schweregrad der Wunde und individuellen Faktoren unterschiedlich lang dauern. Eine angemessene Wundbehandlung kann jedoch dazu beitragen, den Heilungsprozess zu beschleunigen und Komplikationen zu vermeiden.

Eine übersichtliche Zusammenfassung der Wundheilungsphasen bei einem Dekubitus kann in folgender Tabelle dargestellt werden:

PhaseBeschreibung
EntzündungsphaseEntzündungszellen werden zur Wunde geschickt, um abgestorbene Zellen und Bakterien zu entfernen. Wachstumsfaktoren werden freigesetzt.
ProliferationsphaseBildung von neuem Gewebe durch Fibroblasten. Bildung von Blutgefäßen.
Remodeling-PhaseUmbau und Stabilisierung des neu gebildeten Gewebes durch Umorganisation der Kollagenfasern.

Welche Hilfsmittel gibt es bei einem Dekubitus?

Ein Dekubitus kann durch verschiedene Maßnahmen und Hilfsmittel behandelt und verhindert werden. Diese Hilfsmittel werden in der Regel in der Therapie eingesetzt, um den Druck auf die betroffene Stelle zu reduzieren und dadurch die Heilung zu unterstützen. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Hilfsmittel zur Vorbeugung und Behandlung eines Dekubitus beschrieben.

Tipp
Anti-Dekubitus-Hilfsmittel

Es gibt zahlreiche Anti-Dekubitus-Hilfsmittel, die darin unterstützen sollen, den Druck zu mindern, der auf eine belastete Hautstelle einwirkt. Dies lässt sich beispielsweise erreichen, in dem der Druck auf eine größere Fläche verteilt wird. Alternativ können Hilfsmittel dazu dienen, dass er nur über einen kurzen Zeitraum bei der betroffenen Stelle auftritt.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Anti-Dekubitus-Systeme“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/weitere-infos/anti-dekubitus-system, 23.07.2024.

Anti-Dekubitus-Matratzen und -Kissen

Anti-Dekubitus-Matratzen und -Kissen gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln zur Vorbeugung und Behandlung von Dekubitus. Sie bestehen aus speziellen Materialien, die den Druck auf den Körper reduzieren und dadurch das Risiko von Druckgeschwüren verringern. Es gibt verschiedene Arten von Anti-Dekubitus-Matratzen und -Kissen, die je nach Bedarf und Schweregrad des Dekubitus ausgewählt werden können.

Luftmatratzen sind eine der häufigsten Formen von Anti-Dekubitus-Matratzen. Sie bestehen aus einer Matratze mit mehreren Luftkammern, die durch einen elektrischen Kompressor aufgeblasen werden. Der Luftdruck in den Kammern kann angepasst werden, um den Körper optimal zu stützen und den Druck auf die betroffenen Stellen zu reduzieren.

Auch Anti-Dekubitus-Kissen können bei der Vorbeugung von Dekubitus helfen. Diese Kissen bestehen aus speziellen Materialien, die den Druck auf den Körper reduzieren und dadurch das Risiko von Druckgeschwüren verringern. Es gibt verschiedene Arten von Anti-Dekubitus-Kissen, die je nach Bedarf und Schweregrad des Dekubitus ausgewählt werden können.

Lagerungshilfen

Lagerungshilfen können ebenfalls helfen, das Risiko von Dekubitus zu reduzieren. Es gibt verschiedene Arten von Lagerungshilfen, die je nach Bedarf und Schweregrad des Dekubitus ausgewählt werden können.

Eine der häufigsten Formen von Lagerungshilfen sind Lagerungsrollen. Diese Rollen werden unter den Körper der Patientin oder des Patienten gelegt, um den Druck auf die betroffenen Stellen zu reduzieren. Sie sind in verschiedenen Größen und Formen erhältlich und können je nach Bedarf positioniert werden.

Auch spezielle Polster und Kissen können bei der Lagerung helfen. Diese werden unter den Körper gelegt, um den Druck auf die betroffenen Stellen zu reduzieren. Es gibt verschiedene Arten von Polstern und Kissen, die je nach Bedarf und Schweregrad des Dekubitus ausgewählt werden können.

Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe können bei der Vorbeugung von Dekubitus helfen, indem sie die Durchblutung im betroffenen Bereich verbessern. Sie werden oft bei Patient:innen mit eingeschränkter Mobilität eingesetzt, um das Risiko von Dekubitus an den Beinen zu reduzieren. Kompressionsstrümpfe sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht getragen werden.

Wechseldruckmatratzen

Wechseldruckmatratzen sind eine weitere Möglichkeit, den Druck auf betroffene Körperstellen zu reduzieren. Diese Matratzen sind mit Luft gefüllt und haben Zellen, die sich in einem bestimmten Zyklus aufblasen und entleeren, um den Druck regelmäßig zu verlagern und so das Risiko von Druckgeschwüren zu verringern.

Es ist wichtig, die geeigneten Hilfsmittel entsprechend der Art und Schwere des Dekubitus zu wählen und die Behandlung in enger Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt bzw. mit einer Wundexpertin oder einem Wundexperten durchzuführen.

 

Ältere Person zieht sich Kompressionsstrumpf an

21. Was Kann Man Selbst Bei Einem Dekubitus Tun?

Bewegung: Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Dekubitus ist die regelmäßige Bewegung. Durch Bewegung wird die Durchblutung gefördert und die Muskeln gestärkt, was dazu beiträgt, dass das Gewebe besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Regelmäßige Bewegung kann auch dazu beitragen, Druckstellen zu vermeiden oder zu reduzieren.

Positionierung: Die richtige Positionierung ist ebenfalls von großer Bedeutung, um die Entstehung von Dekubitus zu verhindern. Es ist wichtig, dass man häufig seine Körperhaltung wechselt, um die Belastung der Haut und des Gewebes zu verringern. Besonders gefährdete Stellen sollten dabei besonders beachtet werden, wie zum Beispiel das Steißbein, die Fersen, die Schultern und der Hinterkopf. Zur Unterstützung können auch spezielle Lagerungshilfen, wie z.B. Kissen oder Schaumstoffpolster, verwendet werden.

Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Proteinen ist ebenfalls wichtig für die Vorbeugung und Behandlung von Dekubitus. Eine proteinreiche Ernährung ist besonders wichtig, da Proteine zur Bildung neuer Hautzellen beitragen und somit die Wundheilung unterstützen können.

Hautpflege: Eine regelmäßige Hautpflege ist auch bei einem Dekubitus von großer Bedeutung. Die Haut sollte regelmäßig mit milden Reinigungsmitteln gewaschen und anschließend mit einer Feuchtigkeitscreme gepflegt werden. Besonders gefährdete Stellen sollten dabei besonders sorgfältig behandelt werden.

Vermeidung von Feuchtigkeit: Feuchtigkeit auf der Haut kann die Entstehung von Dekubitus begünstigen. Daher ist es wichtig, die Haut trocken zu halten und Feuchtigkeit zu vermeiden. Bei Inkontinenz sollte regelmäßig gewechselt und die betroffenen Stellen gründlich gereinigt werden.

Insgesamt ist es wichtig, dass Patient:innen mit einem Dekubitus eng mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zusammenarbeiten, um eine angemessene Behandlung und Vorbeugung zu gewährleisten. Auch wenn es eine Vielzahl von Maßnahmen gibt, die man selbst ergreifen kann, ist eine professionelle medizinische Betreuung unverzichtbar.

Tipp
Bilden Sie sich weiter

Insbesondere wenn Sie als Angehörige:r eine nahestehende Person pflegen, kann die Pflege aufgrund mangelnder Erfahrung erstmals eine Herausforderung darstellen. Nutzen Sie Weiterbildungsangebote und Schulungen. Diese vermitteln Ihnen die wichtigsten Infos zur Pflege, und können ebenso eine optimale Möglichkeit darstellen, um bereits angeeignete Kenntnisse aufzufrischen.

22. Welchen Einfluss Kann Ein Dekubitus Auf Die Pflegebedürftigkeit Haben?

Es ist bekannt, dass ein Dekubitus einen erheblichen Einfluss auf die Pflegebedürftigkeit haben kann, da er die körperliche und psychische Gesundheit der betroffenen Person beeinträchtigt und die Pflegebedürftigkeit erhöht.

Ein Dekubitus kann zu einer erheblichen Einschränkung der Mobilität und Selbstständigkeit führen, da betroffene Personen oft Schmerzen haben und sich weniger bewegen. Dadurch können sie ihre Aktivitäten des täglichen Lebens nicht mehr eigenständig bewältigen, wie zum Beispiel das Ankleiden oder die Körperpflege. Auch die psychische Belastung kann eine Rolle spielen: Die betroffenen Personen können Angst oder Depressionen entwickeln, die die Pflegebedürftigkeit zusätzlich erhöhen können.

Eine Studie von Brown et al. (2017) untersuchte den Einfluss von Dekubitus auf die Pflegebedürftigkeit und ergab, dass betroffene Personen eine höhere Rate an Krankenhausaufenthalten, längere Krankenhausaufenthalte und eine höhere Wahrscheinlichkeit einer stationären Rehabilitation aufwiesen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Pflegebedürftigkeit von betroffenen Personen durch einen Dekubitus deutlich erhöht wird.

Um die Pflegebedürftigkeit zu reduzieren, ist es wichtig, einen Dekubitus zu vermeiden oder ihn frühzeitig zu behandeln. Dazu können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel regelmäßige Umlagerungen, die Verwendung von geeigneten Matratzen und Sitzkissen, die Unterstützung bei der Körperpflege und die Aufrechterhaltung eines gesunden Ernährungszustands.

Eine weitere Studie von Halfens et al. (2016) untersuchte den Einfluss von präventiven Maßnahmen auf die Entstehung von Dekubitus und ergab, dass die Anwendung von geeigneten Hilfsmitteln und Umlagerungstechniken einen signifikanten Einfluss auf die Prävention von Dekubitus hat. Die Studie zeigte auch, dass die regelmäßige Überprüfung der Haut und die Aufrechterhaltung eines guten Ernährungszustands wichtige Faktoren sind, um die Entstehung von Dekubitus zu verhindern.

Neben diesen Maßnahmen gibt es auch Dinge, die betroffene Personen selbst tun können, um ihre Pflegebedürftigkeit zu reduzieren. Dazu gehört zum Beispiel eine aktive Rolle bei der Vorbeugung von Dekubitus zu übernehmen, indem sie auf regelmäßige Umlagerungen achten und ihre Haut regelmäßig auf Veränderungen untersuchen. Auch eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr können helfen, die Wundheilung zu fördern und somit die Pflegebedürftigkeit zu reduzieren.

23. Wer Übernimmt Die Kosten Für Die Behandlung Eines Dekubitus?

In Österreich übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten für die Behandlung eines Dekubitus. Dies gilt sowohl für die stationäre als auch die ambulante Versorgung. Eine Ausnahme bildet die private Krankenversicherung, bei der es individuell abhängig von den Vertragsbedingungen sein kann, ob und in welchem Umfang die Kosten für die Behandlung eines Dekubitus übernommen werden.

Die Kosten für die Behandlung eines Dekubitus können je nach Schweregrad und Therapieform variieren. Eine frühzeitige Diagnose und Vorbeugung kann jedoch dazu beitragen, dass die Kosten für die Behandlung eines Dekubitus minimiert werden. Denn je später ein Dekubitus erkannt und behandelt wird, desto aufwendiger wird die Therapie und umso höher sind die Kosten.

Im Jahr 2019 wurden in Österreich laut Statistik Austria rund 34,5 Milliarden Euro für das Gesundheitswesen ausgegeben, was einem Anteil von 7,9% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Die Ausgaben für die stationäre Krankenhausversorgung machen dabei einen großen Teil aus. So betrugen die Ausgaben für die stationäre Krankenhausversorgung im Jahr 2019 rund 16,7 Milliarden Euro. Wie viel davon auf die Behandlung von Dekubitusfällen entfällt, ist nicht genau bekannt, da keine spezifischen Daten dazu vorliegen.

Zusätzlich zur Übernahme der Kosten für die Behandlung eines Dekubitus durch die Krankenversicherungen können auch bestimmte Hilfsmittel und Pflegeprodukte von der Pflegeversicherung übernommen werden. Hierzu zählen z.B. spezielle Matratzen, Sitzkissen oder Wundverbände. Die Kostenübernahme erfolgt jedoch nur in bestimmten Fällen und nach genauer Prüfung durch die Pflegeversicherung.

Hinweis

Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine medizinische Beratung dar. Obwohl wir uns bemühen, genaue und aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen, übernehmen wir keine Haftung für jegliche Fehler oder Auslassungen in diesem Artikel oder für Handlungen, die aufgrund dieser Informationen getroffen werden. Wir empfehlen, sich immer von einem qualifizierten Arzt oder Pflegepersonal beraten zu lassen und jegliche Entscheidungen bezüglich der Gesundheit oder Pflegebedürfnisse einer Person nur auf Grundlage einer individuellen Beratung und Diagnose zu treffen.

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Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitus-Stadien nach ICD- 10“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, 23.07.2024

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Anti-Dekubitus-Systeme“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/weitere-infos/anti-dekubitus-system, 23.07.2024.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitustherapie“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitustherapie, 23.07.2024.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 5.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 13.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, „Vorbeugung vonDekubitus Informationsbroschüre für Betroffene und betreuende Personen“, apupa.at, 2018, https://www.apupa.at/wpcontent/uploads/2018/06/2018_01_23_apupa_edukationsbroschuere.pdf, 24.07.2024, hier: S. 6.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Anti-Dekubitus-Systeme“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/weitere-infos/anti-dekubitus-system, 23.07.2024.

Vgl. Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention, ”Dekubitus”, apupa.at, n.d, https://www.apupa.at/dekubitus/, 23.07.2024.

Vgl. Marter, Michael, „RCS Pro Blog“, rcs-pro.de, 16.11.2023, https://www.rcspro.de/blog/pflege/ursachen-symptome-und-behandlung-von-dekubitus-alles-wassie-wissen-muessen/, 23.07.2024.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., ”Dekubitusprophylaxe – Ernährung ”, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/ernaehrung, 24.07.2024.

Vgl. Der-Querschnitt.de, ”Ernährungsempfehlungen bei Dekubitus“, derquerschnitt.de, n.d, https://www.der-querschnitt.de/archive/17684, 24.07.2024.

Vgl. Carenetic GmbH, ”Mobilisation und Bewegungsförderung“, n.d., https://www.carenetic.de/betroffene/dekubitus-mobilisation-bewegungsfoerderung/, 24.07.2024.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitustherapie“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitustherapie, 23.07.2024.

Vgl. IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V., „Dekubitus-Stadien nach ICD- 10“, dekubitus.de, n.d., https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, 23.07.2024.

 

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