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Harninkontinenz

Krankheiten, Medizinische Versorgung und Therapien

HeldYn bietet umfassende Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Harninkontinenz. Dies schließt individuelle Pflegeberatung, Kontinenzberatung, spezielle Beratung zu Harnverlust und Beckenbodentraining ein. Darüber hinaus werden Dienstleistungen wie Katheterwechsel und -versorgung, Hilfsmittelberatung, Pflege zu Hause sowie Physiotherapie angeboten. Diese ganzheitlichen Ansätze sind darauf ausgerichtet, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Symptome effektiv zu behandeln. 

In diesem Artikel werden wir uns genauer mit Harninkontinenz beschäftigen- einem Thema, das in unserer Gesellschaft aufgrund vieler fehlplatzierter Stigmas nicht ausreichend diskutiert wird. Die folgenden Absätze sollen Betroffenen und deren Angehörigen als Anleitung dafür dienen, welche Schritte getätigt werden sollten, wenn eine Harninkontinenz bei einer Person vermutet wird.

Zu Beginn werden wir kurz die medizinische Definition von Harninkontinenz besprechen, um eine konkrete Basis für unseren Beitrag zu schaffen. Danach werden wir die verschiedenen Arten von Harninkontinenz erläutern und schließlich die genauen Handlungsschritte diskutieren, die zu einer schnellen und langfristigen Verbesserung eines Harninkontinenzleidens führen können. Wir hoffen, dass dieser Artikel Patient:innenund ihren Angehörigen dabei helfen kann, sich besser mit diesem oft schwierigen Thema auseinanderzusetzen und eine Lösung für die vorhandenen Beschwerden zu finden.

 

DEFINITION:

Die medizinische Definition von Harninkontinenz bezieht sich auf die Unfähigkeit, die Blase bewusst zu kontrollieren und den Urin zu halten, bis ein Gang zur Toilette möglich ist. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, einschließlich der Veränderungen im Alter, Schwangerschaft, Geburt oder auch durch medizinische Probleme wie Diabetes, Parkinson-Krankheit und das Erleiden eines Schlaganfalls. Weiters gibt es auch bestimmte Medikamente, die Harninkontinenz verursachen können.

Natürlich beeinträchtigt das Auftreten einer derartigen Inkontinenz das Leben und den Alltag der Betroffenen sehr stark. Die Ausführung des Berufs oder die Teilnahme am allgemeinen Sozialleben des persönlichen Umfelds wird durch die stetige Angst vor einem körperlichen Kontrollverlust und einem damit zusammenhängenden „Unfall“ deutlich erschwert. Gefühle von Scham spielen in diesem Zusammenhang häufig eine entscheidende Rolle und führen manchmal sogar dazu, dass Betroffene es meiden, sich Hilfe zu suchen. Schließlich sind Themen wie Inkontinenz keineswegs gängig im täglichen Konversationsaustausch und bleiben somit stets in gewisser Weise „tabu“.

Allerdings ist Harninkontinenz ein sehr weit verbreitetes Problem, das einer Vielzahl von Menschen große Sorgen bereitet. Es betrifft Frauen und Männer jeden Alters, obwohl es am häufigsten bei älteren Erwachsenen auftritt. In den USA leiden etwa 25 Millionen Erwachsene an Harninkontinenz, während es in Europa schätzungsweise 50 Millionen Betroffene gibt. Studien haben auch gezeigt, dass Frauen häufiger von Harninkontinenz betroffen sind als Männer. Unterschiede zwischen den Geschlechtern treten hier vor allem in Bezug auf die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Bei Frauen ist Harninkontinenz in der Regel auf Schwangerschaft, Geburt und altersbedingte körperlicheVeränderungen wie die Menopause zurückzuführen. Männer hingegen leiden eher aufgrund von Prostataerkrankungen (z.B. vergrößerte Prostata oder Prostatakrebs) an Harninkontinenz. Auch Verletzungen des Rückenmarks können bei Männern häufig zu einem Blasenproblem führen.

Während Frauen oft eine Belastungsinkontinenz erleben, ist die häufigste Form der Harninkontinenz bei Männern die Überlaufinkontinenz.

In Österreich gibt es keine genau festgesetzten Zahlen zur Häufigkeit von Harninkontinenz, aber Schätzungen zufolge leiden mehr als 500.000 Menschen im Land darunter. Dies ist eine beträchtliche Zahl und zeigt, wie wichtig es ist, dass die Öffentlichkeit über Harninkontinenz und die damit verbundenen Behandlungsmethoden aufgeklärt wird.

Neben ihrer Wichtigkeit im Zusammenhang mit Behandlungsmöglichkeiten können ausführliche Diskussionen rund um das Thema Harninkontinenz, dessen Risikofaktoren und mögliche Ursachen dazu beitragen, dass der Krankheit in Zukunft besser vorgebeugt werden kann. Nun wollen wir uns kurz den verschiedenen, am häufigsten auftretenden Arten der Harninkontinenz widmen.

 

  1. Belastungsinkontinenz: Eine derartige Harninkontinenz tritt auf, wenn körperliche Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder schweres Heben zu einem unwillkürlichen Verlust von Urin führen. Dieser Umstand ist auf eine Schwächung des Beckenbodens zurückzuführen, der den unteren Teil des Beckens stützt und die Organe in diesem Bereich hält. Bei Frauen kann eine Schwächung des Beckenbodens durch Schwangerschaft, Geburt oder die Entwicklungen einer Menopause verursacht werden, während bei Männern Prostataoperationen oder Verletzungen zu Belastungsinkontinenz führen können.
  2. Dranginkontinenz: Man spricht von einer Dranginkontinenz, wenn bei einer Person der Drang, die Blase zu entleeren, so stark ist, dass es schwer oder unmöglich ist, den Urin zu halten, bis ein Toilettengang gemacht werden kann. Dies kann zu einer ungewollten Ausscheidung von Urin führen. Dranginkontinenz kann durch eine Überaktivität der Blase verursacht werden, die in der Regel dazu führt, dass sie sich zu oft oder zu schnell zusammenzieht.
  3. Überlaufinkontinenz: Wenn die Blase einer Person voll ist und der Druck auf die Blase höher ist als der Schließdruck des Harnröhrenverschlusses spricht man von einer Überlaufinkontinenz. Urin tritt hier oft unkontrolliert aus der Blase aus, da diese „überläuft“. Menschen mit Nervenschäden und Männer, deren Prostata vergrößert ist, leiden am häufigsten an Überlaufinkontinenz.
  4. Stressinkontinenz: Ähnlich wie eine Belastungsinkontinenz, tritt die Stressinkontinenz auf, wenn Druck auf die Blase ausgeübt wird, zum Beispiel beim Niesen, Husten oder Lachen, und dies zu einem unwillkürlichen Verlust von Urin führt. Anders als bei der Belastungsinkontinenz ist dieses Leiden jedoch nicht auf die Beckenbodenmuskulatur, sondern auf eine Schwächung der Schließmuskeln zurückzuführen, die die Harnröhre verschließen und den Urin zurückhalten. Stressinkontinenz tritt häufig bei Frauen auf, insbesondere nach Schwangerschaften und in den Wechseljahren.

Neben diesen Hauptarten von Harninkontinenz gibt es noch einige weitere seltenere Formen, die ebenfalls ungewollten Urinverlust verursachen können:

  • Reflexinkontinenz: Hierbei kann eine Schädigung der Nerven im Rückenmark oder Gehirn dazu führen, dass die Blase unwillkürlich kontrahiert (sich zusammenzieht), ohne dass ein Drang verspürtwird, Wasser zu lassen.
  • Gemischte Inkontinenz: Dieser Begriff beschreibt eine Kombination aus verschiedenen Arten von Harninkontinenz, wie Belastungs- und Dranginkontinenz, die in manchen Fällen gleichzeitig auftreten können.
  • Funktionelle Inkontinenz: In manchen Fällen kann die Person ihre Blase sehr wohl kontrollieren,aber ist aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen nicht dazu in der Lage, bei einem Erleichterungsbedürfnis rechtzeitig eine Toilette aufzusuchen. Zu den besagten Einschränkungen können unter anderem Demenz, Schlaganfälle oder körperliche Behinderungen gehören.

Um eine geeignete Behandlung bestimmen zu können ist es wichtig festzulegen, welche Art von Harninkontinenz bei den jeweiligen Patient:innen vorliegt. Eine genaue Diagnose und eine individuelle Betreuung können helfen, die auftretenden Symptome zu lindern und die Lebensqualität der betroffenen Person zu verbessern.

Jetzt, da die verschiedenen Formen von Harninkontinenz einmal kompakt erklärt wurden, wollen wir uns damit beschäftigen, was genau zu tun ist, wenn Menschen bei sich selbst oder bei Angehörigen höheren Alters eine Harninkontinenz vermuten – das folgende Kapitel bietet diesbezüglich eine chronologische Liste an.

Schritt für Schritt:

Wenn eine Person bei sich selbst eine Harninkontinenz vermutet, kann das zunächst sehr beunruhigend und verunsichernd sein. Wie bereits erwähnt, ist dieses Problem jedoch keinesfalls selten und obendrein ist es in der heutigen Zeit sehr gut behandelbar. Falls Sie neben Harninkontinenz ebenfalls an einer Stuhlinkontinenz leiden sollten, oder zumindest eine derartige Erkrankung bei sich vermuten, bieten unsere Artikel zu den Themen „Inkontinenz“ und „Stuhlinkontinenz“ weitere hilfreiche Informationen in diese Richtung an.

Hier finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die Sie zu einer geeigneten Behandlung für Ihr Harninkontinenz-Problem führen kann.

 

BEOBACHTEN SIE DIE SYMPTOME

Der erste Schritt besteht darin, die auftretenden Symptome zu beobachten, die möglicherweise auf eine Harninkontinenz hinweisen könnten. Natürlich ist das offensichtlichste allgemeine Symptom das unkontrollierte Austreten von Urin. Allerdings können Patient:innen darüber hinaus noch einige andere Symptome aufweisen, die vielleicht weniger offensichtlich, jedoch genauso deutlich auf eine Harninkontinenz schließen lassen. Die verschiedenen Arten von Harninkontinenz können unterschiedliche Symptome hervorrufen, die beobachtet werden können. Hier sind die Symptome der vier häufigsten Arten von Harninkontinenz im Überblick:

1.     Belastungsinkontinenz: Bei Belastungsinkontinenz treten unkontrollierte Urinverluste auf, wenn der Druck im Bauchraum erhöht wird, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Lachen. Auch beim Heben von schweren Gegenständen oder andere physischen Kraftausübungen kann es zu einer ungewollten Entleerung der Blase kommen. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, dass ihre Blase nicht vollständig entleert wurde und können häufiger als üblich auf die Toilette müssen.

  1. Dranginkontinenz: Bei dieser Art der Inkontinenz verspüren die Betroffenen plötzlich einen starken Harndrang, der meist so intensiv ist, dass es schwer oder unmöglich ist, das Wasserlassen zu kontrollieren. Da die Blase sich oft nicht vollständig entleert kann der Harndrang auch nachts auftreten und dazu führen, dass die Betroffenen mehrmals aufstehen müssen, um auf die Toilette zu gehen. Diese stetige Störung des Schlafzyklus kann negative Auswirkungen auf den allgemeinen Energiehaushalt der Patient:innen haben.
  2. Mischinkontinenz: Mischinkontinenz tritt auf, wenn bei Betroffenen sowohl Belastungs- als auch Dranginkontinenzsymptome auftreten. Die Patient:innen können also sowohl unkontrollierte Urinverluste bei körperlicher Belastung als auch plötzlichen Harndrang und unkontrolliertes Wasserlassen erleben. Auch hier kann das Gefühl präsent sein, dass die Blase sich nie vollständig entleert.
  3. Überlaufinkontinenz: Bei Überlaufinkontinenz haben die Betroffenen ebenfalls große Schwierigkeitendabei, die Blase vollständig zu entleeren. Es kann ein ständiger Harndrang vorhanden sein, jedoch kommt beim Toilettengang nur wenig Urin heraus. Wenn sie überfüllt ist, kann die Blase ungewollt entleert werden, was unangenehme Folgen für Patient:innen hat. Oft haben die Betroffenen das Gefühl, dass sie nicht mehr vollständig auf die Toilette gehen können.

Während sich einige Symptome der verschiedenen Ausprägungen von Harninkontinenz unterscheiden, gleichen sich viele andere auch sehr stark. Darum ist es von größter Wichtigkeit, bei Verdacht auf Harninkontinenz eine professionelle Meinung einzuholen, um keinen unpräzisen Deutungen und somit ungeeigneten Behandlungsmaßnahmen zum Opfer zu fallen.

 

BESUCHEN SIE EINEN ARZT

Wenn Sie nach einer Beobachtung Ihrer Symptome nun also vermuten, dass Sie an Harninkontinenz leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Urologen, Urologinnen oder gynäkologische Expert:innen sind in der Regel die richtigen Ansprechpartner:innen für eine Diagnose und Behandlung. Die Mediziner:innen werden Sie nach Ihren Symptomen und Ihrer Krankheitsgeschichte fragen und möglicherweise weitere Tests durchführen, um die Art der Harninkontinenz zu bestimmen.

 

WIE KOMMT ES ZU EINER DIAGNOSE?

Die genaue Bestimmung der Harninkontinenzart, an welcher eine Person leidet, ist entscheidend auf dem Weg zu einer passenden Behandlung. Zuerst kann der Arzt oder die Ärztin eine Urinanalyse durchführen, um Anzeichen von Infektionen oder anderen Problemen zu erkennen. Ein Blasenultraschall kann dabeihelfen, die Größe und Position der Blase zu bestimmen und mögliche Probleme in diesen Bereichen zu definieren. Urodynamik-Tests messen die Funktionsweise der Blase und können helfen, die Ursache der Harninkontinenz zu bestimmen. Eine Zystoskopie kann ebenfalls durchgeführt werden, um die Blase und Harnwege ausführlich zu untersuchen.

ENTSCHEIDUNG FÜR EINE BEHANDLUNG

Sobald die Art der Harninkontinenz einmal diagnostiziert ist, kann Ihr Arzt oder ihre Ärztin eine geeignete Behandlung empfehlen. Die Behandlung hängt ganz vom individuellen Krankheitsbild ab und kann Medikamente, konservative Therapien wie Beckenbodentraining oder auch chirurgische Eingriffe umfassen. Wir wollen hier betonen, dass eine Behandlung zwar immense Verbesserungen von Harninkontinenz erzielen, jedoch nicht immer eine vollständige Heilung garantieren kann. Das Hauptziel in der Behandlung ist daher meist eine Linderung der Symptome und eine Verbesserung der Lebensqualität durch Therapien, Hilfsmittel und Alltagstipps.

Im Bereich der medizinischen Behandlung gibt es diverse Pfade, zwischen denen gewählt werden kann. Da eine derartige Vielzahl an solchen Möglichkeiten oft zu etwas Ratlosigkeit bei Patient:innen führen kann, wollen wir die Behandlungsmethoden, die bei den verschiedenen Inkontinenzarten angewendet werden können im Folgenden kurz skizzieren.

 

BEHANDLUNG:

Die Behandlung von Harninkontinenz variiert, wie bereits erwähnt, je nach Art der Inkontinenz und deren Schweregrad. Hier sind einige der gängigen Behandlungsmöglichkeiten, die von Mediziner:innen bei Harninkontinenz empfohlen werden:

Belastungsinkontinenz

Wir haben bereits etabliert, dass eine Belastungsinkontinenz auftritt, wenn ein Druck auf die Blase ausgeübt wird, beispielsweise beim Niesen, Husten oder beim Heben schwerer Gegenstände. In diesem Zusammenhang ist eine der häufigsten Behandlungsmöglichkeiten das Beckenbodentraining. Bei dieser bestimmten Bewegungstherapie handelt es sich um gezielte Übungen, die dabei helfen sollen, dieMuskeln des Beckens zu stärken und somit mehr Kontrolle über die Blase zu ermöglichen. Es gibt auch bestimmte Medikamente, die eine Stärkung der Blase und eine Reduzierung des auf ihr lastenden Drucks bewirken können. In schwereren Fällen kann bei einer Belastungsinkontinenz auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um das Problem effektiv zu beheben.

Dranginkontinenz

Dranginkontinenz führt zu plötzlichen und unkontrollierten Entleerungen der Blase. In einigen Fällen kann dies aufgrund von Infektionen, bestimmten Medikamenten oder neurologischen Erkrankungen auftreten. Eine häufig angeratene Option ist hier eine Blasentraining-Therapie, bei der die betroffene Person lernt, die Blase physisch bewusster zu kontrollieren und den Harndrang zu unterdrücken. Ähnlich wie bei einer Belastungsinkontinenz können auch bei einer Dranginkontinenz Medikamente dabei helfen, den Harndrang zu reduzieren.

Überlaufinkontinenz

Bei einer Überlaufinkontinenz lässt sich die Blase einer betroffenen Person nicht vollständig entleeren, sodass sich der Urin in der Blase ansammelt. Dies führt in weiterer Folge dazu, dass die Blase überläuft und dadurch unkontrolliert Urin abgegeben wird. Die Wahl einer spezifischen Behandlungsoption hängt bei diese Art von Inkontinenz von der Ursache ab. Katheterismus, bei dem der Urin regelmäßig mit einem Katheter aus der Blase entfernt wird, kann von Nutzen sein. Eine andere Methode ist der Einsatz von Medikamenten, um die Blase zu entspannen und somit die Entleerung zu fördern.

Mischinkontinenz

Wenn eine Person sowohl an Belastungs- als auch an Dranginkontinenz leidet, spricht man von Mischinkontinenz. Die Behandlung hängt von jenen Symptomen ab, die im Krankheitsbild der Patient:innen am stärksten ausgeprägt sind. Eine Kombination aus Beckenbodentraining, Blasentraining und Medikamenten kann helfen, die Symptome zu lindern.

Funktionsstörungen der Blase

Funktionsstörungen der Blase können aufgrund von Nervenschäden oder anderen zugrunde liegenden Erkrankungen auftreten. Eine häufige Behandlungsoption ist hier erneut die Blasentraining-Therapie. Weiters kann auch mit Elektrotherapie gearbeitet werden – Resultate variieren hier jedoch stark, je nach Ausmaß der tatsächlichen nervlichen Schäden, die eine betroffene Person erlitten hat.

Operative Therapie

Bei schwerwiegenden Fällen der verschiedenen Formen von Harninkontinenz kann manchmal eine operative Therapie notwendig werden. Hierbei gibt es unterschiedliche Methoden, die auf das Krankheitsbild individueller Patient:innen abgestimmt werden müssen. Bei einer Belastungsinkontinenz wird zum Beispiel oft ein sogenanntes Schlingenband eingesetzt: ein Band wird um die Harnröhre gelegt und fixiert, um die Blase so zu stabilisieren. Bei einer Dranginkontinenz kann eine sakrale Neuromodulation durchgeführt werden. Ein Impulsgeber, der über Elektroden mit den Nerven verbunden ist, wird zu diesem Zweck unter der Haut eingesetzt. Durch den Impuls wird die Blasenmuskulatur beeinflusst und somit das unkontrollierte Entleeren der Blase vermindert. Auch ein künstlicher Schließmuskel, der die Harnröhre verschließt, wenn kein Harndrang besteht, kann bei Patient:innen durch einen Eingriff eingesetzt werden.

Physiotherapie

Eine gezielte Physiotherapie kann bei einer Inkontinenz eine große Unterstützung darstellen. Die bereits besprochene Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, sowie andere positive Einflüsse auf die körperlichen Symptome treten am ehesten ein, wenn Patient:innen mit geschulten Physiotherapeut:innen zusammenarbeiten. Einige nützliche Übungen werden auch im Internet beschrieben, jedoch bleibt eine kompetente Anleitung bei der Ausführung der notwendigen Bewegungen und Muskelanspannungen die beste Devise. Bei der Suche nach Physiokräften kann Sie Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin unterstützen – ebenso bieten Services wie HeldYn diverse Hilfestellungen in dieser Angelegenheit an.

 

HILFSMITTEL:

Im Zuge einer Behandlung von Harninkontinenz können verschiedene Hilfsmittel eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Hier haben wir einige der gängigsten Hilfsmittel und deren Eigenschaften  kurz zusammengefasst:

Inkontinenzvorlagen

Diskrete und bequeme Lösungen sind für Menschen, die an Harninkontinenz leiden ein wichtiger Faktor in der Bewältigung ihres Alltags – bei diesem Bedürfnis kommen Inkontinenzvorlagen ins Spiel. Sie werdenvon Patient:innen in Unterwäsche oder speziellen Hosen getragen und können in verschiedenen Größen, Saugstärken und Formen erhältlich sein. Die Verwendung von Inkontinenzvorlagen ist generell relativ einfach. Zunächst muss die richtige Saugstärke und Größe ausgewählt werden, um ein Auslaufen zu vermeiden. Die Vorlage wird dann in die Unterwäsche oder spezielle Hose gelegt und dort sorgt der Klebestreifen auf der Rückseite für einen sicheren Halt.

Ein regelmäßiges Auswechseln der Vorlagen ist essenziell, um Hautreizungen und Infektionen zu vermeiden. Wie oft ein Wechsel vorgenommen werden muss, hängt von der Saugfähigkeit der Vorlage und der Menge des ausgeschiedenen Urins ab. Einige Vorlagen sind auch mit einem Indikator versehen, der anzeigt, wann es Zeit ist, die Vorlage zu wechseln. Eine richtige Entsorgung der gebrauchten Vorlagen ist wichtig, um unangenehme Gerüche im Haushalt und umweltliche Schäden zu verhindern.

Inkontinenzvorlagen können sehr gut in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden wie Beckenbodentraining oder Medikamenten verwendet werden und stellen somit in der Bewältigung der Krankheit für viele Menschen eine bereichernde Stütze dar.

Inkontinenzhosen

Inkontinenzhosen sind eine weitere Option für Menschen mit Harninkontinenz, die eine komfortable Hilfe gegen einen Auslauf von Urin suchen. Im Gegensatz zu Inkontinenzvorlagen haben Inkontinenzhosen ein eingebautes absorbierendes Material und können darum wie normale Unterwäsche getragen werden.

Dadurch, dass sie wie normale Unterwäsche angezogen werden und je nach Bedarf gewechselt werdenkönnen, ist die Verwendung von Inkontinenzhosen im Allgemeinen als sehr simpel zu beschreiben. Einige Modelle haben auch Klebestreifen an den Seiten, um zusätzlich ein einfaches Ausziehen zu ermöglichen.

Bei Inkontinenzhosen stehen verschiedene Größen und Saugstärken zur Verfügung, um den individuellen Bedürfnissen des Patienten gerecht zu werden. Gleich wie Inkontinenzvorlagen können auch Inkontinenzhosen in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden wie Beckenbodentraining oder Medikamenten verwendet werden.

Ein regelmäßiges Tauschen und ein verantwortungsbewusstes Entsorgen der Hosen ist hier erneut unabdinglich. Mögliche Infektionen können durch einen stetigen Hosenwechsel und eine Erhaltung der Intimhygiene effektiv vermieden werden. Auch hier gibt es Modelle, die über einen Indikator verfügen, der an die Erneuerung des Kleidungsstückes erinnert.

Kondomurinale

Kondomurinale, auch als “Urinkondome” bezeichnet, sind eine spezielle Art von Urinalsammelbeutel, die bei männlichen Patienten mit Harninkontinenz verwendet werden kann. Sie bestehen aus einem flexiblen Silikon- oder Latexkondom, das auf das Glied der betroffenen Person aufgesetzt wird, und einem Auffangbeutel, der das ausgeschiedene Urin aufnimmt.

Die Anwendung von Kondomurinalen ist relativ einfach und erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder Kenntnisse. Das Kondom wird einfach über das Glied gestülpt und der Auffangbeutel wird folglich am Bein oder am Bettgestell befestigt. Ein Vorteil von Kondomurinalen ist ihr hohes Level an Komfort, welches sie Patienten bei der Verwendung gewährleisten.

Auch hier ist ein periodisches Wechseln des Materials wichtig, um mögliche negative körperliche Reaktionen zu vermeiden. Wenn das Kondom nicht richtig passt oder undicht ist, kann es zu Hautreizungen oder Infektionen kommen. Einige Patienten tendieren auch zur Verwendung von zusätzlichem Haftgel oder Hautschutzspray, um das Kondom besser zu fixieren und die Haut zu schützen.

Katheter

Katheter sind schlauchartige medizinische Geräte, die zur Entleerung der Blase bei Patient:innen mit Harninkontinenz verwendet werden können. Bei einigen Formen der Erkrankung kann es notwendig sein, einen Katheter zur Blasenentleerung einzusetzen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die betroffene Person nicht in der Lage ist, die Blase auf natürliche Weise zu entleeren.

Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Methoden erfordert die Verwendung von Kathetern einige Kenntnisse und Fertigkeiten, um Komplikationen und Infektionen zu vermeiden. Der Katheter muss durch die Harnröhre in die Blase eingeführt werden, um den Urin erfolgreich ablassen zu können. Man unterscheidet bei Kathetern unter anderem zwischen Einmalkathetern, die (wie der Name vermuten lässt) nur einmal verwendet werden und Dauerkathetern, die für eine längere Zeit im Körper verbleiben.

Eine Gewährleistung steriler Bedingungen ist beim Einführen und Wechseln eines Katheters absolut essenziell, um Infektionen zu vermeiden. Einige Patient:innen können sich während dem Gebrauch eines Katheters mit leichten Schmerzen oder einem Fremdkörpergefühl konfrontiert sehen. Eine langfristige Verwendung von Kathetern kann ab und an auch zu Komplikationen wie Harnwegsinfektionen oder Blasenentzündungen führen.

Alarmgeber:

Bei Alarmgebern handelt es sich um elektronische Geräte, die bei einer Harninkontinenz eingesetzt werden, um die betroffene Person rechtzeitig zu warnen, bevor es zu einem unkontrollierten Harnverlust kommt. Einige Modelle sind als Sensoren, die am Körper getragen werden erhältlich, während sogenannte „Bett- und Stuhlalarme“ an Möbeln fixiert werden können und dort auf Druck reagieren.

Die Sensor-Varianten des Alarmgebers werden meistens in Verbindung mit Inkontinenzvorlagen oder Inkontinenzhosen verwendet. Wenn der Sensor des kleinen Gerätes, das entweder an Körper oder Kleidung befestigt ist, Feuchtigkeit oder Druck registriert, wird ein Signal an den Alarmgeber gesendet, der dann einen Alarm auslöst. Mithilfe dieser Alarmierung können Patient:innen schnell reagieren und auf die Toilette gehen, bevor es zu einem unkontrollierten Harnverlust kommt. Dies ermöglicht betroffenen Personen eine erhebliche Verbesserung ihres allgemeinen Wohnkomforts, sowie ihrer Selbstständigkeit.

Bett- und Stuhlalarme reagieren meist ausschließlich auf Druck und sind ideal für Menschen, die im Bett oder im Rollstuhl sitzen und sich aufgrund von körperlichen Einschränkungen nicht selbst melden können. Das Gerät wird auf dem Bett oder auf dem Rollstuhl platziert und durch den bei Druck ausgelösten Alarm kann ein Pflegepersonal oder eine betreuende Person schnell reagieren und die Betroffenen rechtzeitig zurdie Toilette führen.

Apps:

Apps können bei der Bewältigung von Harninkontinenz ebenfalls eine wertvolle Unterstützung sein und die Verwaltung der Symptome vereinfachen.

Sogenannte “Toilettenfinder”-Apps, die Nutzer:innen helfen, schnell und einfach eine Toilette in der Nähe zu finden, wenn sie unterwegs sind, stellen ein Beispiel für eine solche Applikation dar. Unerwartete “Notfälle” können mithilfe solcher Navigationshilfen vermieden und die Angst vor einer möglichen Inkontinenz-Episodesomit reduziert werden.

Weiters gibt es auch Apps, die als Blasentrainingstools fungieren. Benutzer:innen können diese nebst ihrer professionellen Behandlung zu Rate ziehen, um ihre Kontinenz zu verbessern. Beispielsweise können Erinnerungen an den Toilettengang gesetzt werden, um das Verhalten der Blase zu regulieren. Auch können diese Applikationen visuelle und audiovisuelle Anreize bieten, um die körperlichen Übungen einer Inkontinenzbehandlung effektiver und interessanter zu gestalten.

Schließlich gibt es auch Apps, die Patient:innen dabei helfen können, ihre Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung genauestens zu dokumentieren und zu überwachen. Die tägliche Flüssigkeitsaufnahme und die damit verbundenen Toilettengänge können exakt notiert werden, was unter anderem auch dabei helfen kann ein Symptom-Tagebuch zu führen – eine Praxis, die bei einer medizinischen Betreuung von Harninkontinenz sehr häufig angewandt wird, um den Krankheitsverlauf verfolgen und bewerten zu können.

Apps stellen natürlich keine medizinischen Diagnosen und können auch keine Behandlungspläne zur Verfügung stellen, jedoch sind sie als unterstützende Gadgets für viele Patient:innen eine gute Ergänzung im Alltag im Umgang mit ihrem Inkontinenzleiden.

Es gilt am Ende dieses Kapitels hervorzuheben, dass bei der Erwägung und vor der Verwendung eines jeden der beschriebenen Hilfsmittel ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden sollte. Jede betroffene Person weist ein individuelles Krankheitsbild und damit verbundene Bedürfnisse auf. Somit ist es von großer Bedeutung eine professionelle Meinung in Form von ausführlichen Beratungsgesprächen einzuholen.

Fazit:

Harninkontinenz stellt eine ernste Herausforderung im Leben vieler Menschen dar und vor allem Senior:innen haben oft mit einer Form dieser Erkrankung zu kämpfen. Aus Ungewissheit und Scham schweigen betroffene Menschen oft viel zu lange über ihr Leiden gegenüber ihrem Umfeld. Soziale Isolation und psychische Belastungen sind in diesen Fällen häufig die logische Folge. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie weit verbreitet Harninkontinenz doch innerhalb unserer Bevölkerung ist, kann einen ersten Schritt in der persönlichen Überwindung des Schamgefühls und persönlicher Ausgrenzungen darstellen.

Ein offener Umgang mit dem Thema Harninkontinenz mit Angehörigen und medizinischen Expert:innen ist immer die beste Option und führt zu den positivsten Ergebnissen.

Verschiedene Arten der Harninkontinenz, einschließlich Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz und Überlaufinkontinenz weisen jeweils unterschiedliche Symptome und Ursachen auf. Eine genaue Beobachtung der auftretenden Symptome ab dem ersten Verdacht auf Inkontinenz hilft Ärztinnen und Ärzten dabei, Ihnen eine korrekte Behandlungsmethode zu vermitteln. Die darauffolgendenBehandlungsmöglichkeiten variieren je nach Art und Schweregrad der vorhandenen Inkontinenz. Von körperlichen Übungen über den Gebrauch von Medikamenten bis hin zu chirurgischen Eingriffen gibt es verschiedenste Optionen in der Behandlung einer Blaseninkontinenz. Verlassen Sie sich bei der Suche nach der geeigneten Taktik auf den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens und befolgen Sie die Anweisungen und Ratschläge, die Ihnen aus medizinisch-professioneller Sicht geboten werden.

Harninkontinenz ist keinesfalls als ein unvermeidliches Schicksal anzusehen, dass die individuelleLebensqualität der Betroffenen permanent zerstört. Während die Erkrankung definitiv eine unangenehme Präsenz im Alltag der Patient:innen annehmen kann, ist die Erhaltung von Komfort und Wohlbefinden anhand neuer Behandlungsstrategien und Hilfsmittel sehr wohl möglich.

Betroffene von Harninkontinenz sollten sich nicht scheuen, um Hilfe und Unterstützung zu bitten, um ihre Lebensqualität zu verbessern und die Symptome ihrer Erkrankung zu bewältigen. Mithilfe der richtigen Betreuung können sie ein ganz normales, aktives und uneingeschränktes Leben führen.i

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