Bei der Auseinandersetzung mit dem Alter, stellen sich viele Senior:innen irgendwann die Frage, wie sie im Alter Leben und Wohnen möchten. Eine Antwort darauf könnten spezielle Wohngemeinschaften für Senior:innen bieten. Sie sind ein Platz für jene, die ihre späteren Jahre in Gesellschaft Gleichgesinnter verbringen möchten, ohne auf ihre Selbstständigkeit verzichten zu müssen. Damit Sie einen Eindruck bekommen, was diese Wohnform umfasst und wie sie funktionieren kann, wollen wir Ihnen hier einen kurzen Überblick ermöglichen.
Wie funktionieren Wohngemeinschaften für Senior:innen?
Senior:innen-WGs treten in unterschiedlichen Varianten auf, von organisierten Projekten mit professioneller Unterstützung bis hin zu privat initiierten Wohngemeinschaften. Sie alle verfolgen dabei grundsätzlich dasselbe Ziel: den Bewohner:innen ein würdevolles Altern in Gesellschaft unter gegenseitiger Unterstützung zu ermöglichen. Kurz gesagt geht es darum, den individuellen Freiraum zu wahren und gleichzeitig die Vorteile des Zusammenlebens zu nutzen.
Die Abgrenzung zu anderen Wohnformen im Alter ist vor allem durch das hohe Maß an Autonomie gegeben. Anders als in Altersheimen, wo Pflege- und Betreuungsleistungen im Vordergrund stehen, liegt der Fokus hier besonders auf der Erhaltung der Selbstständigkeit und der Förderung von sozialen Kontakten.
Dabei werden nicht nur Räumlichkeiten und Kosten geteilt, sondern auch die Verantwortung für die Organisation des Zusammenlebens – von der Auswahl der Mitbewohner:innen bis hin zur Festlegung gemeinsamer Regeln und Aktivitäten. Zudem besteht die grundsätzliche Auffassung, dass jeder und jede nach eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten einen Beitrag leistet, sei es durch die Übernahme von Haushaltspflichten oder durch die Gestaltung des sozialen Miteinanders. Vielleicht hegt ein:e Bewohner:in gerne den Garten, während ein:e Andere:r hervorragend mit den eigenen Kochkünsten beisteuern kann.
Vorteile einer Senior:innen-WG
Gemeinschaft und soziale Kontakte
Einer der bestechendsten Vorteile von Senior:innen-WGs ist die Sicherheit Teil einer Gemeinschaft zu sein. Der menschliche Drang nach Zugehörigkeit und Austausch altert nicht, und diese Wohnform bieten nicht nur klassischen Student:innen eine Plattform, auf der soziale Kontakte gedeihen können. Gemeinsame Aktivitäten, wie Ausflüge, Spieleabende oder kulturelle Veranstaltungen machen Spaß und halten gleichzeitig Geist und Körper aktiv.
Selbstständigkeit und Unterstützung im Alter bewahren
Durch die gegenseitige Unterstützung innerhalb der WG können Bewohner:innen zudem viele Aufgaben des täglichen Lebens meistern, die sie allein nicht mehr bewältigen könnten. So bietet das WG-Leben auch eine Alternative für Senior:innen, die sich das alleinige Wohnen im eigenen Zuhause nicht mehr zutrauen.
Andererseits wird Eigenverantwortung und Selbstbestimmung insofern gefördert, indem Bewohner:innen den eigenen Lebensstil fortführen und Entscheidungen hinsichtlich ihrer Lebensgestaltung selbst treffen können – ein Kontrast zu den oft strikteren Zeitplänen und Reglementierungen, die manchmal mit betreuten Wohnformen verbunden sind. Dieses Wohnmodell dient damit im Grunde denjenigen, die sich eine drohende Einsamkeit ersparen möchten, ohne dabei auf die gewohnte Eigenverantwortung verzichten zu müssen.
Kostenteilung und finanzielle Aspekte
Die Entwicklung von Wohngemeinschaften ist auch eine Antwort auf die steigenden Kosten für Pflege und Wohnraum, denn die finanziellen Vorteile einer WG sind nicht zu unterschätzen. Die Aufteilung der Fixkosten für Miete, Nebenkosten und Lebensmittel führt zu einer spürbaren Entlastung jedes einzelnen Budgets. Gemeinschaftliche Anschaffungen oder die geteilte Inanspruchnahme mancher Dienstleistungen kann zudem zusätzlich Kosten reduzieren.
Zusammenfassend bietet der WG-Alltag somit wirtschaftliche Vorteile, erhält eine gewisse Selbstständigkeit, eröffnet gegenseitige Unterstützungsangebote und wirkt durch den alltäglichen Austausch untereinander der Gefahr entgegen in Isolation abzurutschen.
Gründung einer WG
Unterschiedliche Modelle
Vor einer Gründung sollten Sie sich zuerst einmal überlegen, welche Wohngemeinschaftsvariante Sie initiieren möchten. Senior:innen-WGs können nämlich unterschiedlich organisiert sein, abhängig von den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Bewohner:innen. Es gibt Modelle, die auf größtmögliche Gemeinschaft und Interaktion setzen, mit vielen gemeinsamen Aktivitäten und Gemeinschaftsräumen. Andere legen den Fokus stärker auf individuelle Privatsphäre, mit eigenständigen Wohnbereichen und weniger verpflichtenden gemeinschaftlichen Unternehmungen. Es gibt auch themenbasierte WGs, die sich beispielsweise um gemeinsame Hobbys oder ökologisches Wohnen zentrieren, sowie solche, die aktiv zusätzliche Services wie gemeinsame Verpflegung oder Pflegedienste integrieren.
Auswahl der Mitbewohner:innen
Am sinnvollsten ist es, gleich zu Beginn die Erwartungen und Bedürfnisse aller Beteiligten zu klären, denn es ist wichtig, dass die Persönlichkeiten und Lebensstile der einzelnen Mitglieder auch miteinander harmonieren. Meistens werden hierfür Kennenlerntreffen und Vorabgespräche abgemacht, um die Chemie untereinander zu prüfen und die eigenen Vorstellungen zu besprechen. Kriterien wie ähnliche Interessen, Wertvorstellungen oder auch der Wunsch nach einem ähnlichen Grad an Gemeinschaftlichkeit und Privatsphäre spielen eine wesentliche Rolle im Gespräch und sollten offen kommuniziert werden. Dies kann auch kleinere Thematiken umfassen, wie zum Beispiel die Frage, ob und wenn ja, wo geraucht werden darf. Gegebenenfalls können natürlich Probewohnzeiten vereinbart werden, falls vorerst keine absolute Entscheidung getroffen werden möchte.
Wahl des Wohnraumes
Es empfiehlt sich, eine Liste mit Kriterien für die Wohnsituation und die Mitbewohner:innen zu erstellen. Die Auswahl des Wohnraums, sollte nämlich in Hinblick auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen getätigt werden. In der Regel sollte das zukünftige Zuhause aber barrierefrei, zentral gelegen und mit genügend Rückzugsmöglichkeiten ausgestattet sein. Informationsveranstaltungen oder Gespräche mit bestehenden Senior:innen-WGs können hier wertvolle Einblicke bieten.
Gestaltung von Gemeinschaftsräumen und Privatbereichen
Des Weiteren muss auch die Balance zwischen Gemeinschaftsräumen, in denen gemeinschaftliches Leben stattfindet und individuellen Privatbereichen sorgfältig ausgelotet werden. Es bietet sich hier an, geteilte Räume gemeinsam zu gestalten und so einzurichten, dass sie auf Austauschmöglichkeiten und Gruppenaktivitäten ausgerichtet sind. Große Tische, bequeme Sitzgelegenheiten und eine einladende Küche fördern zum Beispiel das Gemeinschaftsgefühl. Die Gestaltung der Privatbereiche sind klarerweise den darin wohnenden Personen und ihren persönlichen Vorstellungen vorbehalten.
Vertragliche Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen
In der Regel werden entweder individuelle Mietverträge für jedes WG-Mitglied oder ein gemeinsamer Hauptmietvertrag mit Untermietvereinbarungen erstellt. Um Konfliktpotenzial zu minimieren, können Sie sich überlegen auch weitere Abmachungen zu verschriftlichen, die über den Mietvertrag hinausgehen. Diese können sowohl die interne Organisation wie Regelungen zur Sauberkeit oder die Verwendung von Gemeinschaftsflächen, als auch Kostenverteilungen umfassen.
Rechtliche Rahmenbedingungen können zudem Fragen der Haftung, des Versicherungsschutzes und der Nachfolgeregelung bei Auszug oder gegebenenfalls Tod eines Mitglieds klären. Möchten Sie solche Dokumente erstellen, sollten Sie dies mit juristischer Unterstützung tun, um sicherzugehen, dass alle Eventualitäten bedacht und die Vereinbarungen tatsächlich rechtskonform sind.
Alltag in einer Senior:innen-WG
Tagesablauf und gemeinschaftliche Aktivitäten
Gemeinsame Aktivitäten müssen nicht an der Tagesordnung stehen, aber tragen dazu bei, sich gegenseitig kennenzulernen und gleichzeitig sein Leben mit anderen zu teilen. Je nach Lust, Zeit und Interesse der einzelnen Mitbewohner:innen kann somit gemeinsam gefrühstückt, der Tag geplant oder eingekauft werden. Weitere Fixpunkte könnten Spaziergänge oder kulturelle Ausflüge sein und auch am Abend bieten sich Gemeinschaftsaktivitäten, wie Kartenspiele, Filmabende oder gemeinsames Kochen, an.
Organisation des Zusammenlebens
Die Organisation des täglichen Zusammenlebens in einer Senior:innen-WG kann natürlich auch Herausforderungen mit sich bringen und erfordert deshalb klare Absprachen. Sinn dieser Absprachen ist es, gemeinsame Regeln zu etablieren, die den Alltag strukturieren, um genügend Flexibilität für die Bedürfnisse jedes:jeder Einzelnen zu bieten.
Achten Sie darauf, regelmäßig abzuklären, wie Sie Aufgaben weiterhin verteilen oder Aktivitäten planen möchten. Es ist ratsam gemeinsam einen Haushaltsplan zu erstellen, um die Verantwortlichkeiten für Einkäufe, Kochen oder Reinigung klar zu regeln. Hierbei sollte auch die Möglichkeit dazu genutzt werden, eventuelle Konflikte anzusprechen, um zukünftig ein harmonisches Zusammenleben weiter zu erhalten.
Konfliktlösung
Konflikte können aus verschiedenen Gründen entstehen, sei es durch unterschiedliche Persönlichkeiten, Lebensgewohnheiten oder durch externe Einflüsse. Bei der Überlegung Teil einer Wohngemeinschaft zu werden, muss somit auch die Bereitschaft bestehen, Ungereimtheiten offen anzusprechen und Gegenmeinungen anzuhören. Die Schaffung einer Atmosphäre, in der Kritik und Bedenken ohne Angst vor Vergeltung geäußert werden können, ist hier unabdingbar.
Umgang mit Pflegebedürftigkeit und Hilfsdiensten
Dass Mitglieder der Senior:innen-WG eine Pflegebedürftigkeit aufweisen können, ist eine Realität, die einem bewusst sein muss. Hier ist es wichtig, den Umgang mit externen Hilfsdiensten, wie ambulanten Pflegediensten oder einer Haushaltshilfe, vorab zu regeln. Eine transparente Kommunikation über die Inanspruchnahme dieser Dienste und deren Integration in den WG-Alltag ist entscheidend, um die Autonomie der Pflegebedürftigen zu wahren und gleichzeitig die Gemeinschaft nicht zu belasten. Der Einsatz von Technologien zur Unterstützung im Alltag kann zudem nicht nur die Selbstständigkeit einer Einzelperson fördern, sondern kann auch den Mitbewohner:innen zugutekommen.
Fazit
Senior:innen-WGs bieten älteren Menschen eine Alternative zum herkömmlichen Altenheim oder dem Alleinleben, indem sie die Bequemlichkeiten einer Gemeinschaft und einer gewissen Selbstständigkeit mit wirtschaftlichen Vorteilen verbinden.
Die Wahl und Gestaltung des Wohnraums sollten sowohl gemeinschaftliche Interaktionen als auch individuelle Privatsphäre unterstützen. Eine gute Balance zwischen diesen beiden Aspekten zu finden, ist hier von großer Bedeutung, damit sich auch alle Bewohner:innen wohlfühlen können. Um ein harmonisches Zusammenleben grundsätzlich zu garantieren, ist die bedachte Auswahl der Mitbewohner:innen und eine offene Kommunikation der Organisation des Zusammenlebens entscheidend. Rechtliche und finanzielle Grundlagen sind ebenfalls wichtig zu beachten. Ein klarer Mietvertrag und eine ausführliche Hausordnung helfen immens, um das Zusammenleben zu regeln und Konflikte weiter präventiv zu vermeiden.
Selbst wenn sich die Mitbewohner:innen gut verstehen, ist es dennoch sehr wahrscheinlich, dass ab und an Konflikte auftreten doch durch regelmäßige Gespräche und ein offenes Kommunikationsklima können diese frühzeitig erkannt und gelöst werden. Gleichzeitig muss die WG in der Lage sein, flexibel auf Pflegebedürftigkeit einzelner Mitglieder zu reagieren, sei es durch Anpassungen im Wohnraum oder durch die Inanspruchnahme externer Hilfsdienste.
Zusammenfassend bieten Senior:innen-WGs eine Lebensform, die Unabhängigkeit im Alter mit sozialer Einbindung und finanzieller Entlastung kombiniert und so eine bereichernde Option für das Wohnen im Alter darstellen kann. Wenn Sie sich angesprochen fühlen von dieser Art des Wohnens und überlegen, selbst eine WG zu gründen, sollten Sie unbedingt im weiteren Schritt entsprechende Beratungsangebote nutzen, um sich einen tiefergehend Eindruck zu verschaffen.