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Entrümpelung im Alter

Alltagsbewältigung und Lebensqualität, Pflege

1. Warum wird das Entrümpeln im Alter so relevant?

Für viele ältere Menschen symbolisiert eine Entrümpelung einen Neuanfang oder eine Anpassung an einen veränderten Lebensabschnitt. Möglicherweise steht ein Umzug in eine kleinere Wohnung oder gar ein Seniorenheim an, und die Anzahl der Dinge, die mitgenommen werden können, ist begrenzt. Oder vielleicht geht es einfach nur darum, den Wohnraum praktikabler zu gestalten, um das Unfallrisiko im eigenem zu Hause zu reduzieren. 

 Eine Entrümpelung ist allerdings meist mehr als nur das bloße Beseitigen von überflüssigem Ballast. Gerade im fortgeschrittenen Alter kann sie zu einer sehr emotionalen Erfahrung werden. Der Gedanke, sich von geliebten und oft jahrzehntelang gehüteten Gegenständen zu trennen, kann Überforderung oder Angst auslösen. Entrümpeln muss allerdings keinesfalls ein negativer Prozess sein. Im Folgenden möchten wir Ihnen zeigen, was es zu beachten gibt, wenn Sie selbst oder gemeinsam mit Ihren Angehörigen eine Entrümpelung planen und Hilfestellungen bieten, wie Sie diese Phase Ihres Lebens mit positiven Erfahrungen bereichern können.  

 

1.1. Emotionale Entlastung und Neuanfang 

Im Laufe eines Lebens sammeln sich viele Dinge an – seien es Erbstücke, Sammlungen oder einfach Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Doch mit zunehmendem Alter kann das Halten all dieser Dinge nicht nur unpraktisch werden, sondern auch emotionale und physische Belastungen mit sich bringen. Räume voller überflüssiger Gegenstände können ein Gefühl der Überwältigung und des Eingesperrtseins erzeugen. Durch das Ausmisten und Sortieren kann somit nicht nur physischer, sondern auch emotionaler Wohnraum geschaffen werden. Der Prozess des Loslassens kann auch das Gefühl von Befreiung mit sich bringen und bietet Ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, sich wieder auf das Wesentliche und Gegenwärtige zu konzentrieren.  

1.2. Sicherheitsaspekte: Vermeidung von Stolperfallen 

Besonders im Alter kann eine valide Motivation zur Entrümpelung die Gewährleistung von Sicherheit im eigenen Zuhause darstellen. Viele Unfälle geschehen durch Stolpern über Teppiche, herumliegende Gegenstände oder durch das Verheddern in zu viel herumstehendem Mobiliar. Durch das gezielte Entrümpeln und Organisieren können Sie solche Gefahrenquellen aus dem Weg räumen und sicherstellen, dass Ihre tagtäglichen Gehwege frei von leicht übersehbaren Stolperfallen sind.   

1.3. Einfachere Wohnungsanpassung oder Umzug 

In Zusammenhang damit kann eine Anpassung der Wohnsituation erleichtert werden – sei es aufgrund von Mobilitätseinschränkungen oder der Notwendigkeit eines Umzugs in eine betreute Einrichtung. Eine bereits entrümpelte Wohnung erleichtert solche Anpassungen erheblich. Sei es das Installieren von Haltegriffen oder das Anpassen von Räumen an Rollstuhlfahrer:innen, wenn der Raum nicht mit überflüssigen Gegenständen überladen ist, wird all dies einfacher. Zudem wird auch ein Umzug weniger aufwendig, wenn nur noch die wirklich benötigten und geliebten Dinge mitgenommen werden müssen. 

2. Psychologische Hürden und wie man sie überwindet

Bevor man mit dem physischen Prozess der Entrümpelung beginnt, ist es sinnvoll, sich auch mental darauf vorzubereiten. Um psychologische Hürden, die möglicherweise mit der Neusortierung Ihres Zuhauses aufkommen, erfolgreich überwinden zu können, hilft es erheblich diese zu verstehen.  

2.1. Emotionale Bindung zu Gegenständen 

Jeder Gegenstand in unserem Besitz erzählt eine Geschichte – sei es ein Geschenk von einem geliebten Menschen, ein Souvenir von einer besonderen Reise oder ein Erbstück von einem verstorbenen Familienmitglied. Diese Gegenstände dienen oft als physische Verbindung zu Erinnerungen, und das Loslassen kann wie das Aufgeben eines Teils unserer Geschichte wirken. Es ist wichtig zu erkennen, dass der emotionale Wert eines Gegenstands nicht direkt mit seinem physischen Wert gleichzusetzen ist. Das Bewahren von ein paar besonderen Stücken statt einer ganzen Sammlung kann genauso erfüllend sein. 

2.2. Angst vor dem Verlust von Erinnerungen 

Die größte Angst, die viele Senior:innen beim Entrümpeln begleitet, ist der Verlust von Erinnerungen. Es entsteht die Befürchtung, dass das Weggeben von Gegenständen auch das Vergessen von wichtigen Lebensmomenten bedeutet. Jedoch sind Erinnerungen nicht ausschließlich an physische Objekte gebunden. Es kann hilfreich sein, alternative Wege zu finden, um Erinnerungen zu bewahren. Das könnte das Anfertigen von Fotoalben, das Schreiben von Erinnerungen oder das Aufnehmen von Erzählungen sein. So können Sie Erinnerungen bewahren, ohne dass viel Platz benötigt wird. 

 


2.3. Strategien zur mentalen Vorbereitung auf die Entrümpelung 

  • Akzeptanz: Erkennen Sie die Emotionen wirklich an, die mit dem Entrümpeln verbunden sind, und geben Sie sich die Erlaubnis, diese Gefühle tatsächlich zu fühlen. 

Dies gilt es genauso zu beachten, wenn Sie eine Person beim Entrümpeln unterstützen möchten. Während der Arbeit können immer wieder starke Gefühle zum Vorschein kommen. Es ist essenziell, dass Sie diese Reaktion auf bestimmte Gegenstände respektieren. Geduld, Empathie und das Anbieten eines offenen Ohrs können den gesamten Prozess für alle Beteiligten erleichtern und positiver gestalten. 

  • Visualisierung: Konzentrieren Sie sich auf die positiven Veränderungen. Stellen Sie sich vor, wie Ihr neuer Wohnraum am Ende aussehen soll und wie die Entrümpelung Ihnen wieder zu mehr Lebensqualität verhilft.
  • Schritt-für-Schritt-Ansatz: Beginnen Sie mit einem kleinen Bereich oder einer Kategorie von Gegenständen. Das Erreichen kleiner Meilensteine motiviert weiterzumachen, überfordert gleichzeitig aber nicht.
  • Einbindung von Familienmitgliedern und Freund:innen: Manchmal kann es eine große Stütze sein, eine vertraute Person, wie eine:n Freund:in oder ein Familienmitglied dabei zu haben, um die Entrümpelung zu erleichtern. Die gemeinsame Entrümpelung kann nicht nur den Prozess beschleunigen, sondern auch verschönern. Erinnerungen können geteilt, Entscheidungen gemeinsam getroffen und die physische Belastung auf mehrere Schultern verteilt werden. Außerdem kann es Angehörigen helfen, sich weniger isoliert und überfordert zu fühlen.  

3. Praktische Schritte zur Entrümpelung 

Neben den psychologischen Aspekten der Entrümpelung ist es genauso wichtig, dass Sie sich Gedanken zu den praktischen Schritten machen. Dies hilft Ihnen im Prozess schneller voranzukommen und Überforderung vorzubeugen.  

3.1. Einen Plan erstellen 

Überlegen Sie, welcher Bereich oder welches Zimmer zuerst angegangen werden soll, und berücksichtigen Sie dabei, welche physischen oder emotionalen Herausforderungen dabei auf Sie zukommen könnten. Um in die Entrümpelungsarbeit hineinzukommen, empfiehlt es sich mit einem Raum zu starten, zu dem man weniger emotionalen Bezug hegt. 

3.2. Kategorisierung von Gegenständen: Was behalten, was entsorgen? 

Unterteilen Sie Gegenstände in grobe Kategorien wie “Behalten”, “Spenden”, “Verkaufen” und “Entsorgen”. Dies verschafft Ihnen einen klaren Überblick und erleichtert im nächsten Schritt das tatsächliche Sortieren und Entsorgen. 

3.3. Sicherheitsrichtlinien für die Entrümpelung 

Selbst wenn Sie sich nicht auf einer professionellen Baustelle befinden, achten Sie darauf, den Bereich in dem gearbeitet wird von Hindernissen zu befreien und Gehwege freizuhalten. Nutzen Sie bei Bedarf Hilfsmittel oder holen Sie sich bestenfalls eine zweite Person dazu, wenn sie schwere Gegenstände heben oder verschieben möchten.  

3.4. Nützliche Werkzeuge und Hilfsmittel 

Denken Sie an robuste Müllsäcke, Etiketten zur Kennzeichnung von Kartons, einen Notizblock zum Erfassen von Gegenständen, die verkauft oder gespendet werden sollen und eventuell eine Sitzmöglichkeit während der Entrümpelung. 

4. Möglichkeiten der Gegenstandsentsorgung

Nachdem Sie sich entschieden haben, welche Gegenstände nicht länger einen Platz in Ihrem Zuhause haben, stellt sich die Frage, was mit diesen Dingen geschehen soll.  

4.1. Spenden an karitative Organisationen 

Viele Gegenstände, die nicht länger benötigt werden, können für andere Menschen noch von großem Nutzen sein. Statt diese direkt zu entsorgen, sollten Sie prüfen, ob lokale karitative Organisationen, wie Tafelläden, Second-Hand-Shops oder Sozialeinrichtungen, Interesse an Ihren Spenden haben. Das Spenden von Kleidung, Möbeln oder anderen Gebrauchsgegenständen ist nicht nur eine großzügige Geste, sondern gibt den Dingen auch eine zweite Lebenschance. 

4.2. Verkauf von wertvollen Gegenständen 

Einige der zu entsorgenden Objekte können zudem einen beträchtlichen Wert haben. Ob es sich um Antiquitäten, Sammlerstücke oder einfach gut erhaltene Gegenstände handelt – es lohnt sich oft, sie zum Verkauf anzubieten. Plattformen wie eBay, lokale Flohmärkte oder Auktionshäuser können geeignete Orte sein, um diese Artikel zu verkaufen und gleichzeitig einen finanziellen Nutzen daraus zu ziehen. 

4.3. Recycling und umweltgerechte Entsorgung 

Leider können nicht alle Gegenstände gespendet oder verkauft werden. In solchen Fällen ist es wichtig, auf eine umweltfreundliche Entsorgungsweise zu achten. Elektronik, Batterien und bestimmte Haushaltsgegenstände benötigen spezielle Entsorgungsverfahren. Statt sie einfach in den normalen Müll zu werfen, sollten Sie zum Wohle der Natur und Gemeinschaft lokale Recyclingzentren oder Wertstoffhöfe aufsuchen, um sicherzustellen, dass die Gegenstände wirklich ordnungsgemäß entsorgt werden. 

5.  Wann Externe Hilfe in Anspruch nehmen?

Während die Unterstützung von Familie und Freund:innen sehr wertvoll ist, gibt es Situationen, in denen externe Hilfe gebraucht wird. Aber wann ist dies sinnvoll und wie wählt man den richtigen Service aus? 

5.1. Mögliche Auswahlkriterien 

Ein professioneller Entrümpelungsdienst kann insbesondere in folgenden Fällen von Nutzen sein: 

  • Großflächige Entrümpelungen wie ganze Häuser oder Anwesen. 
  • Fälle, in denen schwere oder sperrige Gegenstände zu handhaben sind. 
  • Wenn spezialisierte Ausrüstung oder Fahrzeuge benötigt werden. 
  • Bei Zeitdruck oder wenn kein ausreichender physischer Support durch Familie oder Freund:innen vorhanden ist.

5.2. Auswahlkriterien für Entrümpelungsfirmen 

Nicht alle Entrümpelungsdienste bieten allerdings den gleichen Standard. Sie können sich aber an folgenden Auswahlkriterien orientieren: 

  • Empfehlungen und Bewertungen von früheren Kunden. 
  • Eine transparente Preisstruktur ohne versteckte Gebühren. 
  • Nachgewiesene Erfahrung und Expertise. 
  • Umweltbewusste Entsorgungspraktiken. 

Die Kosten können je nach Umfang der Entrümpelung und der Dienstleistungen, die benötigt werden, variieren. Es ist ratsam, mehrere Angebote einzuholen und sicherzustellen, dass diese detailliert und transparent sind. Ein seriöser Anbieter wird in der Regel eine kostenlose Erstbesichtigung anbieten, um den Umfang der Arbeit zu beurteilen und ein genaues Angebot zu erstellen. 

6. Nach der Entrümpelung: Wie geht es weiter?

Die Entrümpelung ist erfolgreich abgeschlossen – ein großer Schritt wurde getan. Doch was folgt danach? Es bietet sich nun die perfekte Gelegenheit, Ihr Zuhause neu zu gestalten und das neu gewonnene Raumgefühl optimal zu nutzen. 

6.1. Neue Raumgestaltung für ein altersgerechtes Wohnen 

Mit mehr Platz und weniger Gegenständen kann man darüber nachdenken, das Zuhause so umzugestalten, dass es den Bedürfnissen im Alter besser gerecht wird. Dies könnte den Einbau von Handläufen, die Anpassung von Möbelhöhen oder die Schaffung offenerer Raumkonzepte beinhalten. Altersgerechtes Wohnen bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern auch maximalen Komfort und Funktionalität im Alltag. 

6.2. Psychologische Vorteile und das Gefühl von Erneuerung 

Die physische Befreiung von überflüssigen Dingen kann auch eine emotionale Erneuerung mit sich bringen. Das Gefühl von Ordnung und Klarheit kann Stress reduzieren und zu einem allgemein erhöhten Wohlbefinden führen. Ein aufgeräumtes Zuhause kann Ihren Geist befreien und bietet gleichzeitig Platz für neue Aktivitäten und Hobbys. 

6.3. Tipps für eine dauerhafte Ordnung im Haushalt 

Allerdings ist es nach der Entrümpelung wichtig, Strategien zu entwickeln, um die neu gewonnene Ordnung so lange wie möglich beizubehalten: 

  • Setzen Sie klare Regeln: Für jeden neuen Gegenstand, der ins Haus kommt, sollte ein Alter gehen. 
  • Organisieren Sie regelmäßige “Mini-Entrümpelungen”, um nicht erneut in alte Muster zurückzufallen. 
  • Nutzen Sie Aufbewahrungslösungen wie Boxen oder Regalsysteme, um Dinge geordnet zu halten. 
  • Vermeiden Sie Impulskäufe und überlegen Sie zweimal, bevor Sie neue Dinge kaufen: Brauchen Sie es wirklich? Wo können Sie es aufbewahren? 

Grundsätzlich ist die Zeit nach der Entrümpelung aber eine Gelegenheit zur Neugestaltung und zur Entwicklung neuer Gewohnheiten, die zu einem geordneten und erfüllenden Leben im Alter beitragen können.  

7. Fazit: Mehr als Aufräumen – Die Bedeutung der Entrümpelung

Entrümpelung ist für kaum jemanden ein leichtes Unterfangen. Vor allem im Alter bieten sich nicht nur viele physische, sondern auch einige emotionale Stolpersteine. Der Prozess verlangt Sensibilität, insbesondere angesichts der tiefen Bedeutung, die Gegenstände im Laufe eines Lebens erlangen können.  

Doch trotz der Herausforderungen sind es die Vorteile wert: Ein geordneter Raum fördert nicht nur ein altersgerechtes Wohnen, sondern bringt auch Klarheit und Erneuerung ins Leben. Zudem stellt es eine optimale Gelegenheit dar, neue gemeinsame Erinnerungen mit Freund:innen oder Familienmitgliedern zu schaffen.  

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