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Stressinkontinenz

Krankheiten, Medizinische Versorgung und Therapien

HeldYn bietet umfassende Lösungen für die Behandlung und Prävention von Stressinkontinenz, einer häufigen Form der Harninkontinenz, die vor allem bei körperlicher Belastung wie Husten, Niesen oder Heben schwerer Gegenstände auftritt. Das umfangreiche Angebot von HeldYn umfasst Pflegeberatung und Kontinenzberatung, die sich auf individuelle Bedürfnisse und Lebensumstände konzentrieren, sowie spezialisierte Unterstützung durch Beckenbodentraining. Dieses Training ist entscheidend, um die Muskulatur zu stärken, die für die Kontrolle der Blase verantwortlich ist. Darüber hinaus bietet HeldYn professionellen Katheterwechsel und Katheterversorgung, um die Komfort und Hygiene von Patient:innen mit Stressinkontinenz zu gewährleisten. Zusätzlich zur medizinischen Betreuung legt HeldYn großen Wert auf die Hilfsmittelberatung, um sicherzustellen, dass Patient:innen Zugang zu den besten verfügbaren Hilfsmitteln haben, die ihren Alltag erleichtern und ihre Unabhängigkeit fördern können. Die stundenweise Pflege daheim ist ein weiterer zentraler Bestandteil des Angebots, der es ermöglicht, die Betreuung flexibel an die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen anzupassen. Physiotherapie, ein weiterer wichtiger Aspekt der Behandlung, unterstützt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern verbessert auch die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen. 

Die meisten Menschen kennen das unangenehme Gefühl, wenn sie ihre Blase nicht mehr unter Kontrolle haben und ungewollt Urin verlieren. Doch während bei manchen nur gelegentlich ein paar Tropfen entweichen, leiden andere unter einer Belastungsinkontinenz – auch bekannt als Stressinkontinenz. Bei dieser Form der Inkontinenz verliert man Urin bereits bei körperlicher Anstrengung, wie Husten, Niesen oder sogar beim Heben von schweren Gegenständen. Die Auswirkungen auf das tägliche Leben können enorm sein und Betroffene fühlen sich oft isoliert und unverstanden.

In diesem Beitrag werden wir uns daher eingehend mit den Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten der Stressinkontinenz beschäftigen, um ein besseres Verständnis für diese oft unterschätzte Erkrankung zu schaffen.

 

Bild eines Trinkglases, welches auf einer Matratze umgekippt ist und eine blaue Flüssigkeit verliert. Symbolische Darstellung einer Stressinkontinenz

WAS VERSTEHT DIE MEDIZIN UNTER STRESSINKONTINENZ?

Stressinkontinenz ist eine der häufigsten Formen der Harninkontinenz, die zumeist bei Frauen auftritt und durch körperlichen Stress ausgelöst wird, wie z.B. Husten, Niesen oder körperliche Aktivitäten wie Sport. In diesem Abschnitt werden wir uns zunächst mit der Stress- bzw. Belastungsinkontinenz beschäftigen und erklären, was sie aus medizinischer Sicht eigentlich bedeutet.

Stressinkontinenz tritt auf, wenn der Druck in der Blase höher ist als der Verschlussdruck des Schließmuskels der Harnröhre. Dadurch wird der Schließmuskel überwunden und es kommt zu unkontrolliertem Harnverlust. Dies geschieht häufig bei körperlicher Belastung (=Stress) oder wenn der Bauchraum unter Druck gesetzt wird, z.B. durch Husten oder Niesen.

Stressinkontinenz tritt in der Regel aufgrund einer Schwächung des Beckenbodens und der Harnröhrenmuskulatur auf. Eine Schwächung des Beckenbodens kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie z.B. Schwangerschaft, Geburt, hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren oder durch Übergewicht.

In der Schwangerschaft und während der Geburt kann der Beckenboden stark gedehnt werden, was zu dessen Schwächung führen kann. So berichtete eine Studie, dass Frauen, die vaginal entbunden haben, ein höheres Risiko für Stressinkontinenz hatten als Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden wurden. [1]

Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren können ebenfalls zu einer Schwächung des Beckenbodens führen. In einer Studie mit postmenopausalen Frauen wurde berichtet, dass eine Abnahme des Östrogenspiegels mit einem Anstieg der Inzidenz von Stressinkontinenz verbunden war. [2]

Übergewicht kann ebenfalls zu Stressinkontinenz beitragen. Eine Studie mit über 2.000 Frauen berichtete, dass Frauen mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI) ein höheres Risiko für Harninkontinenz hatten als Frauen mit einem niedrigeren BMI. [3]

Die Diagnose von Stressinkontinenz wird in der Regel anhand der Krankengeschichte und einer körperlichen Untersuchung gestellt. Die Ärztin oder der Arzt wird Fragen stellen, um die Art und den Umfang der Harninkontinenz zu bestimmen, sowie mögliche Ursachen zu identifizieren.

Eine Untersuchung des Beckenbodens kann ebenfalls durchgeführt werden, um festzustellen, ob eine Schwächung vorliegt. Hierbei wird der Beckenboden durch die Vagina oder den Anus untersucht. In einigen Fällen kann auch eine Urodynamik durchgeführt werden, bei der die Funktionsweise der Blase und des Schließmuskels der Harnröhre überprüft wird. Hierbei werden spezielle Messgeräte verwendet, um den Druck in der Blase und die Aktivität des Schließmuskels zu messen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung von Stressinkontinenz, abhängig von der Schwere der Symptome und der zugrunde liegenden Ursache.

Eine nicht-invasive Methode ist das Beckenbodentraining, bei dem durch gezielte Übungen die Beckenbodenmuskulatur gestärkt wird. Eine Studie mit über 350 Frauen berichtete, dass Beckenbodentraining eine effektive Methode zur Behandlung von Stressinkontinenz ist. [4]

Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Vaginalkonen, die in die Vagina eingeführt werden und den Beckenboden stützen. In einer Studie mit über 200 Frauen wurde berichtet, dass die Verwendung von Vaginalkonen zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome bei Stressinkontinenz führte. [5]

In schwereren Fällen kann eine Operation erforderlich sein. Eine Möglichkeit ist die Verwendung eines sogenannten Schlingenbandes, das um die Harnröhre gelegt wird, um den Schließmuskel zu stützen. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung eines künstlichen Schließmuskels, der über eine Fernbedienung gesteuert werden kann, um den Harnfluss zu kontrollieren.

Es ist entscheidend, dass Frauen mit Symptomen von Stressinkontinenz professionelle Hilfe suchen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten. Unbehandelte Stressinkontinenz kann bei Nicht-Behandlung zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen und gleichzeitig das Risiko von Infektionen erhöhen.

WELCHE GRADE DER STRESSINKONTINENZ GIBT ES?

Wussten Sie, dass es unterschiedliche Grade der Stressinkontinenz gibt, die je nach Schweregrad und Ausprägung der Symptome unterschieden werden? Diese Grade können einen Einfluss auf die Wahl der geeigneten Therapie haben und darüber entscheiden, ob eine konservative Behandlung oder vielmehr eine operative Intervention notwendig ist.

Es gibt drei Grade der Stressinkontinenz:

GRAD I

Bei Grad I der Stressinkontinenz kommt es nur zu einem leichten Harnverlust, der in der Regel auch nur gelegentlich auftritt. Typischerweise ist der Harnverlust gering, so dass er nicht unbedingt sofort bemerkt wird. Frauen mit Grad I Stressinkontinenz berichten oft von einem leichten “Tröpfeln” oder einem feuchten Gefühl im Schritt.

GRAD II

Bei Grad II der Stressinkontinenz kommt es zu einem deutlicheren Harnverlust, der häufiger auftritt als bei Grad I. Der Harnverlust kann so ausgeprägt sein, dass er die Kleidung durchweicht. Frauen mit Grad II Stressinkontinenz haben oft Schwierigkeiten, beim Sport, beim Heben schwerer Gegenstände oder beim Gehen größere Distanzen trocken zu bleiben.

GRAD III

Bei Grad III der Stressinkontinenz kommt es zu einem massiven Harnverlust, der bei jeder Form von körperlicher Aktivität auftritt. Frauen mit Grad III Stressinkontinenz sind oft nicht in der Lage, ihre Blase zu kontrollieren, und können sich nicht trocken halten, selbst wenn sie nur aufstehen oder sich bücken. Der Harnverlust ist so schwerwiegend, dass er das tägliche Leben der betroffenen Frauen stark beeinträchtigt.

Die Schwere der Stressinkontinenz wird in der Regel anhand von Fragebögen, urodynamischen Tests oder Untersuchungen des Beckenbodens bewertet. Ein häufig verwendeter Fragebogen zur Bewertung der Schwere der Harninkontinenz ist der International Consultation on Incontinence Questionnaire (ICIQ-SF). Der ICIQ-SF besteht aus acht Fragen, die die Symptome, die Häufigkeit und den Schweregrad der Harninkontinenz bewerten.

Grad der Stressinkontinenz Beschreibung Symptome
Grad I Geringer Harnverlust bei körperlicher Belastung / Harnverlust bei starker Drucksteigerung im Bauch Weniger als 10 ml Harnverlust
Grad II Mäßiger Harnverlust bei körperlicher Belastung / Harnverlust bei mäßiger Drucksteigerung im Bauch Zwischen 10 und 50 ml Harnverlust
Grad III Schwerer Harnverlust bei jeglicher körperlicher Aktivität / Harnverlust bei sehr schwacher Drucksteigerung im Bauch Mehr als 50 ml Harnverlust pro Stunde

WELCHE SYMPTOME DER STRESSINKONTINENZ GIBT ES?

Unkontrollierter Harnverlust kann für Betroffene ein sehr unangenehmes und beschämendes Problem sein. Die Symptome können von leichter Urinleckage bis hin zu vollständigem Harnverlust reichen und das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt, um diese Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. In diesem Abschnitt werden wir uns eingehend mit den Symptomen der Stressinkontinenz beschäftigen, um ein besseres Verständnis für diese zu schaffen.

Ungewollter Harnverlust

Das wohl häufigste Symptom der Stressinkontinenz ist ein ungewollter Harnverlust während der Ausübung von körperlichen Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder körperlicher Belastung wie Sport. Dieser Harnverlust tritt plötzlich auf und kann von Patientin zu Patientin unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei einigen Frauen tritt nur ein geringer Harnverlust auf, während bei anderen Frauen größere Mengen Harn unkontrolliert ausgeschieden werden können.

Psychische Symptome

Neben den physischen Symptomen können Frauen mit Stressinkontinenz auch psychische Symptome wie Angst, Depressionen und soziale Isolation verspüren. Diese Symptome können durch den unangenehmen Verlust der Kontrolle über die Blase und den damit verbundenen Einschränkungen im täglichen Leben verursacht werden. Frauen mit Stressinkontinenz können auch Schwierigkeiten haben, intime Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie sich aufgrund der Belastungsinkontinenz möglicherweise unattraktiv oder unsicher fühlen.

Die Schwere der Symptome hängt vom Grad der Stressinkontinenz ab. Frauen mit Grad I Stressinkontinenz haben in der Regel nur geringe Symptome und erleben nur einen geringen Harnverlust bei der Ausübung körperlicher Aktivitäten. Frauen mit Grad II oder Grad III Stressinkontinenz haben in der Regel stärkere Symptome und können größere Mengen an Urin verlieren. Bei Frauen mit Grad III Stressinkontinenz kann der Harnverlust so stark sein, dass er das tägliche Leben stark beeinträchtigt wird und psychischen Belastungen auftreten können.

Um die Schwere der Symptome zu bewerten, können verschiedene diagnostische Tests durchgeführt werden. Eine Möglichkeit ist der sogenannte “Pad-Test”. Dabei wird ein spezielles Pad in die Unterwäsche der Patientin eingelegt und die Patientin wird gebeten, verschiedene Aktivitäten durchzuführen, die zu einem Harnverlust führen können, wie z.B. Husten, Niesen oder Lachen. Anschließend wird das Pad gewogen, um die Menge des ausgeschiedenen Urins zu bestimmen. Eine weitere Möglichkeit zur Bewertung der Schwere der Symptome ist die sogenannte “Urodynamische Untersuchung”. Dabei wird die Funktionsfähigkeit der Blase und des Blasenverschlusses gemessen.

Zusammenfassend ist die Stressinkontinenz durch einen ungewollten Harnverlust bei der Ausübung von körperlichen Aktivitäten gekennzeichnet. Die Schwere der Symptome hängt vom Grad der Stressinkontinenz ab und kann von Patientin zu Patientin variieren. Neben physischen Symptomen können Frauen mit Stressinkontinenz auch psychische Symptome erfahren, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen können. Eine genaue Diagnose und individuelle Therapie können dazu beitragen, die Symptome der Stressinkontinenz zu lindern und die Lebensqualität Betroffener zu verbessern.

Symptom Beschreibung
Ungewollter Harnverlust Urinabgang während körperlicher Aktivitäten, wie Husten, Niesen, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände
Vermehrter Harndrang Häufiger Harndrang, der zu einem unkontrollierten Harnverlust führen kann
Nachtröpfeln Unkontrollierter Urinverlust nach dem Wasserlassen
Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen Möglicherweise ein Zeichen einer begleitenden Harnwegsinfektion
Hautirritationen Reizungen oder Entzündungen der Haut im Bereich der Genitalien aufgrund von häufigem Kontakt mit Urin

 

Bild einer Frau, die sich die Beine überkreuzt und dringend eine Toilette aufsuchen möchte

WELCHE URSACHEN HAT DIE STRESSINKONTINENZ?

Die Ursachen der Stressinkontinenz können von anatomischen und physiologischen Faktoren bis hin zu bestimmten Lebensstilgewohnheiten reichen. In diesem Abschnitt werfen wir einen genaueren Blick auf die Ursachen der Stressinkontinenz, um dabei zu helfen, die möglichen Gründe für die Entwicklung einer Stressinkontinenz zu verstehen und die notwendigen Schritte zur Behandlung einzuleiten.

Unter normalen Umständen wird der Blasenverschlussmuskel durch den Sphinkter und die Beckenbodenmuskulatur unterstützt, um zu verhindern, dass Urin aus der Blase austritt. Wenn der Druck innerhalb der Blase durch körperliche Belastung oder Bewegung erhöht wird, sollte der Schließmuskel und der Beckenbodenmuskulatur den zusätzlichen Druck kompensieren und verhindern, dass Urin aus der Blase austritt.

Bei Stressinkontinenz ist der Beckenboden und die Beckenbodenmuskulatur jedoch zu schwach, um diesen zusätzlichen Druck auszugleichen. Infolgedessen kann der Schließmuskel nicht richtig schließen, und Urin kann aus der Blase austreten, wenn Druck auf den Beckenboden ausgeübt wird.

Es gibt viele Faktoren, die zur Entstehung einer Stressinkontinenz beitragen können, wie z.B. Schwangerschaft und Geburt, Alter, Menopause, Übergewicht, chronischer Husten, körperliche Inaktivität und bestimmte medizinische Bedingungen wie Diabetes oder Neurologische Erkrankungen.

Schwangerschaft und Geburt

Stressinkontinenz kann durch Schwangerschaft und Geburt ausgelöst werden, da während der Schwangerschaft das Gewicht des wachsenden Fötus auf die Blase und den Beckenboden drückt und den Beckenboden schwächt. Während der Geburt kann der Druck auf den Beckenboden weiter zunehmen, insbesondere bei vaginalen Entbindungen. Wenn die Beckenbodenmuskulatur nicht stark genug ist, um diesem Druck standzuhalten, kann dies zu Stressinkontinenz führen.

Hormonelle Veränderungen

Hormonelle Veränderungen im Körper können einen Einfluss auf den Beckenboden haben und somit auch das Risiko für Stressinkontinenz erhöhen. Während der Schwangerschaft kommt es zu einem Anstieg der Hormone Progesteron und Östrogen, die dazu beitragen, die Muskeln und Bänder im Beckenbereich zu entspannen und das Bindegewebe weicher zu machen, um Platz für das wachsende Baby zu schaffen. Dies kann auch dazu führen, dass der Beckenboden und die umliegenden Muskeln schwächer werden.

Nach der Geburt sinkt der Hormonspiegel wieder, was zu einer Veränderung des Bindegewebes führen kann. Die Elastizität des Bindegewebes kann dadurch beeinträchtigt werden, dass es weniger Wasser aufnimmt. Wenn das Bindegewebe im Bereich des Beckenbodens weniger elastisch ist, kann dies das Risiko für Stressinkontinenz erhöhen. Insbesondere bei Frauen, die in den Wechseljahren sind, kann ein Rückgang des Östrogenspiegels auch das Risiko für Stressinkontinenz erhöhen, da das Bindegewebe und die Muskeln im Beckenbereich weniger flexibel und stärker beansprucht werden können.

Übergewicht

Übergewicht kann dazu führen, dass der Druck auf die Blase und den Beckenboden erhöht wird, was wiederum zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und damit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Stressinkontinenz führen kann.

Zusätzlich kann das überschüssige Fett im Bauchbereich dazu führen, dass die Organe im Beckenbereich, einschließlich der Blase, nach unten gedrückt werden, was wiederum den Druck auf die Blase erhöht und den Beckenboden belastet. Frauen, die übergewichtig oder fettleibig sind, haben auch ein höheres Risiko für Diabetes, was wiederum das Risiko für Blasenprobleme und Inkontinenz erhöht.

Alter

Das Alter ist ein wichtiger Risikofaktor für Stressinkontinenz, insbesondere bei Frauen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität und Festigkeit des Bindegewebes im Beckenbereich ab, was dazu führen kann, dass der Beckenboden schwächer wird und sich nicht mehr so gut zusammenziehen kann. Dies kann dazu führen, dass der Druck auf die Blase zunimmt und somit das Risiko für Stressinkontinenz erhöht.

Darüber hinaus kann auch die hormonelle Veränderung im Zusammenhang mit dem Alter eine Rolle spielen. Frauen in den Wechseljahren haben aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels ein höheres Risiko für Stressinkontinenz, da das Bindegewebe und die Muskeln im Beckenbereich weniger flexibel und stärker beansprucht werden können.

Auch bei Männern kann das Alter ein Risikofaktor für Stressinkontinenz sein. Im Alter können verschiedene Faktoren wie Prostata-Operationen oder Veränderungen der Muskelkraft und -funktion im Beckenbereich dazu beitragen, dass Männer anfälliger für Stressinkontinenz werden.

Genetische Veranlagung

Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung von Stressinkontinenz spielen können. Es wurde gezeigt, dass es in einigen Familien eine höhere Prävalenz von Harninkontinenz gibt, was darauf hindeutet, dass eine genetische Veranlagung vorliegen könnte.

Verschiedene Studien haben auch bestimmte Gene identifiziert, die mit der Entstehung von Stressinkontinenz in Verbindung gebracht wurden. Zum Beispiel wurden Varianten von Genen, die an der Regulation der Kollagenbildung beteiligt sind, mit einem erhöhten Risiko für Stressinkontinenz in Verbindung gebracht. Kollagen ist ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes im Beckenbereich, und Veränderungen in seiner Produktion und Struktur können zur Schwächung des Beckenbodens beitragen.

Andere Faktoren

Andere Faktoren, die das Risiko für Stressinkontinenz erhöhen können und somit berücksichtigt werden sollten, sind körperliche Aktivität, chronischer Husten, Verstopfung und verschiedene neurologische Erkrankungen.

Aus diesem Text lässt sich ableiten, dass es tatsächlich viele verschiedene Ursachen für Stressinkontinenz bei Frauen gibt. Wenn bereits Symptome einer Stressinkontinenz vorliegen, kann eine gezielte Therapie helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

 


Bild einer schwangeren Frau, die im Bad steht und dringend die Toilette aufsuchen muss

WELCHE URSACHEN HAT DIE STRESSINKONTINENZ BEI MÄNNERN?

Stressinkontinenz bei Männern tritt seltener auf als bei Frauen und kann durch verschiedene medizinische Ursachen entstehen. Eine der häufigsten Ursachen ist eine Prostataoperation, bei der die Prostata entfernt oder anderweitig geschädigt wird.

Eine andere Ursache kann – wie bei den Frauen – eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur sein, die den Blasenschließmuskel unterstützt. Dies kann durch eine Schädigung des Nervensystems im Beckenbereich, beispielsweise durch Diabetes oder Verletzungen, verursacht werden. Auch Übergewicht kann hier eine entscheidende Rolle spielen.

Die Verletzung des Beckenbodens durch einen Unfall oder durch eine Sportverletzung kann ebenfalls zur Entwicklung einer Belastungsinkontinenz führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Stressinkontinenz bei Männern auch ein Symptom sein kann, das auf andere zugrunde liegende Erkrankungen hinweist. Diese können beispielsweise neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson, Blasen- oder Harnröhrenprobleme oder bestimmte medikamentöse Behandlungen sein.

WIE WIRD DIE STRESSINKONTINENZ BEHANDELT?

Die Behandlung von Stressinkontinenz hängt von der Schwere der Symptome, der Ursache der Inkontinenz und anderen individuellen Faktoren ab. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es mittlerweile viele effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. In diesem Abschnitt werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Behandlungsoptionen für Stressinkontinenz.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Konservative Behandlungsmöglichkeiten sind die erste Wahl bei der Behandlung von Stressinkontinenz und eignen sich vor allem bei einer Grad I oder Grad II Belastungsinkontinenz. Sie umfassen Veränderungen des Lebensstils, Beckenbodenübungen und medikamentöse Therapien und zielen in erster Linie darauf ab, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.

Veränderungen des Lebensstils

Bestimmte Lebensstilfaktoren können die Symptome der Stressinkontinenz verschlimmern oder auslösen. Das Vermeiden von Faktoren wie Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum, stark kohlensäurehaltigen Getränken und koffeinhaltigen Getränken kann dazu beitragen, die Symptome zu reduzieren. Es kann auch hilfreich sein, regelmäßig zur Toilette zu gehen und ausreichend Wasser zu trinken.

Beckenbodenübungen

Beckenbodenübungen, auch Kegel-Übungen genannt, können helfen, die Muskeln des Beckenbodens zu stärken und somit die Symptome der Stressinkontinenz zu reduzieren. Diese Übungen können von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten erlernt werden und sollten anschließend regelmäßig durchgeführt werden.

Medikamentöse Therapie

Es gibt bestimmte Medikamente, die zur Behandlung von Stressinkontinenz eingesetzt werden können. Diese Medikamente zielen darauf ab, die Muskelspannung im Blasenhals und in der Harnröhre zu erhöhen und somit den unwillkürlichen Harnverlust zu reduzieren. Die bekanntesten Medikamente in diesem Bereich sind Alpha-Adrenozeptor-Agonisten wie Duloxetin oder Imipramin und Östrogenpräparate:

Anticholinergika: Diese Medikamente werden zur Behandlung von überaktiver Blase und Inkontinenz eingesetzt, indem sie die Aktivität des Blasenmuskels verringern und die Blasenkapazität erhöhen.

Alpha-Adrenozeptor-Agonisten: Diese Medikamente können den Tonus des Blasenschließmuskels erhöhen und so den Harnverlust reduzieren.

Östrogenpräparate: Bei Frauen kann eine Östrogenbehandlung in der postmenopausalen Phase helfen, den Beckenboden und die Schleimhäute im Genitalbereich zu stärken und das Risiko für Harninkontinenz zu reduzieren.

Duloxetin: Dieses Antidepressivum kann auch zur Behandlung von Inkontinenz eingesetzt werden. Es erhöht den Tonus des Blasenschließmuskels und kann auch die Aktivität des Beckenbodens erhöhen.

 

Bild einer Frau, die im Sportgewand auf einer Yoga-Matte sitzt

Operative Behandlungsmöglichkeiten

Wenn konservative Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichen, kann eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die zur Behandlung von Stressinkontinenz eingesetzt werden können.

Burch-Kolposuspension

Die Burch-Kolposuspension ist eine offene Bauchoperation, bei der die Schambeinfuge stabilisiert wird, indem Gewebe an der Vorderwand der Scheide an das Schambein genäht wird. Dadurch wird die Harnröhre unterstützt und die Symptome der Stressinkontinenz können gelindert werden. Diese Methode kann auch bei gleichzeitig bestehendem Gebärmutterprolaps durchgeführt werden.

Midurethrale Sling-Operation (TVT-Operation)

Die midurethrale Schlingenoperationen sind eine der am häufigsten durchgeführten Operationen zur Behandlung der Stressinkontinenz. Diese Operationen werden in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauern etwa 30-45 Minuten. Bei dieser Methode wird eine Schlinge aus einem synthetischen Material (z. B. Polypropylen) um die Harnröhre gelegt, um die Harnröhre zu unterstützen und zu stabilisieren. Die Schlinge kann durch die Scheide oder durch einen kleinen Schnitt im Bauchraum platziert werden.

Injektion von Bulking-Agents

Bulking Agents sind Substanzen, die in die Harnröhrenwand injiziert werden, um das Gewebe aufzupolstern und dadurch die Schließungsfähigkeit der Harnröhre zu verbessern. Diese Methode wird normalerweise bei Frauen angewendet, die nicht für eine Operation in Frage kommen oder eine nicht-invasive Behandlung bevorzugen. Bulking Agents haben jedoch eine begrenzte Haltbarkeit und müssen in der Regel erneuert werden.

Operative Eingriffe bei komplexen Fällen

In komplexen Fällen, wie zum Beispiel bei einer schweren Inkontinenz oder einer Inkontinenz, die aufgrund einer früheren Operation oder einer Erkrankung wie Multipler Sklerose oder Querschnittslähmung aufgetreten ist, kann eine komplexere Operation erforderlich sein. Hierzu können Blasen- oder Harnröhrenrekonstruktionen oder der Einsatz von künstlichen Harnröhrenventilen gehören.

WAS KANN MAN SELBST GEGEN DIE STRESSINKONTINENZ MACHEN?

Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, die Stressinkontinenz zu behandeln und auch Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um die Symptome zu lindern und das Leben wieder besser in den Griff zu bekommen.

Neben den medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch viele Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um die Symptome zu reduzieren oder sogar ganz zu beseitigen. In diesem Abschnitt werden einige dieser Maßnahmen vorgestellt.

Beckenboden-Training

Eines der wichtigsten Dinge, die man tun kann, um die Symptome der Stressinkontinenz zu lindern, ist das Training des Beckenbodens. Der Beckenboden ist eine Gruppe von Muskeln, die den Boden des Beckens bilden und die Blase und den Darm unterstützen. Wenn diese Muskeln geschwächt sind, kann es wahrscheinlicher zu Inkontinenz kommen.

Es gibt viele verschiedene Übungen, die man machen kann, um den Beckenboden zu stärken. Eine einfache Übung besteht darin, die Muskeln zu kontrahieren und dann zu entspannen. Eine andere Übung besteht darin, den Beckenboden während des Tages aktiv zu halten, indem man ihn zusammenzieht, wenn man zum Beispiel aufsteht oder sich bückt.

Gewichtsreduktion

Übergewicht kann ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Stressinkontinenz sein. Das zusätzliche Gewicht kann Druck auf die Blase ausüben und die Inkontinenz verschlimmern. Eine Gewichtsreduktion kann daher dazu beitragen, auch die Symptome zu reduzieren.

Veränderungen im Lebensstil

Es gibt bestimmte Veränderungen im Lebensstil, die dazu beitragen können, die Symptome der Stressinkontinenz zu reduzieren. Dazu gehört zum Beispiel das Trinken von ausreichend Flüssigkeit, um eine ausreichende Hydratation aufrechtzuerhalten. Genauso wichtig ist es, koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Tee und Cola zu begrenzen, da sie eine harntreibende Wirkung haben können.

Darüber hinaus kann es hilfreich sein, regelmäßig auf die Toilette zu gehen, um eine übermäßige Füllung der Blase zu vermeiden. Vermeiden Sie es jedoch, zu häufig zu urinieren, da dies dazu führen kann, dass die Blase weniger vollständig geleert wird und sich dadurch ein überaktiver Blasenmuskel entwickeln kann.

Abschließend ist es nach wie vor wichtig zu betonen, dass die Behandlung von Stressinkontinenz am besten in Zusammenarbeit mit einer Fachärztin oder einem Facharzt erfolgen sollte. Es gibt viele medizinische Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Medikamente oder Operationen, die in bestimmten Fällen notwendig sein können. Eine Kombination aus medizinischen Behandlungen und Änderungen des Lebensstils kann dazu beitragen, die Symptome der Stressinkontinenz zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

WEITERE FAQS

Was sollte bei Stressinkontinenz bei älteren Personen beachtet werden?

Die Stressinkontinenz bei älteren Personen unterscheidet sich nicht unbedingt von der bei jüngeren Erwachsenen in Bezug auf die Symptome, die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings gibt es einige altersbedingte Faktoren, die bei älteren Personen berücksichtigt werden müssen, wie zum Beispiel altersbedingte Veränderungen des Beckenbodens, Veränderungen im Hormonhaushalt und altersbedingte Erkrankungen wie Diabetes oder Demenz, die die Inkontinenzsymptome beeinflussen können.

Ältere Menschen haben oft auch mehrere Erkrankungen, die gleichzeitig behandelt werden müssen, was die Behandlung der Stressinkontinenz komplizierter machen kann. Daher ist es wichtig, dass ältere Menschen mit Stressinkontinenz von einem Arzt oder einer Ärztin behandelt werden, der oder die auf die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Bevölkerungsgruppe spezialisiert ist.

Wie unterscheidet sich Stress- bzw. Belastungsinkontinenz zwischen Frauen und Männern?

Die Stress- oder Belastungsinkontinenz unterscheidet sich zwischen Frauen und Männern. Bei Frauen tritt die Stressinkontinenz häufiger auf als bei Männern. Die Ursache für diese Unterschiede liegt im Unterschied in der Anatomie und Physiologie der Geschlechter.

Bei Frauen kann die Schwäche des Beckenbodens aufgrund von Schwangerschaft und Geburt auftreten, da der Druck, den das Gewicht des Babys auf den Beckenboden ausübt, die Muskeln und Bänder des Beckenbodens schwächen kann. Bei Männern kann eine Prostataoperation oder Verletzung dazu führen, dass der Schließmuskel des Blasenhalses geschwächt wird und es zu Inkontinenz kommt.

Die Symptome der Belastungsinkontinenz sind bei Frauen und Männern ähnlich: unwillkürlicher Harnverlust bei körperlicher Anstrengung wie Husten, Niesen, Lachen oder Heben von schweren Gegenständen.

Spürt man einen Harndrang bei Stressinkontinenz?

Ja, in der Regel spürt man auch bei Stressinkontinenz einen Harndrang. Bei dieser Form der Inkontinenz ist jedoch der Schließmuskel, der die Blase normalerweise verschließt, geschwächt oder funktioniert nicht richtig. Dadurch kann es bei körperlicher Anstrengung oder bei bestimmten Bewegungen wie Husten, Niesen oder Lachen zu einem unkontrollierten Harnverlust kommen, auch wenn der Harndrang nicht sehr stark ist. Es ist jedoch möglich, dass bei manchen Frauen der Harndrang nicht so deutlich empfunden wird wie bei anderen, was jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann.

Inwiefern hängen Stress und Stressinkontinenz zusammen?

Obwohl die Bezeichnung “Stressinkontinenz” zunächst vermuten lässt, dass psychischer Stress die Ursache für den unkontrollierten Urinverlust ist, geht es eigentlich um einen unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Belastung, bei dem betroffene Personen nicht in der Lage sind, den Harnfluss zu kontrollieren.

Stress kann aber dennoch auf verschiedene Weise mit Stressinkontinenz zusammenhängen. Zum einen kann chronischer Stress das Hormonsystem beeinflussen und somit zu einer Schwächung des Beckenbodens führen, was eine der Hauptursachen für Stressinkontinenz ist. Chronischer Stress kann auch zu einer Überaktivität der Blase führen, was zu einem erhöhten Harndrang und in manchen Fällen zu Inkontinenz führen kann.

Zum anderen kann Stressinkontinenz selbst Stress und Angst verursachen. Betroffene Frauen können sich unwohl und unsicher fühlen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen oder sich in sozialen Situationen befinden, die mit dem Risiko von unkontrolliertem Urinverlust verbunden sind. Diese Angst kann sich selbst verstärken und zu einem Teufelskreis aus Stress und Inkontinenz führen.

Hinweis

Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine medizinische Beratung dar. Obwohl wir uns bemühen, genaue und aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen, übernehmen wir keine Haftung für jegliche Fehler oder Auslassungen in diesem Artikel oder für Handlungen, die aufgrund dieser Informationen getroffen werden. Wir empfehlen, sich immer von einem qualifizierten Arzt oder Pflegepersonal beraten zu lassen und jegliche Entscheidungen bezüglich der Gesundheit oder Pflegebedürfnisse einer Person nur auf Grundlage einer individuellen Beratung und Diagnose zu treffen.

QUELLEN

[1] Haylen BT, de Ridder D, Freeman RM, et al. An International Urogynecological Association (IUGA)/International Continence Society (ICS) joint report on the terminology for female pelvic floor dysfunction. Int Urogynecol J. 2010;21(1):5-26.

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