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Hörstörungen im Alter

Krankheiten, Medizinische Versorgung und Therapien
Ein Mann ist sichtbar mit einem Hörgerät im Ohr.

Einleitung  

Das Hören ist eines unserer wichtigsten Sinne und spielt eine zentrale Rolle in unserer täglichen Kommunikation und Interaktion mit der Welt. Es ermöglicht uns nicht nur, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sondern auch die Klänge der Natur zu genießen, Musik zu hören und vor Gefahren gewarnt zu werden. Doch wie viele andere körperliche Funktionen kann auch unser Gehör mit zunehmendem Alter beeinträchtigt werden. In Österreich sind von den insgesamt 1,8 Millionen Menschen ab 65 Jahren etwa 1,1 Millionen von Schwerhörigkeit betroffen. Rund 220.000 von ihnen leiden unter einem höhergradigen Hörverlust ab 65 Dezibel, der allein mit einem Hörgerät nicht mehr ausgeglichen werden kann. [1] Das Thema Hörstörungen im Alter ist daher von großer Relevanz.

In diesem Artikel bieten wir einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Hörstörungen im Alter, damit Betroffene und ihre Angehörigen besser mit den Herausforderungen von Hörstörungen umgehen können.  

Was sind Hörstörungen? 

Hörstörungen treten auf, wenn es eine Beeinträchtigung in einem oder mehreren Teilen des Gehörsystems gibt, dazu gehören das Außenohr, das Mittelohr, das Innenohr, der Hörnerv und das Gehirn. Die Störungen können in ihrer Intensität variieren, von leicht bis schwer, und können entweder vorübergehend oder dauerhaft sein. Je nach Ursache der Hörstörung können bestimmte Frequenzen oder Tonhöhen betroffen sein, was das Verstehen von Gesprächen oder das Hören von bestimmten Geräuschen erschwert.  

Welche Arten von Hörstörungen treten im Alter auf?  

Es gibt drei Hauptarten von Hörstörungen:  

Schallleitungsschwerhörigkeit: Diese Form der Schwerhörigkeit entsteht, wenn im Ohr etwas den normalen Durchgang von Geräuschen behindert. Das führt dazu, dass Töne nicht korrekt vom Außen- und Mittelohr zum Innenohr weitergeleitet werden. Mögliche Ursachen sind Verstopfungen durch Ohrenschmalz, Infektionen oder Verletzungen des Trommelfells. Glücklicherweise kann diese Art von Schwerhörigkeit oftmals medizinisch oder chirurgisch behandelt werden. [2]  

Schallempfindungsschwerhörigkeit: Hierbei liegt das Problem im Innenohr oder am Hörnerv. Obwohl Schallwellen korrekt bis zum Innenohr gelangen, werden sie dort nicht richtig verarbeitet. Es ist die häufigste Art von dauerhafter Hörstörung. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Lärmschäden über bestimmte Medikamente bis hin zum natürlichen Alterungsprozess. [2]  

Kombinierte Schwerhörigkeit: Diese Art von Schwerhörigkeit kombiniert Merkmale sowohl der Schallleitungsschwerhörigkeit als auch der Schallempfindungsschwerhörigkeit. Das bedeutet, dass sowohl Bereiche des Innenohrs als auch des Mittel- oder Außenohrs beeinträchtigt sein können. [2]  

Was sind die Ursachen für die Hörstörungen im Alter?  

Presbyakusis – Altersbedingter Hörverlust  

Mit fortschreitendem Alter tritt bei vielen Menschen ein natürlicher Abbau der Hörfähigkeit auf, bekannt als Presbyakusis oder altersbedingter Hörverlust. Es handelt sich dabei um eine schleichende Beeinträchtigung, die sich meist ab dem 50. Lebensjahr bemerkbar macht. Die Ursachen liegen in erster Linie in den natürlichen Alterungsprozessen des Innenohrs. Zellen, die für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Impulse verantwortlich sind, verlieren über die Zeit an Funktion. Besonders hohe Frequenzen werden oft zuerst betroffen, was das Verstehen von hohen Tönen und manchen Gesprächen erschwert. [3]  

Einfluss äußerer Faktoren  

Abgesehen von der natürlichen Alterung gibt es zahlreiche äußere Faktoren, die das Gehör beeinträchtigen können. Dazu zählen:  

Lärmexposition: Langjährige Belastung durch Lärm, sei es im Berufsalltag oder durch Freizeitaktivitäten, kann das Gehör schädigen.   

Medikamente: Einige Medikamente haben nachweislich einen negativen Einfluss auf das Hörvermögen.   

Man kann Medikamente auf dem Bild sehen.

Alkohol und Rauchen: Übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen können das Gehör beeinträchtigen und sich negativ auf den Hörsinn auswirken.  

Verletzungen und Infektionen: Akute Schäden, sei es durch Verletzungen oder Infektionen, können zu bleibenden Hörstörungen führen.   

Erbliche Faktoren: Viele Hörminderungen sind erblich bedingt. Wenn in der Familie bereits Fälle von Schwerhörigkeit aufgetreten sind, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Vererbung. Dies kann oft der Grund für Schwerhörigkeit bei Kindern sein. [4]

Was sind die Symptome der Hörstörungen im Alter?  

Hörstörungen können sich auf verschiedene Weise manifestieren. Die Symptome variieren je nach Art und Grad der Hörstörung sowie nach der betroffenen Person. Hier sind die häufigsten Anzeichen und Symptome, auf die man achten sollte:  

Erste Anzeichen und alltägliche Situationen  

Die ersten Hinweise auf eine beginnende Hörstörung sind meist subtil. Es kann sein, dass man die Fernseh- oder Radiolautstärke häufiger als gewöhnlich erhöhen muss. Oder man bemerkt, dass es schwierig wird, in lauten Umgebungen wie Restaurants oder Familienfeiern Gesprächen zu folgen. Ein weiteres Zeichen kann sein, dass man häufiger nachfragt oder sich bittet, etwas zu wiederholen. Das Gefühl, dass Menschen nuscheln oder undeutlich sprechen, kann ebenfalls ein Indikator sein. [3]  

Körperliche und emotionale Symptome  

Neben den offensichtlichen hörbezogenen Anzeichen gibt es auch physische und emotionale Symptome, die mit Hörstörungen in Verbindung stehen können. Tinnitus, ein ständiges oder periodisches Klingeln oder Summen im Ohr, kann ein begleitendes Symptom sein. Einige Menschen berichten von Schwindel oder einem Druckgefühl im Ohr. Emotionale Anzeichen sind mindestens genauso wichtig: Frustration bei Gesprächen, das Gefühl der Isolation und das Vermeiden sozialer Situationen können ebenfalls Anzeichen einer Hörbeeinträchtigung sein. [3]

Diagnose von Hörstörungen im Alter  

Die genaue Diagnose einer Hörstörung ist entscheidend für die Auswahl der richtigen Behandlung. Hier werden verschiedene diagnostische Verfahren beschrieben, die dabei helfen, das Ausmaß und die Art der Hörbeeinträchtigung festzustellen.  

Anamnese und klinische Untersuchung  

Vor jeglichen Tests wird die Ärztin oder der Arzt ein ausführliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten führen, um mehr über die Symptome und mögliche Ursachen zu erfahren. Dabei wird auch nach früheren Ohrenerkrankungen, Lärmexpositionen oder familiärer Vorbelastungen gefragt. Eine gründliche Untersuchung des Ohrs kann physische Anomalien oder Blockaden wie Ohrenschmalz identifizieren.  

Ton- und Sprachaudiometrie  

Die Tonaudiometrie ist der Standardtest zur Messung des Hörvermögens. Hierbei werden Töne verschiedener Frequenzen und Lautstärken präsentiert, um die leiseste Lautstärke zu bestimmen, die eine Person hören kann. Bei der Sprachaudiometrie hingegen wird getestet, wie gut eine Person Worte bei verschiedenen Lautstärken verstehen kann.  

Tympanometrie  

Die Tympanometrie misst den Luftdruck im Mittelohr und kann dabei helfen, Flüssigkeitsansammlungen, Infektionen oder Perforationen des Trommelfells zu identifizieren. Dabei wird ein kleiner Druck auf das Ohr ausgeübt und die Bewegung des Trommelfells beobachtet.  

Otoakustische Emissionen (OAE)  

OAE-Tests prüfen die Funktion der Haarzellen im Innenohr, die für das Hören verantwortlich sind. Dabei wird ein kleiner Schall ins Ohr gegeben und die zurückkehrende “Echo”-Antwort gemessen.   

Hirnstammaudiometrie (BERA)  

Die Hirnstammaudiometrie, auch bekannt als BERA (Brainstem Evoked Response Audiometry), ist eine Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Hörnervs und des Hirnstamms in Reaktion auf Schallreize. Dieser Test gibt Aufschluss darüber, ob die Schallwellen korrekt durch den Hörnerv ins Gehirn weitergeleitet werden.  

Behandlungsmöglichkeiten von Hörstörungen  

Je nach Art und Schwere der Hörstörung gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Diese sind einige der häufigsten Methoden zur Behandlung von Hörstörungen:  

Medikamentöse Behandlung: Einige Hörstörungen können medikamentös behandelt werden, insbesondere wenn sie durch Infektionen oder Entzündungen verursacht werden. Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente können hier Abhilfe schaffen. Bei Hörstörungen, die durch bestimmte Medikamente verursacht werden, kann auch eine Dosisanpassung oder ein Medikamentenwechsel notwendig sein.  

Hörgeräte: Für viele Menschen mit Schwerhörigkeit sind Hörgeräte die erste Anlaufstelle. Diese kleinen elektronischen Geräte verstärken den Schall, um das Hören zu erleichtern. Dank fortschreitender Technologie werden sie immer kleiner, leistungsstärker und diskreter.

  Ein Mann ist mit seinem Hörgerät sichtbar.

Cochlea-Implantate: Für Menschen, bei denen Hörgeräte nicht ausreichend helfen, kann ein Cochlea-Implantat in Betracht gezogen werden. Es handelt sich um ein chirurgisch eingesetztes Gerät, das den Hörnerv direkt stimuliert und so das Hören ermöglicht.  

Operative Eingriffe: In einigen Fällen, zum Beispiel bei chronischen Mittelohrentzündungen oder bei Otosklerose, können operative Eingriffe sinnvoll sein, um die Hörleistung zu verbessern.  

Hörtrainings und Rehabilitation: Hörtrainings können helfen, das Hörvermögen zu verbessern, indem sie das Gehirn trainieren, Schallinformationen effektiver zu nutzen. Besonders nach dem Einsatz von Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten kann ein solches Training sinnvoll sein 

Vorbeugung und Lebensstilanpassungen  

Der Schutz des Gehörs und die Anpassung des Lebensstils sind entscheidend, um Hörstörungen im Alter zu vermindern oder zu verlangsamen. Hier sind einige wichtige Aspekte und Empfehlungen, wie Sie sich proaktiv um Ihre Ohren kümmern können.  

Lärmreduktion  

Exposition gegenüber lauten Geräuschen ist eine der Hauptursachen für Hörstörungen. Sei es auf Konzerten, bei der Arbeit oder durch geräuschintensive Hobbys – es ist entscheidend, das Gehör zu schützen. Der Einsatz von Ohrstöpsel oder schallreduzierende Kopfhörer bei lauten Aktivitäten und der Abstand von lauten Geräuschquellen können Abhilfe verschaffen.  

Regelmäßige Hörtests  

Ein proaktiver Ansatz zur Überwachung der Hörfähigkeit ist der Schlüssel zur Früherkennung. Regelmäßige Hörtests können Veränderungen im Hörvermögen frühzeitig erkennen und ermöglichen eine schnelle Intervention.  

Vermeidung von ototoxischen Medikamenten  

Einige Medikamente können das Gehör schädigen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt mögliche Nebenwirkungen und fragen Sie nach Alternativen, wenn Sie Bedenken haben. [5] 

Häufig gestellte Fragen zum Thema Hörstörungen im Alter (FAQ)

Wenn es um Hörstörungen im Alter geht, tauchen bei Betroffenen und ihren Angehörigen oft ähnliche Fragen auf. Hier beantworten wir einige der am häufigsten gestellten Fragen rund um dieses Thema. 

1.Ist Altersschwerhörigkeit unvermeidlich? 

Nein, Altersschwerhörigkeit ist nicht für jeden unvermeidlich. Während viele Menschen mit zunehmendem Alter eine gewisse Abnahme der Hörfähigkeit erleben, wird nicht jede bzw. jeder in gleichem Maße betroffen sein. Genetik, Lebensgewohnheiten und Umweltfaktoren spielen hierbei eine entscheidende Rolle. 

2.Können Hörgeräte mein Hörvermögen vollständig wiederherstellen? 

Hörgeräte können das Hörvermögen verbessern, indem sie Geräusche verstärken. Allerdings können sie das Gehör nicht in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Die Technologie hat jedoch große Fortschritte gemacht, und moderne Hörgeräte können in vielen Situationen sehr hilfreich sein. 

3.Wie oft sollte ich mein Gehör überprüfen lassen? 

Es wird empfohlen, alle 1-2 Jahre einen Hörtest durchzuführen, insbesondere wenn Sie über 50 Jahre alt sind oder wenn Sie Symptome einer Hörstörung bemerken. [6] 

4.Macht laute Musik auf Kopfhörern taub? 

Wiederholte und längere Exposition gegenüber lauter Musik, insbesondere über Kopfhörer, kann das Gehör schädigen. Es ist ratsam, Musik in moderater Lautstärke zu hören und Pausen einzulegen, um das Risiko einer Schädigung zu minimieren. [7] 

5.Gibt es natürliche Heilmittel gegen Hörstörungen? 

Während es viele Behauptungen über natürliche Heilmittel gibt, existierten keine wissenschaftlich nachgewiesenen natürlichen Behandlungen, die Hörstörungen rückgängig machen können. Es ist immer ratsam, mit einer HNO-Ärztin bzw. – Arzt oder einer Audiologin bzw. einem Audiologen zu sprechen, bevor Sie eine Behandlung in Erwägung ziehen. 

Zusammenfassung

Hörstörungen im Alter, oft als Presbyakusis bezeichnet, resultieren hauptsächlich aus dem natürlichen Alterungsprozess und können durch zahlreiche Faktoren wie Lärm oder Medikamente verschärft werden. Die Symptome können (zunächst) subtil sein, beeinträchtigen jedoch dennoch die Lebensqualität. Eine frühzeitige Diagnose durch Hörtests und Behandlungen, wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate, können helfen. Präventive Maßnahmen, wie der Schutz des eigenen Gehörs, sind wesentlich. Obwohl Hörstörungen im Alter verbreitet sind, sind sie nicht unvermeidlich. Durch genaueres Wissen, eine rechtzeitige Diagnose und passende Strategien können Betroffene trotzdem ein aktives Leben führen. Es ist somit von großer Bedeutung, das Bewusstsein und Verständnis für dieses Problem in unserer Gesellschaft zu erhöhen. 

Quellen:  

[1] Science. (2023). Menschen über 65 Jahren mit Hörverlust oft unterversorgt. https://science.apa.at/power-search/7769006424675798437 (Abgerufen: 17.10.2023)  

[2] Kind. (2023). Was ist Schwerhörigkeit? Die verschiedenen Arten im Überblick. https://www.kind.com/de-at/magazin/schwerhoerigkeit/ (Abgerufen: 17.10.2023)  

[3] Flöer, K. (2023). Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis). https://www.pflege.de/krankheiten/altersschwerhoerigkeit/ (Abgerufen: 17.10.2023)  

[4] Amplifon. (2023). Wie eine Hörminderung entsteht? https://www.amplifon.com/de-ch/hoerverlust-erkennen/ursachen-von-hoerverlust (Abgerufen: 17.10.2023) 

[5] Lustig, L. R. (2021). Durch Arzneimittel verursachte Erkrankungen des Ohrs. https://www.msdmanuals.com/de/heim/hals-,-nasen-und-ohrenerkrankungen/erkrankungen-des-innenohrs/durch-arzneimittel-verursachte-erkrankungen-des-ohrs (Abgerufen: 23.10.2023) 

[6] Hansaton. (2023). Hörtests – warum Sie Ihr Gehör regelmäßig testen lassen sollten. https://www.hansaton.at/rund-um-das-gehoer/warum-sind-hoertests-so-wichtig/ 

[7] Gesundehitsinformation. (2021). Kann Lärm das Gehör schädigen?. https://www.gesundheitsinformation.de/kann-laerm-das-gehoer-schaedigen.html (Abgerufen: 17.10.2023) 

 

 

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