Als chronische Wunden bezeichnet man Wunden, die über längere Zeit bestehen und sich langsam entwickeln. Der Zeitraum, nach dem eine Wunde als chronisch gilt, ist in der Literatur unterschiedlich definiert und bewegt sich zwischen 4 und 12 Wochen.
Eine schlechte Wundheilung ist häufig die Folge von Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus (“Zuckerkrankheit”) oder eines reduzierten Immunsystems.
Eine häufige chronische Wunde ist das “Wundliegegeschwür” (auch Dekubitus genannt) oder das “Unterschenkelgeschwür” (sogenannter Ulcus cruris). Des Weiteren kommt auch der diabetische Fuß unter den chronischen Wundenn sehr häufig vor. Eine akute Wunde, die nicht fachgerecht gepflegt wird, kann sich im schlimmsten Fall ebenso zu einer chronischen Wunde entwickeln.
Rauchen oder Übergewicht sind häufige Auslöser für die Verschlechterung der Wundheilung. Sehr fot sind Patient:innen im Alltag durch ihre chronischen Wunden enorm eingeschränkt. Die zahlreichen Arztbesuche können ebenso die Psyche belasten. Wird die Ursache der Wundheilungsstörung nicht behoben, bestehen kaum Chancen. Darum muss neben einer idealen Versorgung der Wunde auch die Grunderkrankung bestmöglich mitbehandelt werden!
Es gibt drei Wundarten, die im Alter und bei Pflegebedürftigkeit häufig vorkommen:
Ulcus cruris – auch bekannt als „das offene Bein“ – tritt aufgrund von Durchblutungsstörungen (arteriell, venös oder beides) in den Beinen auf. Durch die Minderversorgung mit Blut innerhalb des Gewebes kommt es zu Sauerstoff- und Nährstoffmangel in den Zellen. In der Folge wird das Hautgewebe zerstört: Es entsteht eine Wunde am Unterschenkel. Daher auch der Name “Unterschenkelgeschwür”.
Wenn die Blutzuckerwerte bei bestehendem Diabetes mellitus über einen längeren Zeitraum nicht gut eingestellt sind, kann es in der Folge zu Schädigungen kommen an:
All das führt dazu, dass sich schlecht heilende Wunden an den Füßen entwickeln können und der diabetische Fuß diagnostiziert wird.
Ein Dekubitus ist eine chronische Wunde, die aufgrund von langanhaltendem Druck auf das Hautgewebe entsteht, beispielsweise im Falle von Bettlägerigkeit. Das lange Liegen im Bett oder stundenlanges Sitzen im Rollstuhl in derselben Position führt dazu, dass die Haut an den Auflageflächen nicht ausreichend durchblutet wird. Dies wiederum führt zur Unterversorgung von Sauerstoff- und Nährstoffmangel des Hautgewebes, das infolgedessen Schäden nimmt.
Die Behandlung chronischer Wunden gehört in die Hände von ausgebildeten Fachkräften und Ärzt:innen. Eine Behandlung erstreckt sich i. d. R. über einen längeren Zeitraum. Unerlässlich für die Wundheilung ist dabei eine professionelle Einschätzung und Behandlung der Wunde.
Wegweisend für die Behandlung chronischer Wunden ist immer die zugrundeliegende Erkrankung. Demnach sieht die Behandlung bei einem Ulcus cruris mit venöser Ursache ganz anders aus als die Behandlung eines Ulcus cruris mit arterieller Genese.
In den meisten Fällen wird heutzutage eine feuchte Wundbehandlung durchgeführt, welche sich am Stadium der Wundheilung orientiert.
Das Wundmanagement ist mehr als die reine Wundversorgung. Tatsächlich ist die Wundversorgung nur ein Teilaspekt des Wundmanagements. Das Spektrum reicht von der Anamnese zu Beginn bis zur Wunddokumentation und gehört immer in die Hände von Fachkräften, sog. Wundmanagern oder Wundexperten.
Diese Fachleute, oft handelt es sich dabei um Pflegefachkräfte mit speziellen Weiterbildungen, kennen sich besonders gut mit Wundarten, -heilung, -behandlung, Schmerzmanagement etc. aus. Sie wissen, wie spezifische Wunden fachgerecht versorgt werden müssen.
Für ein effektives Wundmanagement bedarf es in jedem Fall eine lückenlose Dokumentation des Heilungsprozesses durch eine Fachkraft. Dies ermöglicht eine adäquate Behandlung, die auf das jeweilige Wundstadium zugeschnitten ist.
Die passende Wundversorgung beschleunigt die Wundheilung: So wird u.a. Komplikationen – wie Infektionen oder wiederkehrende Wunden – vorgebeugt. Gleichzeitig werden Schmerzen reduziert und die Lebensqualität von Betroffenen gefördert.
Eine Wunddokumentation ist ein wichtiger Teil der Pflegedokumentation und liegt immer in den Händen der Pflegekraft.
Doch bei der Wundbeobachtung können auch pflegende Angehörige wunderbar mithelfen. Dabei ist eine gute Beobachtungsgabe gefragt, um erste Anzeichen zu erkennen:
Gefahr 1: Infektion
Gefahr 2: Blutvergiftung (Sepsis)
Gefahr 3: Tetanus
In diesen Fällen sollte ein Arzt bzw. ein Krankenwagen gerufen werden. Bei schweren Erkrankungen dieser Art kann es überlebenswichtig sein, so rasch wie möglich medizinische Hilfe anzufordern.
Chronische Wunden werden zum Schutz vor Keimen etc. mit einer Auflage abgedeckt. Außerdem ist es sinnvoll, auf den Wundrand und die Wundumgebung eine Feuchtigkeitspflege aufzutragen, denn dies lindert sowohl Juckreiz und verhindert weiters, dass die Hautumgebung austrocknet. Der Verband sollte aus Hygienegründen in regelmäßigen Abständen gewechselt werden.
Weitere mögliche Behandlungen sind:
Eine zerstörte Hautbarriere begünstigt den Eintritt von Erregern und Keimen. Chronische Wunden sind daher äußerst gefährdet für Verschmutzungen und Infektionen. Das Reinigen der Wunde zu Beginn des Verbandwechsels ist daher unerlässlich, um die Infektionsgefahr zu vermindern.
Bei der „einfachen“ Wundreinigung wird die Wunde mit einer Kochsalz- oder Elektrolytlösung gespült.
Ist das Gewebe im Wundbereich bereits nekrotisch (=abgestorben), muss es entfernt werden, damit die Verletzung heilen kann.
Das wird als Débridement bezeichnet: Der Arzt oder die Ärztin entfernt nach erfolgter Betäubung mit einer Klinge das abgestorbene Gewebe. Alternativ kann er enzymatisch wirkende Stoffe auftragen oder Maden auf die Wunde setzen, welche die toten Zellen ablösen. Welches Verfahren für das Débridement geeignet ist, wird individuell nach Art und Größe der Verletzung entschieden.
Um Schmerzen im Zuge der Wundversorgung vorzubeugen, wird das Wundgebiet in der Regel örtlich betäubt, bspw. mit einer Salbe. Bei stärkeren Schmerzen können die Betroffenen vor der nächsten Wundversorgung Medikamente einnehmen. Bei größeren Wunden besteht die Möglichkeit einer Narkose.
Ist die Wunde von Bakterien befallen, ist zusätzlich zur Wundreinigung eine Therapie mit Antibiotika notwendig. Diese wird meist über einen venösen Zugang als Infusion verabreicht, kann jedoch auch in Tablettenform eingenommen werden.
Die Ärztin, der Arzt oder die Pflegekraft legt nach der Reinigung der Wunde einen neuen Verband an. Eine Wundauflage dient dazu, die Wunde feucht zu halten, überschüssige Flüssigkeit aus der Wunde aufzunehmen und zusätzlich vor unnötigen Infektionen zu schützen. Die richtige Wahl der Wundauflage spielt daher eine wichtige Rolle bei der Wundversorgung.
Unterschieden werden dabei:
Inaktive Wundauflagen sind sehr saugfähig, was die Wunde letzlich auch austrocknen kann. Sie haben zusätzlich den großen Nachteil, dass sie häufig mit dem Wundgrund verkleben, was das Ablösen nicht nur mühsam, sondern oftmals auch schmerzhaft macht. Um dem vorzubeugen, müssen Mullkompressen mit Kochsalzlösung getränkt und mit einer wasserdichten Folie abgedeckt werden.
Beim Verbandswechsel besteht die Gefahr, dass neu entstandenes Gewebe wieder mit abgerissen wird. Interaktive Wundauflagen bestehen beispielsweise aus Schaumstoffen, Hydrogelen oder Hydrokolloiden und verkleben kaum. Außerdem sorgen sie für ein konstant feuchtes Milieu, nehmen Zerfallsprodukte von Bakterien auf und schützen vor Infektionen. Eine wunderbare Produktentwicklung, jedoch sind interaktive Wundauflagen teurer als herkömmliche.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Transplantation von Haut. Dies wird bspw. angedacht, wenn die Wunde sehr groß ist und sich nicht mehr von selbst schließt. Die Haut wird im Zuge dessen von einer anderen Körperstelle, meistens dem Oberschenkel, entnommen und auf die Wunde übertragen. Transplantate können aber auch aus menschlichen Zellprodukten und künstlichen Materialien bestehen.
Oft unterschätzt werden Schmerzen, die durch chronische Wunden verursacht werden. Sie adäquat zu lindern, ist daher äußerst wichtig.
Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen kann auf Schmerzmittel zum Schlucken zurückgegriffen werden. Auch manche Wundauflagen enthalten derartige Schmerzmittel bereits. Sind die Schmerzen von höherem Ausmaß, können Haus- oder Fachärzte entsprechende Mittel bei Bedarf verschreiben.
Eine Behandlung mit Antibiotika ist indiziert, wenn sich Bakterien in einer Wunde ausgebreitet haben.
In Krankenhäusern werden zum Teil auch technische Geräte eingesetzt, um die Wundheilung zu fördern und den Heilungsprozess zu verbessern.
Darunter fällt bspw.:
Chronische Wunden gehen in der Regel mit starken Schmerzen einher, unter welchen die Patient:innen körperlich und seelisch sehr leiden. Eine adäquate Schmerztherapie ist deshalb ein essentieller Bestandteil innerhalb der Wundversorgung.
Insbesondere vor der Reinigung der Wunde und dem Verbandwechsel ist häufig das Verabreichen eines Schmerzmittels oder eine örtliche Betäubung notwendig.
Leichtere Schmerzen können zum Beispiel durch örtlich betäubende Salben behandelt werden, bei stärkeren Schmerzen erhalten Betroffene eine systemisch wirksame Therapie (Schmerztabletten, - spritzen oder -infusionen). Insbesondere bei sehr starken Schmerzen erfolgt zusätzlich die Einbindung eines geschulten Schmerzspezialisten.
Autsch – einmal mit dem Messer abgerutscht und schon blutet der Finger. Während Sie im anfänglichen Schreck noch darüber nachdenken, wo es ein Pflaster zu finden gibt, reagiert der Körper bereits auf das Loch im Gewebe. Phase 1 der Wundheilung hat damit begonnen.
Stellen Sie sich die Wundheilung wie ein ausgeklügeltes Reparatursystem, bei dem viele Zellen miteinander arbeiten, vor. In den drei Wundheilungsphasen kommen unterschiedliche „Reparaturtrupps“ zum Einsatz:
Der Körper hat einiges zu tun – selbst bei einer ungefährlichen kleinen Schnittwunde. Umso wichtiger ist die passende Unterstützung. Das beginnt bereits bei der Erstversorgung.
Passiert innerhalb der Wundheilungskette eine Komplikation oder besteht eine Grunderkrankung, die nicht förderlich für das Abheilen der Wunde ist (z.B. Diabetes mellitus), so kann sich auch eine kleine unscheinbare Wunde, wie ein Schnitt mit einem Messer, zu einer chronischen Wunde entwickeln.
Wunden entstehen oft durch eine äußere Verletzung, wie etwa einen Schnitt oder einen heftigen Stoß. Chronische Wunden entstehen im Gegenzug jedoch oft durch eine innerlich vorherrschende Grunderkrankung.
Solche Grunderkrankungen oder gesundheitlichen Probleme können u.a. sein:
Sind Arterien – Blutgefäße, die das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen – verengt, heilen Wunden generell langsamer als bei einer guten Durchblutung. Eine typische Grunderkrankung ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK).
Bei Krankheiten der Beinvenen heilen Wunden am Unterschenkel oder Fuß ebenfalls schlechter. Die Beinvenen sind verantwortlich für den Rücktransport des Blutes zurück zum Herzen. Bei einer Schwäche der Venenklappen sind die Venen erweitert. Das Blut staut sich zurück in den Beinen und es kommt zu einer Schwellung. Der dadurch entstandene Druck erschwert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gewebes. Es kann auch zu sogenannten Krampfadern kommen. Unter diesen ungünstigen Bedingungen kann aus einer kleinen Verletzung schnell eine chronische Wunde werden. Eine schlecht heilende Wunde am Unterschenkel wird umgangssprachlich als „offenes Bein“ bezeichnet. Der Fachbegriff dafür lautet „Ulcus cruris venosum“.
Typisch für eine fortgeschrittene Zuckerkrankheit ist, wenn Blutgefäße und Nerven der Füße bereits geschädigt sind. Aus diesem Grund spüren Diabetiker:innen oftmals keine Schmerzen an den Füßen. Sie übersehen dadurch vielleicht kleine Verletzungen, ausgelöst durch Barfuß gehen, oder Druckstellen durch zu enge Schuhe. Außerdem wird das Gewebe durch die verminderte Durchblutung in den geschädigten Blutgefäßen schlechter versorgt. Auch dies erhöht die Gefahr für chronische Wunden bei Diabetikern.
Bei Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebspatient:innen, bei älteren Personen oder Menschen mit Mangelernährung sind die Abwehrkräfte herabgesetzt. Dies kann dazu führen, dass Wunden insgesamt langsamer heilen.
Manche Menschen sind im Alter oder aufgrund einer Erkrankung längere Zeit bettlägerig. Dann wirkt ein lang anhaltender Druck durch das eigene Körpergewicht auf die Haut ein und erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Druckgeschwür (sog. Dekubitus). Auch Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, haben daher ein erhöhtes Risiko für einen Dekubitus. Mangelernährte Menschen haben ebenso ein wesentlich höheres Risiko, einen Dekubitus zu entwickeln, da weniger Haut- und Fettgewebe vorhanden ist. Die Ernährung und die geschickte Lagerung sind daher bei chronisch kranken und geschwächten Menschen äußerst wichtig.
Große und tiefe Wunden, ausgelöst durch schweren Verletzungen oder Verbrennungen, sind ebenso eine Herausforderung für die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Ist jemand bettlägerig oder sitzt im Rollstuhl, drückt das eigene Körpergewicht langfristig auf bestimmte Hautbereiche. Dadurch kann ein Druckgeschwür (Dekubitus) entstehen. Die betreffende Körperstelle muss daher dauerhaft entlastet werden, damit sich das Druckgeschwür wieder schließen kann.
Betroffene von chronischen Wunden leiden häufig unter starken Schmerzen. Wie schmerzhaft eine Wunde ist, hängt sowohl von der Größe, als auch der Tiefe der Wunde ab. Entzündet sich die Wunde oder wird der betroffene Körperteil bewegt, können sich die Schmerzen verstärken. Viele Betroffene schlafen daher nachts schlecht, weil sie Schmerzen und Juckreiz während dieser Zeit intensiver wahrnehmen.
Hinzu kommt, dass die Mobilität durch Schmerzen oder Schwellung bei Betroffenen eingeschränkt ist. Eine besondere Belastung entsteht außerdem, wenn die Wunde stark nässt und es bis zur Geruchsbildung kommt. Das ist für die Betroffenen oft sehr unangenehm, führt zu Schamgefühl und manchmal auch dazu, dass soziale Kontakte eingeschränkt werden.
Die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW e.V.) schlägt die sog. ABCDE-Regel für die Diagnostik durch Ärzte, Wundmanager und Pflegefachkräfte vor.
Der erste Schritt ist immer die Anamnese, d.h. die Befragung des Betroffenen und der pflegenden Angehörigen zur aktuellen Wunde und ggf. auch zu Wunden in der Vergangenheit.
Es wird mithilfe von Abstrichen untersucht, ob die Wunde mit Bakterien und multiresistenten Erregern, wie z.B. MRSA infiziert ist.
Im Rahmen der klinischen Untersuchung erfolgt eine genaue Untersuchung der Wunde. Beurteilt werden z. B. die Lokalisation, der Wundrand, die Wundtiefe, eventuelle Wundgerüche und Wundsekrete, sowie die Wundumgebung.
Um herauszufinden wie gut das Wundgebiet durchblutet ist, werden die Venen und die Arterien untersucht.
Wenn die vorherigen Untersuchungen noch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis über die Ursache der Wunde geführt haben, gibt es eine Reihe weiterer Untersuchungsmethoden, die individuell ausgewählt und eingesetzt werden.
Folgende Grunderkrankungen kommen häufig im Zusammenhang mit chronischen Wunden vor:
Weitere Risikofaktoren für die Entstehung einer chronischen Wunde sind:
Eine chronische Wunde hat eigentlich immer Folgen für die Lebensqualität der Betroffenen. Schmerzen, Wundgeruch oder Bewegungseinschränkungen können die Teilhabe an Aktivitäten aufgrund Schamgefühl einschränken. Umso wichtiger ist ein konsequentes Wundmanagement, das auch Aspekte wie Beratung und Anleitung (z. B. zur Wundversorgung) enthält.
Folgen von chronischen Wunden im Detail:
Für eine adäquate Wundheilung bei einem Diabetes mellitus ist es wichtig, dass der Blutzucker gut eingestellt ist. Tipps, um Druckstellen zu vermeiden sind: ausreichend große und weite Schuhe und ggf. Socken ohne Nähte tragen, sowie eine regelmäßige diabetische Fußpflege in Anspruch nehmen. Dies hilft dem Entstehen von Wunden vorzubeugen oder sie rechtzeitig zu bemerken.
Entscheidend ist der regelmäßige Kontrollbesuch beim Arzt und eine konsequente Einnahme der verordneten Therapien. Kompressionsstrümpfe oder elastische Binden (Druckverbände) senken bei Venenschwäche und Krampfadern das Risiko für chronische Wunden, da sie den Blutfluss untersützen. Zur Entlastung der Beinvenen können auch Geräte mit aufblasbaren Luftkissen zu Hilfe genommen werden. Am Knöchel beginnend werden die Kissen bis zur Leiste nach und nach aufgepumpt. Der Druck presst dann das Blut aus den tiefen Beinvenen – der Fachbegriff hierfür ist „intermittierende pneumatische Kompression“. Bisher liegen jedoch noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse über dieses Verfahren vor.
Regelmäßiges Umpositionieren der Betroffenen ist unumgänglich. Es empfiehlt sich ein 3-4h Intervall. Je nach Ernährungszustand wird dies ggf. noch engmaschiger empfohlen. Weiche Polsterung mittels Lagerungskissen von aufliegenden Körperstellen wie z.B. Fersen, Steißbein, Hinterkopf, Ohren helfen ebenso. In besonders schweren Fällen besteht die Möglichkeit für sogenannte Anti-Dekubitus-Matratzen, die von Ärzten verordnet werden können und sich selbst in Intervallen mit Luft füllen und wieder entleeren.
Ist eine Wunde durch Bakterien infiziert, erhalten die Betroffenen in der Regel eine antibiotische Therapie gegen die Entzündung. Diese sollen auch helfen, einer chronischen Wunde vorzubeugen.
Eine chronisch offene Wunde, die schmerzt und juckt, kann den Alltag beeinträchtigen und den Schlaf stören. Auch Schmerzen bei der Wundreinigung bzw. Wundversorgung, sowie Einschränkungen bei der Körperpflege, etwa beim Duschen, beeinträchtigen die Betroffenen. Schmerzen und eingeschränkte körperliche Belastbarkeit beeinträchtigen das Berufs- und Privatleben und können auch psychische Auswirkungen haben. Mitunter sorgen sich Betroffene, dass ihre Wunde riecht und dies anderen auffällt und unangenehm ist.
Wer eine chronische Wunde hat, kann sich daher sehr unwohl fühlen und sich schämen. Viele ziehen sich deshalb auch zurück aus ihrem sozialen Umfeld. Es ist daher besonders wichtig, dass Betroffene persönlich und medizinisch fachgerecht unterstützt werden. Hier sind die Familie und der Freundeskreis gefragt, aber auch Hausärztinnen und Hausärzte, ambulante Pflegedienste sowie Experten, die auf Wundbehandlung spezialisiert sind.
Ab wann ist eine Wunde chronisch? Diese Frage stellt sich sowohl für die Betroffenen als auch für ihre pflegenden Angehörigen, wenn die Heilung einer Wunde nicht so recht voranschreitet.
Die Literatur besagt:
Die Initiative Chronische Wunden e.V. (kurz ICW e.V.) definiert chronische Wunden folgendermaßen: “Eine Wunde, die nach acht Wochen nicht abgeheilt ist, wird als chronisch bezeichnet.”
Darüber hinaus besagt die Definition der ICW, dass einige Wunden von Beginn an als chronisch anzusehen sind, weil ihnen eine Grunderkrankung vorausgeht, die ebenfalls behandelt werden muss.
Im Unterschied zur chronischen Wunde entstehen akute Wunden i. d. R. durch äußere Einflüsse. Es handelt sich dann z. B. um eine Schnittwunde, eine Schürfwunde oder eine OP-Wunde. Akute Wunden heilen oft innerhalb von kurzer Zeit ohne Komplikationen und meist ohne besondere Wundtherapie wieder ab.
In der nachfolgenden Übersicht sind die Unterschiede zwischen akuter und chronischer Wunde dargestellt:
Jede chronische Wunde muss von fachlich geschultem Personal begutachtet, eingeschätzt und in regelmäßigen Abständen adäquat versorgt werden. Dies passiert meistens durch diplomiertes Pflegepersonal mit zusätzlicher Weiterbildung hinsichtlich Wundmanagement.
Man spricht von sogenannten Wundexperten oder Wundmanagern.
Demnach lässt sich schlussfolgern, dass eine chronische Wunde per se bereits einen Pflegebedarf nach sich zieht, vor allem wenn sich die Wunde an einer Körperstelle befindet, die man selbst nicht erreicht.
Jedoch spielen im Falle chronischer Wunden auch die Ursachen eine wesentliche Rolle.
Chronische Wunden werden im überwiegenden Teil durch innere Einflüsse, also körperliche Grunderkrankungen verursacht, wie z.B. Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus oder auch durch Bettlägerigkeit.
Dadurch lässt sich festhalten, dass eine chronische Wunde sowohl pflegebedürftig macht oder aber auch eine Folgeerscheinung bereits bestehender Pflegebedürftigkeit sein kann.
Beispielsweise dann, wenn die betroffene Person sich selbst nicht mehr ausreichend bewegen und umpositionieren kann und demnach gefährdet ist, ein Druckgeschwür (Dekubitus) zu entwickeln.
Österreich
Die meisten Verbandsmaterialien werden von österreichischen Krankenkassen bezahlt. Dies passiert über die medizinische Verordnung durch den Hausarzt.
Verbandsstoffe, die die Krankenkassen nicht bezahlen, müssen privat finanziert werden.
Für Wundmanagement-Leistungen durch fachlich geschultes Personal kann bei der jeweiligen Krankenkasse um Kostenerstattung ersucht werden. Eine Rückvergütung wird meist nur anteilig bewilligt.
Manche Krankenzusatzversicherungen refundieren ebenfalls eine Wundversorgung durch Wundexpert:innen.