Als Arthritis (Gelenkentzündung, griech. arthros = Gelenk, -itis = Entzündung) bezeichnet man die Entzündung eines oder mehrerer Gelenke. Betroffen kann vom Kiefer bis zur kleinen Zehe alles sein.
Die Entzündung wird begleitet von Schmerzen, Rötungen, Schwellung, Überwärmung und ggf. einer Bewegungseinschränkung. Manchmal kann es bei einer Arthritis auch zu einem Gelenkerguss (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk) kommen. Je nach Ursache sind die Anzeichen für eine Arthritis unterschiedlich stark ausgeprägt.
Es gibt viele verschiedene Arten von Arthritiden (Mehrzahl von Arthritis), welche sich anhand folgender Merkmale einteilen lassen:
Ursache:
Es wird unterschieden, ob es sich um eine Infektion, ein autoimmunes Geschehen (wie z. B. bei Rheuma) oder um eine Gelenkentzündung bei Stoffwechselerkrankungen (Gicht, Hämochromatose) handelt. Eine Sonderform ist die aktivierte Arthrose. Bei ihr führen die arthrotischen Verschleißerscheinungen im Gelenk dazu, dass der Körper akut mit einer Entzündung reagiert.
Von der Arthritis abgegrenzt wird die Arthrose, die eine degenerative Gelenkerkrankung darstellt.
Wird eine Arthritis nicht behandelt, riskiert man eine schwere Gelenkschädigung. Das gilt sowohl für die akut infektiösen Gelenkentzündungen als auch für die chronisch rheumatischen. Gelenkschmerzen, -schwellungen und -rötungen sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern immer medizinisch abgeklärt werden.
Kardinalsymptome einer Gelenkentzündung sind:
So fällt z. B. bei einer akuten Kniegelenksentzündung das Stehen und das Laufen schwer. Im Verlauf einer chronischen rheumatoiden Arthritis gehen häufig Beweglichkeit und Kraft in den betroffenen Gelenken verloren.
Weitere Beschwerden hängen von der Form der Arthritis ab.
Dazu zählen u.a.:
Fieber ist ein typisches Anzeichen für akute bakterielle Infektionen. Müdigkeit und Abgeschlagenheit begleiten häufig chronische Arthritiden wie die rheumatoide Arthritis. Im weiteren Verlauf chronischer Gelenkentzündungen kommt es zu Morgensteifigkeit und Gelenkdeformationen.
Sowohl Arthritis, als auch Arthrose sind Erkrankungen der Gelenke. Beide können zu ganz ähnlichen Beschwerden führen.
Die Erkrankungen haben allerdings völlig verschiedene Ursachen und erfordern daher auch unterschiedliche Behandlungsansätze.
Bei der Unterscheidung zwischen Arthritis und Arthrose helfen u.a. Schmerzcharakter und Steifigkeit weiter:
Ein weiterer Anhaltspunkt für den Unterschied zwischen Arthritis und Arthrose ist die Thermik:
Arthritis ist eine entzündliche Gelenkerkrankung. Ihre Leitsymptome sind neben dem Schmerz die Überwärmung, Schwellung und die Rötung des betroffenen Gelenks.
Arthrose ist dagegen ein „kaltes“ Geschehen. Sie hat ihre Ursache in degenerativen Prozessen, also aufgrund eines übermäßigen Verschleißes des Gelenks. Durch die Abnutzung des Gelenkknorpels kommt es auch hier zu einer Schädigung des Gelenks und seiner Funktion. Manchmal kommt es allerdings auch bei Arthrose zu entzündlichen Phasen mit Überwärmung und Schwellung. Dann spricht man von der sogenannten entzündlich aktivierten Arthrose.
Kurz und knapp gesagt: Bei Arthrose sind die Gelenke abgenutzt, bei Arthritis sind sie entzündet.
Beide Erkrankungen können gleichzeitig auftreten und sich sogar gegenseitig begünstigen. Denn ein stark geschädigter Gelenkknorpel führt unter Umständen zu Entzündungen am Gelenk, also zu Arthritis (aktive Arthrose). Umgekehrt können auch vorübergehende Entzündungen zu Schäden am Knorpel führen, also zu Arthrose.
Der Beginn einer rheumatoiden Arthritis zeichnet sich meist mit Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken ab. Die Gelenke schwellen an und sind morgens nach dem Aufstehen schwer beweglich. Es kommt zur Morgensteifigkeit. Selten sind nur einige große Gelenke entzündet, z.B. die Kniegelenke. Oft bleibt es nicht bei Entzündungen in einzelnen Gelenken. In den ersten Wochen und Monaten nimmt die Anzahl betroffener Gelenke zu.
Auch Sehnenscheiden und Schleimbeutel können sich entzünden. Bei einigen Betroffenen bilden sich beispielsweise am Unterarm oder den Fingern Rheumaknoten. Nach jahrelanger Krankheit und unzureichender Behandlung kann ebenso die obere Halswirbelsäule betroffen sein.
Weitere Symptome können sein:
Daran wird deutlich, dass die Krankheit den ganzen Körper beeinträchtigt. Osteoporose ist eine häufige Begleiterkrankung von Arthritis. Im weiteren Verlauf kann die rheumatoide Arthritis aber auch andere Organe angreifen, zum Beispiel die Lunge, das Herz, die Blutgefäße, die Nerven oder die Augen. Ein besonderes Merkmal der rheumatoiden Arthritis ist, dass sie den Gelenkknorpel und den Knochen schädigt und ein Gelenk im schlimmsten Fall zerstören kann. Die Krankheit verläuft bei einzelnen Kranken sehr unterschiedlich. In aller Regel verschlimmert sie sich aber, wenn sie nicht behandelt wird.
Die Bandbreite der verschiedenen Arten von Arthritis ist relativ groß, weswegen wir zu Beginn einen Überblick über die jeweiligen Einteilungsmöglichkeiten geben möchten. In weiterer Folge finden Sie nähere Einblicke in die häufigsten Arten von Arthritis.
Wie wird Arthritis eingeteilt?
nach Verlauf
nach Befallsmuster
nach Lokalisation
nach Ursache
Nachfolgend werden die am häufigsten vorkommenden Formen der Arthritis näher erklärt.
Die einfachste Unterscheidung von Arthritis ist die akute und chronische Arthritis. Damit wird beschrieben, ob die Gelenkentzündung vorübergehend auftritt oder langfristig und schleichend mit unregelmäßigen Schüben.
Eine akute Arthritis tritt schnell und oft besonders intensiv auf. Sie kann jedoch relativ gut behandelt werden, wodurch in der Regel die Beschwerden ein Ende finden. Langfristige Anpassungen der Ernährung und des Lebensstils sind selten notwendig.
Eine chronische Gelenkentzündung entsteht schleichend und wird meist erst über einen langen Zeitraum zu einer spürbaren Einschränkung für die Betroffenen. Viele chronische Arthritiden sind nur schwer therapierbar und so beschränkt sich die Behandlung oft auf die Linderung der Symptome. Dazu zählen u.a. eine Veränderung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.
Rheumatismus ist einer der häufigsten Auslöser von Arthritis. Allen voran die rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis, bei der der Körper aufgrund autoimmunen Prozessen selbst die Gelenke angreift und dadurch die Entzündung des Gelenks hervorruft.
Weiters erkranken in etwa ein Drittel von Schuppenflechte (Psoriasis) Betroffenen an Psoriasis-Arthritis. In der Regel tritt die Psoriasis-Arthritis im späteren Verlauf der Krankheit auf. In Einzelfällen tritt sie gleichzeitig oder sogar vor der Schuppenflechte selbst auf.
Seltener ist hingegen die Axiale Spondyloarthritis (AxSpa), früher auch Morbus Bechterew genannt. In diesem Fall treten die Beschwerden hauptsächlich in der Wirbelsäule auf und nehmen über Jahre hinweg zu. Schätzungen zufolge erkranken in Europa etwa ein Prozent der Bevölkerung an Axialer Spondyloarthritis.
Auch im Falle von Kinderrheuma tritt häufig eine Arthritis auf. In der Medizin ist sie auch bekannt unter Juvenile Idiopathische Arthritis. Wie der Name schon sagt, sind in diesem Fall sehr junge Menschen betroffen. In den meisten Fällen ist die Lebensqualität durch die Gelenkentzündung besonders eingeschränkt. Die medizinische Ursache von Kinderrheuma-Arthritis ist bisher ungeklärt. Daher wird sie auch als „idiopathisch“ bezeichnet.
Die Psoriasis-Arthritis (auch Schuppenflechte-Arthritis oder Arthritis psoriatica genannt) ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die bei ca. einem Drittel der Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt. Sie gehört zur Sparte der rheumatoiden Arthritis und verläuft chronisch.
Bei drei von vier Betroffenen beginnt die Arthritis nach jahrelangem Bestehen der Schuppenflechte, viel seltener treten Schuppenflechte und Arthritis gleichzeitig auf oder die Arthritis zeigt sich sogar vor Auftreten der Hauterscheinungen.
Eine Psoriasis-Arthritis kann in jedem Alter vorkommen, meist tritt sie zwischen 35 und 55 Jahren auf. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig. Der chronische Verlauf äußert sich in Schüben. Dabei wechseln sich Perioden mit starken Gelenkentzündungen und solche mit weniger entzündlicher Aktivität ab.
Bei der Lyme Arthritis handelt es sich um eine Sonderform der Arthritis aus dem Kreis der sogenannten reaktiven Arthritiden.
Sie entsteht durch eine unzureichend behandelte Borreliose, ausgelöst durch Erreger, die von Zecken übertragen werden, wodurch es zu einer Abwehrreaktion des Körpers kommt und schließlich in eine Gelenkentzündung mündet.
Die Lyme-Arthritis tritt bei ca. 10 Prozent von Lyme-Borreliose Betroffenen auf.
Bei einer infektiösen Arthritis wird die Gelenkentzündung durch entsprechende Bakterien, Viren oder Pilze verursacht. Diese gelangen von außerhalb des Körpers oder aus umliegendem infiziertem Gewebe zu den Knochen am Gelenk und verursachen dort eine Entzündung.
Der Vorteil bei der infektiösen Arthritis ist, dass sie meistens vorübergehend auftritt und in der Regel heilbar ist. Denn wenn die auslösenden Erreger ausgelöscht werden, klingt normalerweise auch die infektiöse Arthritis wieder ab.
In etwa fünf Prozent der Fälle ist die infektiöse Arthritis chronisch. Das bedeutet, sie entwickelt sich schleichend über einen längeren Zeitraum und muss langfristig behandelt werden. Für eine chronisch-infektiöse Arthritis sind in der Regel andere Erreger verantwortlich als für die akute-infektiöse Arthritis.
Die reaktive Arthritis ist eine sehr seltene Form der Arthritis. Sie entwickelt sich erst nach einiger Zeit infolge eines bakteriellen Infekts eines anderen Organsystems. Dabei gelangen die Erreger nicht in das Gelenk, sondern die Gelenkentzündung tritt infolge einer Abwehrreaktion des Körpers auf. Meistens heilt eine reaktive Arthritis von selbst.
Typische Krankheitsbilder der reaktiven Arthritis sind:
Manchmal kommt es im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen zu Ablagerungen im Gelenk, die in weiterer Folge zu einer Entzündung führen. Typisches Beispiel sind Harnsäurekristalle bei Gicht oder überschüssiges Eisen bei Hämochromatose.
Arthrose beruht auf degenerativen Prozessen, also auf einer übermäßigen Abnutzung des Gelenks. Durch die Zerstörung des Gelenkknorpels kommt es auch hier zu einer Schädigung des Gelenks und seiner Funktion. Manchmal kommt es allerdings auch bei Arthrose zu entzündlichen Phasen mit Überwärmung und Schwellung. Dann spricht man von einer entzündlich aktivierten Arthrose.
Da Gelenkentzündungen sehr unterschiedliche Ursachen haben können, gibt es auch einige Arthritis-Risikofaktoren. Was bei der einen Krankheit einen bedeutenden Risikofaktor darstellt, ist in einem anderen Fall wiederum irrelevant.
Diese Arthritis-Ursachen werden unterschieden:
Infektiöse Arthritis wird durch Keime „von außen“ ausgelöst und ist deshalb nicht vererbbar. Anders sieht das bei den autoimmun-rheumatischen Erkrankungen aus. Bei einigen Formen gehen Expert:innen von der Vererbung einer genetischen Anlage aus: Kinder von Erkrankten haben demnach ein höheres Risiko, ebenso zu erkranken, als Kinder von Nicht-Betroffenen. Ob sich diese Veranlagung allerdings wirklich zur Krankheit entwickelt, hängt von weiteren Faktoren ab. Dazu zählen u.a. der Lebensstil oder Umwelteinflüsse.
Eine Arthritis Diagnose besteht aus mehreren Schritten u.a.
1. Anamnese Gespräch
Das Fundament der Arthritis-Diagnostik ist das ausführliche Gespräch zwischen Arzt und Patient:in, in dem die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben wird.
Folgende Fragen sind dabei entscheidend:
2. Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung werden die betroffenen Gelenke begutachtet und auf die Kardinalsymptome Schmerz, Schwellung, Rötung, Erwärmung und Bewegungseinschränkung untersucht.
Bereits die körperliche Untersuchung hilft, zwischen einer bakteriellen und einer nicht-bakteriellen Gelenkentzündung zu unterscheiden. Im Fallei einer bakteriellen Arthritis haben Patient:innen meist Fieber und es ist nur ein Gelenk betroffen. Dieses ist stark gerötet und überwärmt, zum Teil besteht auch ein Gelenkerguss. Sind mehrere Gelenke beteiligt und stehen die Schmerzen im Vordergrund, ist dies eher ein Hinweis auf ein rheumatisches Geschehen.
3. Blutuntersuchung
Auch die Blutuntersuchung hilft weiter. Hier bestimmt man die Entzündungswerte. Dazu gehören die weißen Blutkörperchen, C-reaktive Proteine (CRP) und die sogenannte Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Bei Verdacht auf ein rheumatisches Geschehen werden zum Beispiel der Rheumafaktor oder die CCP Antikörper analysiert. Bei einem Verdacht auf Gicht kann außerdem der Harnsäurewert im Blut ermittelt werden.
4. Bildgebende Verfahren
Zur Sicherung der Diagnose dienen dem Arzt bzw. der Ärztin verschiedene Methoden. An bildgebenden Verfahren kommen vor allem Ultraschall, konventionelles Röntgen sowie CT und MRT in Frage. Im Ultraschall lassen sich schnell und einfach Ergüsse und Entzündungen erkennen. Ein Röntgenbild kann knöcherne Veränderungen sichtbar machen.
5. Punktion des Gelenks
Liegt ein Gelenkerguss vor, also eine Einlagerung von Flüssigkeit im Gelenk, kann Ihr Arzt die Stelle punktieren. Dafür wird Gelenkflüssigkeit mithilfe einer Nadel entnommen, die dann eingehend im Labor untersucht werden kann. So lässt sich unter anderem feststellen, welche fremden Erreger die Entzündung verursachen.
Die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Arthritis ist immer der Hausarzt. Er wird Sie in weiterer Folge – je nach Beschwerdebild – etwa zu einem Facharzt für Rheumatologie, Immunologie oder Dermatologie weiter überweisen.
Rheumatoide Formen der Arthritis gelten als nicht heilbar. Infektiöse bzw. reaktive Arthritiden heilen normalerweise aus und verursachen in der Regel keine dauerhaften Gelenkdeformationen.
Eine allgemeingültige Arthritis-Therapie gibt es nicht. Denn welche Maßnahmen für die Arthritis-Behandlung geeignet sind, hängt immer von der jeweiligen Ursache der Gelenkentzündung ab.
Die Behandlung richtet sich immer nach der jeweiligen Ursache und Form der Arthritis. Nachfolgend finden Sie weitere Infos zu den Behandlungsmöglichkeiten der jeweiligen Arthritis Form.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei rheumatoider Arthritis haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Heute ist das Therapieziel, die Symptome vollkommen im Keim zu ersticken und die Krankheit zum Stillstand zu bringen. Der Rheumatologe stellt dazu eine Therapie zusammen, die auf den Patienten bzw. die Patientin zugeschnitten ist. In der Folge prüft er zusammen mit dem Hausarzt, ob diese Therapie wirkt.
1. Medikamentöse Therapie
Es gibt sehr viele unterschiedliche Mittel mit verschiedenen Wirkungen und Nebenwirkungen. Bei Erkrankungsbeginn mit vielen entzündeten Gelenken werden Glukokortikoide (Kortison) eingesetzt. Sie bekämpfen die Entzündung und damit Schmerzen und Schwellungen der Gelenke sehr rasch. Die Betroffenen sollten die Kortisontherapie jedoch wegen der Nebenwirkungen der Präparate, wenn sie über Monate und Jahre eingenommen werden, nach Angaben ihres Arztes in Tagen bis Wochen in der Dosis schnellstmöglich vermindern und nach sechs Monaten möglichst ganz absetzen. Bei jahrelanger Therapie mit Kortison gestaltet sich das Ausschleichen der Therapie schwieriger und darf immer nur so geschehen, wie es der Arzt vorschreibt.
Am wichtigsten in der Therapie ist, dass der Patient gut mit sogenannten Basismedikamenten eingestellt ist. Die Basismedikamente besänftigen das Immunsystem. Sie verzögern bzw. unterdrücken die Zerstörung der Gelenke. Das weltweit am häufigsten eingesetzte Mittel ist Methotrexat (MTX). Daneben stehen Leflunomid, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin zur Verfügung. Die Wirkung dieser konventionellen Basismedikamente setzt nicht sofort ein, sondern tritt erst nach Wochen ein. Daher ist ergänzend Kortison zu Beginn der Therapie mit seiner sofortigen Wirkung notwendig.
Große Fortschritte in der Therapie hat in den vergangenen Jahren eine neue Gruppe von Basismedikamenten gebracht, die sogenannten Biologika. Das sind biotechnologisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die Entzündungen im Körper unterdrücken. Sie wirken rascher als die traditionellen Basismedikamente und führen meist zum Stillstand der Erkrankung. Da sie Eiweiße sind, müssen sie gespritzt werden, sonst würden sie im Magen verdaut. Die Betroffenen können sich die Injektion in der Regel selbst verabreichen.
Biologika und Methotrexat werden häufig in Kombination verabreicht, um eine noch stärkere Wirkung zu erzielen. Da der Patentschutz einiger Biologika abgelaufen ist, stehen jetzt die sogenannten Biosimilars zur Verfügung. Sie sind dem Original-Biologikum ähnlich, aber nicht gleich. Eine völlig neue Gruppe der Basismedikamente, die Janus-Kinase-Hemmer, wird seit 2017 in Deutschland eingesetzt. Sie wirken direkt in der Immunzelle und können wieder als Tablette geschluckt werden – sind aber so wirksam wie Biologika. Um die Nebenwirkungen einzudämmen, sollten Betroffene mit einer medikamentösen Therapie in engmaschigen Kontrollintervallen bei ihrem Hausarzt oder dem Rheumatologen vorstellig werden.
(Quelle: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis am 05.10.22; Fachliche Beratung: Prof. Dr. Martin Aringer, Bereichsleiter Rheumatologie, Universitätsklinikum TU Dresden)
2. Nicht medikamentöse Therapie
Es gibt viele Möglichkeiten, die medikamentöse Behandlung von rheumatoider Arthritis zu ergänzen. Dazu zählt zum Beispiel die Physiotherapie (Krankengymnastik). Sie stärkt die Muskeln, verhindert, dass die Gelenke steif werden, und sorgt so dafür, dass die Patient:innen möglichst mobil bleiben. In der Ergotherapie lernen Betroffene, wie sie ihre Gelenke entlasten und trainieren, oder den Umgang mit entsprechenden Hilfsmitteln. Auch orthopädische Hilfen wie Einlagen, Gehstützen oder Schienen können im Alltag unterstützen.
Teil einer Therapie ist oft auch eine psychologische Behandlung. Sie hilft den Betroffenen, mit der Krankheit und den Schmerzen sowie häufig auftretende depressiven Verstimmungen und Ängsten umzugehen. Auch eine gesunde Ernährung kann den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen. Gesunde Ernährung bedeutet in diesem Fall: wenig rotes Fleisch, viel Fisch, Gemüse und Obst. Menschen mit rheumatoider Arthritis sollten sich außerdem so viel wie möglich bewegen, um die Gelenke fit zu halten. Hier helfen u.a. Bewegungsprogramme (Funktionstraining). Für Menschen mit Übergewicht wird empfohlen, ein Normalgewicht anzustreben. Raucher:innen sollten den Nikotinkonsum bestenfalls beenden.
3. Operation
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es auch heute noch sinnvoll oder sogar notwendig sein, die von einer rheumatoiden Arthritis befallenen Gelenke, Sehnen oder Schleimbeutel zu operieren. Dies kann auf unterschiedliche Weise passieren. Vor allem große Gelenke werden meist durch eine Gelenkprothese ersetzt. Diese Möglichkeit besteht u.a. bei schweren Schäden an der Hüfte, der Schulter oder dem Knie, aber auch bestimmten kleineren Gelenken an Fingern und Zehen. Mit diesem Gelenkersatz bleiben die Gelenke beweglich, und die Patient:innen haben anschließend viel weniger Schmerzen.
Die infektiöse Arthritis wird von Erregern ausgelöst, welche beseitigt werden müssen. Deshalb werden diese Erreger zunächst bestimmt, um dann die entsprechenden Medikamente einzusetzen. Da es meist Bakterien sind, beginnt die Behandlung mit Antibiotika oft schon vor der finalen Bestimmung und wird. ggf. anschließend nochmals adaptiert.
Ist die Entzündung bereits weit vorangeschritten, kann sich Eiter im Gelenk ansammeln. Wenn größere Eitermengen im Gelenk vorhanden sind, wird das Gelenk punktiert, das Eiter mithilfe einer Nadel abgesaugt, um in weiterer Folge den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Hinzu kommt meist eine Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten. So früh, wie es die Beweglichkeit und die Schmerzen zulassen, sollte mit Physiotherapie begonnen werden. Das ist wichtig, damit durch die Schonung des Gelenks nicht zu viele Muskeln abgebaut werden.
Eine reaktive Arthritis wird vor allem mit Medikamenten behandelt. Dazu gehören Antibiotika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel sowie in schweren Fällen Kortison und weitere Medikamente. Sobald es die Beschwerden zulassen, beginnt auch die Physiotherapie, um den Bewegungsapparat möglichst schnell wieder fit zu machen.
Bei einer Psoriasis-Arthritis spielen Medikamente eine besonders wichtige Rolle in der Behandlung. Doch eine wirksame Therapie besteht immer aus mehreren Säulen. Sind diese gut aufeinander abgestimmt, haben Patient:innen oft über Jahre gar keine Beschwerden.
1. Medikamentöse Therapie
Die Behandlung mit Medikamenten hat bei einer Psoriasis Arthritis vor allem drei Ziele:
Die sogenannten Basismedikamente verhindern die Zerstörung der Gelenke, und sie bekämpfen die Symptome der Krankheit. Sie wirken jedoch oft erst nach einer gewissen Anlaufzeit, die von sechs Wochen bis zu drei Monaten andauern kann.
Herkömmliche Basismedikamente sind zum Beispiel:
Diese Mittel hindern das Immunsystem daran, den eigenen Körper anzugreifen. Sie haben jedoch auch Nebenwirkungen.
Die neuen Basismedikamente, sogenannte Biologika oder Janus-Kinase-Inhibitoren, blockieren bestimmte Botenstoffe und unterdrücken dadurch die Entzündungen. Sie wirken meist sehr rasch und werden in der Regel gut vertragen. Im besten Fall bringen diese Medikamente sowohl die Schuppenflechte als auch die Gelenkentzündung zu Ende.
Aber auch diese Medikamente haben Nebenwirkungen: Da sie direkt in das Immunsystem eingreifen und dieses unterdrücken, sind Betroffene anfälliger für Infekte.
Herkömmliche und neue Basismedikamente können gut kombiniert werden, jedoch lässt sich durch beide Gruppen keine Heilung der Psoriasis Arthritis erzielen.
Gegen Schmerzen helfen Mittel, die man auch aus anderen Zusammenhängen kennt. Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac kommen auch gegen Kopf- oder Zahnschmerzen zum Einsatz. Sie gehören zur Gruppe der kortisonfreien Antirheumatika (NSAR).
Problematisch in der Therapie einer Psoriasis-Arthritis ist Kortison. Es wirkt schnell und bekämpft Schuppenflechte und Gelenkentzündung sehr wirkungsvoll. Allerdings hat auch dieses Mittel negative Nebenwirkungen. Betroffene nehmen an Gewicht zu, ihre Haut verändert sich, manche entwickeln einen hohen Blutdruck, Osteoporose oder Diabetes mellitus. Nach Absetzen des Kortisons blüht die Schuppenflechte geradezu wieder auf, daher sollte Kortison besser bei Bedarf nur lokal, zum Beispiel als Spritze in ein entzündetes Gelenk, verabreicht werden.
2. Nicht-medikamentöse Therapie
Medikamente sind der wichtigste Baustein in der Therapie einer Psoriasis-Arthritis. Dennoch gibt es viele weitere Möglichkeiten, um die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern:
Die Beweglichkeit zu erhalten, ist auch das Ziel des speziell für Rheuma-Patient:innen entwickelten Funktionstrainings. Es kann als Trockengymnastik oder im warmen Wasser stattfinden.
Nicht zu empfehlen sind dagegen Sportarten wie Fußball oder Skifahren, weil dabei die Gelenke zu sehr belastet werden.
Ob sich eine Arthritis mithilfe einer bestimmten Diät bessert, kommt natürlich auf die Ursache der Gelenkentzündung an. So lässt sich z. B. eine bakterielle Arthritis nicht durch die Ernährung beeinflussen.
Bei anderen Arthritis Ursachen sieht das schon anders aus: So ist eine purin-, fruktose- und alkoholarme Ernährung bei Gicht von essenzieller Bedeutung. Bei Menschen mit rheumatoider Arthritis können bestimmte Lebensmittel oder Getränke entzündliche Schübe auslösen, während manche Nahrungsmittel davor schützen. Hier macht es also durchaus Sinn, die Ernährung entsprechend anzupassen. Auch Fasten oder eine vegane Diät scheinen sich positiv auf rheumatisch bedingte Gelenkentzündungen auszuwirken.
Mildern lassen sich die konkreten Beschwerden im Rahmen einer Arthritis oft durch eine entzündungshemmende Ernährung.
Hier gelten folgende allgemeine Empfehlungen:
Lieber nicht:
Empfohlen:
Einen auf sie zugeschnittenen Plan für Ihre Arthritis-Ernährung kann jedoch nur ein Experte aufstellen, der Ihren individuellen Krankheitsverlauf, Ihren allgemeinen Gesundheitszustand und Ihre Ernährungsgewohnheiten kennt.
Generell sollte der Vitaminhaushalt immer gut gefüllt sein. Das gilt umso mehr, wenn der Körper mit Heilungsprozessen beschäftigt ist (wie z. B. bei der bakteriellen Arthritis) oder mit chronischen Erkrankungen umgehen muss.
Bei chronischer Arthritis ist es sinnvoll, bestimmte Vitamine (C, B-Vitamine und vor allem Vitamin D) regelmäßig zu überprüfen und einen eventuellen Mangel schnellstmöglich zu beheben.
Vor allem Vitamin D spielt eine bedeutende Rolle, denn es fördert die Kalziumaufnahme aus dem Darm und ist deshalb für die Kräftigung der Knochen wichtig. Von Selbstmedikation ohne ärztlichen Rat wird dringend abgeraten! Überdosierungen von Vitamin D können Herzrhythmusstörungen und Nierenschäden zur Folge haben.
Folgende Empfehlungen können helfen Arthritis vorzubeugen:
Bei einer bakteriellen Gelenkentzündung gehören kühlende Umschläge, Hochlagern und Ruhigstellen des betroffenen Gelenks zu den Allgemeinmaßnahmen. Sie begünstigen das Abschwellen und lindern den Schmerz. Physikalische Anwendungen können auch bei einer chronischen, rheumatoiden Arthritis durchaus hilfreich sein. Im Stadium der Entzündung raten Ärzte zur Kälte, z. B. durch feuchte Wickel oder kühlende Schmerzgele. Von Wärme wird bei Entzündungen abgeraten, da diese den Prozess weiter anheizen kann.
! In jedem Fall gilt es, dies mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, welcher eine auf sie individuell zugeschnittene Empfehlung ausspricht. !
Bei Vorliegen von Gicht oder Osteoporose ist Alkohol nicht zu empfehlen.
Bei rheumatoider Arthritis ist moderater Alkoholkonsum mitunter erlaubt. Aber beachten Sie: Überschreiten Sie eine Dosis von 30 Gramm Alkohol am Tag, überwiegen die schädlichen Einflüsse. Diese Dosis haben Sie bei zwei Gläsern Wein oder zwei Flaschen Bier bereits überschritten.
Es kommt auf die Ursache der Arthritis an, ob eine spezielle Diät zielführend ist. Ist sie infektiös bedingt, ist eine Diät überflüssig. Anders sieht es im Falle von rheumatoider Arthritis aus. Hier wird eine entzündungshemmende Ernährungsweise empfohlen.
In diesem Fall gilt es tierische und fettreiche Kost, sowie Alkohol zu reduzieren bzw. zu meiden.
Empfehlenswert sind fettarme Milchprodukte, sowie Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Omega 3 Fettsäuren - dazu zählen u.a. Makrele, Lachs und Hering sowie Raps-, Soja-, Walnuss- und Leinöl.
Einen großen Stellenwert hat ebenso der Genuss von frischem Obst und Gemüse.
Die Diagnose Arthritis bedeutet nicht, dass Sie automatisch pflegebedürftig sind. Jedoch können chronische Gelenkentzündungen für den Moment oder im weiteren Verlauf sehr einschränkend sein, sodass dann in vielen Fällen ein Pflegebedarf vorliegt. In diesem Fall haben Sie gegebenenfalls einen Anspruch auf die Zuerkenntnis einer Pflegestufe oder im Falle einer bereits bestehenden Pflegestufe mitunter einen Anspruch auf eine Erhöhung dieser.
Prüfen Sie daher unbedingt Ihren Anspruch, um gegebenenfalls finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Eine chronische Gelenkentzündung führt oft schleichend zu großen Einschränkungen, sodass bestimmte alltägliche Bewegungen für die Betroffenen mit einem Mal unmöglich werden. Doch es gibt zahlreiche Hilfsmittel, die Menschen mit Arthritis ihre Selbständigkeit zurückgeben. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für viele Hilfsmittel, wenn eine anerkannte Pflegestufe vorliegt.
Beispielsweise ist die Anschaffung einer Gehhilfe förderbar, egal ob es sich dabei um einen Rollstuhl oder einen Rollator handelt. Aber auch Kleinigkeiten können bei Arthritis viel bewirken und werden gefördert, dazu gehören zum Beispiel eine Greifzange oder eine Anziehhilfe (Adaptionshilfen). Was wirklich hilft, hängt im Einzelfall ganz davon ab, welche Bewegungsabläufe die größten Schwierigkeiten bereiten.